Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
Kompromisse finden
Ein Zielkonflikt lässt sich lösen, indem beide Parteien die Ziele des anderen Beteiligten erkennen und respektieren, dass es unterschiedliche Ziele gibt.
Erkennen: Wir erkennen, dass wir unterschiedliche Ziele haben und dass es dadurch ganz natürlich ist, dass wir in verschiedene Richtungen ziehen. Es liegt keine persönliche Störung vor, sondern »nur« ein Zielkonflikt.
Benennen: Wir zeigen dem anderen unsere Erkenntnis darüber auf.
Verdeutlichen: Wir beschreiben unsere eigenen Ziele und bitten den anderen, die seinigen darzustellen.
Respekt: Wir respektieren die unterschiedlichen Ziele des anderen und bitten ihn, auch unsere Ziele zu respektieren.
Lösungssuche: Anschließend beleuchten wir ausgiebig, sachlich und konstruktiv, ob es eine gute Lösung gibt, die allen Zielen gerecht wird.
Priorität setzen: Sollte das nicht möglich sein, erfolgt eine für alle erkennbare Rangfolge der Ziele.
Entscheidungsinstanz: Im Unternehmen entscheidet darüber die hierarchisch nächsthöhere Führungskraft. Sollte diese dazu nicht befugt sein, wendet sie sich an die wiederum nächsthöhere Führungskraft.
Im Privatleben gibt es lediglich im Familiensystem eine Art natürlicher Ordnung: Nach der Reihenfolge des Eintritts ins System bemisst sich Über- und Unterordnung. Eltern haben Vorrang vor den Kindern und ältere Kinder vor jüngeren Geschwistern, entsprechend der Geschwisterfolge. Zwischen Freunden und Nachbarn gibt es keine Hierarchie. Hier müssen wir jedes Mal wieder neu aushandeln, wer sich durchsetzt, wer nachgibt, ob es einen Kompromiss gibt oder wie weiter mit diesen unterschiedlichen Zielen umgegangen werden soll.
Übung
Welche Zielkonflikte erlebe ich an meinem Arbeitsplatz?
Gibt es Zielkonflikte, die ich in meinem privaten Umfeld beobachte?
Was ist nötig, um sie zu lösen?
Der Bewertungskonflikt
Wie oft kommt es doch vor, dass man mit dem eigenen Partner nicht einer Meinung ist, obwohl man bei einem Anliegen dasselbe Ziel hat, im Grunde ähnliche Ansichten und dennoch zu einem unterschiedlichen Ergebnis kommt. Sei es der gemeinsame Urlaub oder die Suche nach einer Wohnung oder eine andere für beide wichtige Entscheidung. Man erlebt immer wieder, dass trotz endloser Diskussionen keine Einigung eintritt.
Selbst wenn zwei Personen das gleiche Ziel haben und ihnen die gleichen Informationen vorliegen, kommt es vor, dass sie diese unterschiedlich bewerten. Sie kommen dann zu verschiedenen Ergebnissen. Oder sie haben eine unterschiedliche Einschätzung darüber, mit welcher Person, mit welchem Produkt, mit welcher Methode oder auf welchem Weg ihre gemeinsamen Ziele am besten erreicht werden können.
Grundsätzlich gilt: Viele Wege führen nach Rom. Vermutlich hat jede Sicht ihre Berechtigung. Aber im Bewertungskonflikt ist jeder davon überzeugt, dass einzig und allein sein Weg der richtige ist.
Ein Beispiel? Selbst wenn allen Bürgern in Deutschland die gleichen Informationen zum Thema Atomkraftwerke vorliegen würden, so kämen sie doch bei der Einschätzung der Chancen und Risiken zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während es für die einen vollkommen klar ist, dass der weitere Betrieb und Ausbau von Atomkraftwerken sinnvoll und richtig ist, sehen andere darin eine nicht zu verantwortende Gefahr und schließen eine Zukunft mit Atomkraftwerken rigoros aus. Das hat mit ihren eigenen Welten zu tun (siehe Seite 72 ff.). Aufgrund ihrer Erfahrungen, Prägungen und Werte bewerten sie die Chancen und Risiken unterschiedlich und kommen zu verschiedenen Ergebnissen.
Unterschiedliche Bewertungen respektieren
Ein Bewertungskonflikt lässt sich lösen, indem wir die Gedanken des anderen Beteiligten anhören und respektieren, dass er zu einer unterschiedlichen Bewertung kommt.
Informationen sichern: Wir tragen noch einmal die gemeinsame Datenbasis zusammen, um sicherzustellen, dass allen die gleichen Informationen zur Verfügung stehen.
Lösungsmöglichkeiten vergleichen: Anschließend stellen wir die umstrittenen Lösungsmöglichkeiten zum Vergleich gleichberechtigt nebeneinander. Wir überlegen gemeinsam, inwieweit es noch weitere Alternativen gibt, und fügen diese bei Bedarf hinzu.
Lösungen beleuchten: Zu jeder einzelnen Lösungsmöglichkeit sammeln wir die Vor- und Nachteile und gewichten sie nach ihrer Bedeutung.
Neutrale Sichtweisen einholen: Bei Bedarf ziehen wir Expertenwissen von außen hinzu.
Lösungssuche: Damit nehmen wir jede Bewertung ernst und beleuchtensie noch mal
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