Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

entstehende Kränkungen somit tief treffen und extreme Reaktionen hervorrufen.
     
    Frau Braun ist Mutter von drei Kindern. Ihre Töchter sind ihr Ein und Alles, und sie lebt ihre Mutterrolle mit ganzem Herzen. Gern erzählt sie ihren Kolleginnen kleine Geschichten aus ihrem Familienalltag. Seit einiger Zeit ärgert sie sich über ihre Kollegin, Frau Jakob. Diese ist kinderlos, hat aber zwei Wohnungskatzen, in die sie offensichtlich vollkommen vernarrt ist. Wenn Frau Braun nun von ihren Töchtern erzählt, passiert es regelmäßig, dass Frau Jakob meint, das wäre genau wie bei ihren Katzen. Frau Braun findet es unmöglich, dass ihre Kinder mit »Viechern« verglichen werden. Bislang hat sie ihren Ärger darüber heruntergeschluckt, aber gestern hat sie es Frau Jakob endlich mal gesagt. Frau Jakob ist daraufhin vollkommen ausgeflippt und meinte, dass ihre Katzen keine Viecher seien und die Töchter von ihr keinen Deut wertvoller wären als ihre Katzen. Es entstand ein heftiger Streit, in dem sich beide ihr gegenseitiges Unverständnis an den Kopf warfen. Seitdem herrscht zwischen den beiden Funkstille.
     
    Toleranz: die einzige Lösung
    Wertekonflikte lassen sich nicht lösen. Sie haben ihre Wurzeln tief in unserem Inneren und sind das Ergebnis unserer gelebten Erfahrung. Sie haben für uns eine große Bedeutung und stehen nicht zur Diskussion. Hier ist wichtig, dass wir unsere Werte für uns erhalten, sie aber niemandem überstülpen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen anderen im Streit von unseren Werten überzeugen, geht gegen Null. Denn auch für ihn sind seine Werte tief im Inneren verwurzelt und stehen nicht zur Diskussion. Kritik trifft an dieser Stelle sehr tief und führt rasend schnell zu Verletzung und erbittertem Kampf ums Recht. Ein respektvoller Abstand zur Wirklichkeit des anderen hilft, auch die Werte des anderen zu akzeptieren. Vor allem ist hier unsere Toleranz gefragt.
Frühzeitig erkennen: Im Umgang mit einem Wertekonflikt ist es wichtig, dass wir ihn frühzeitig als solchen erkennen, bevor zu viel Verletzung erfolgen konnte.
Konfliktart benennen: Wir können dem Konfliktpartner unseren Eindruck mitteilen, dass wir an dieser Stelle verschiedene Werte haben und dass es wenig Sinn hat, darüber zu streiten, da keiner seine Werte verändern wird. Wir müssen diese Einsicht aber nicht immer ansprechen. Es reicht oft aus, wenn wir uns selbst darüber bewusst werden und entsprechend anders denken und handeln.
Unlösbarkeit erkennen: Wir machen uns bewusst, dass wir einen anderen nicht von unseren Werten überzeugen können.
Toleranz üben: Wir respektieren den Wert des anderen und üben uns in Toleranz. Gleichzeitig behält unser Wert für uns selbst weiterhin Richtigkeit.
 
    Wir wissen, dass wir nur uns selbst ändern können. In diesem Sinne könnte Frau Braun bemerken, dass der Kollegin ihre Katzen sehr nahestehen und sie ihr scheinbar genauso wichtig sind wie ihr die Kinder. Sie würde sich den Unterschied zu ihren eigenen Werten verdeutlichen. Für sie
sind Katzen »nur« Tiere und stehen in der Rangfolge weit hinter Kindern. Sie müsste sich darauf konzentrieren, dass sie den Wert von Frau Jakob respektiert, ohne ihn zu teilen. In Zukunft erlaubt sie Frau Jakob den Vergleich und stört sich nicht mehr weiter daran. Bemerkt sie, dass es sie trotzdem weiterhin nervt, weiß sie, dass sie an sich arbeiten muss, oder sie meidet die Situation, ohne Frau Jakob zu verurteilen.
    Frau Jakob könnte die gleiche Erkenntnis haben. Um den Wert von Frau Braun zu respektieren, hört sie zukünftig den Geschichten von Frau Braun über ihre Töchter zu, ohne einen Vergleich zu ihren Katzen herzustellen. Sie toleriert die Empfindsamkeit von Frau Braun an dieser Stelle. Sie erzählt weiterhin Geschichten über ihre Katzen, allerdings in einem anderen Zusammenhang.
     
    Wertekonflikte haben eine sehr große Bedeutung im allgemeinen menschlichen Miteinander. Nur wenn wir uns in Toleranz üben, können wir ein friedliches Auskommen mit anderen Kulturen, Vorlieben und Herzensanliegen ermöglichen. Bitte bedenken Sie: Jeder hat ein Recht auf seine Werte.
    Die Kunst dabei ist, unsere eigenen Werte mit Überzeugung zu leben und gleichzeitig andere, teilweise gegenteilige Werte zu respektieren. Solange wir einander von der Richtigkeit unserer Werte überzeugen wollen, werden Kränkung, Konflikt und sogar Krieg nicht zu verhindern sein.
     
    Rollenkonflikt
    Wir alle übernehmen verschiedene soziale Rollen wie Mutter,