Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
Angestellte und Nachbarin (siehe Seite 140 ff.). Rollenkonflikte haben unterschiedliche Ursachen:
Eine Person wird in ihrer Rolle nicht anerkannt.
Zum Beispiel: Die neue Führungskraft war vorher ein Kollege. Ihre Anweisungen werden von den Mitarbeitern nicht richtig ernst genommen.
Eine Person kann sich nicht mit ihrer Rolle abfinden.
Zum Beispiel: Die Sekretärin soll Kaffee kochen und die Tassen abwaschen. Sie empfindet diese Aufgaben als »niedere Dienste« und fühlt sich ausgenutzt oder erniedrigt.
Eine Person soll zwei sich widerstreitende Rollen gleichzeitig übernehmen.
Zum Beispiel: Der Abteilungsleiter ist gleichzeitig im Betriebsrat und muss damit sowohl Unternehmens- als auch Mitarbeiterinteressen vertreten. Er steckt damit ebenso in einem Zielkonflikt.
Rollen beschreiben und akzeptieren
Zur Lösung eines Rollenkonflikts trägt es bei, die Rollen klar zu beschreiben und zu akzeptieren. Im Unternehmen sorgt die Führungskraft für Rollenklarheit. Sie entscheidet im Sinne der Firma, wer für was zuständig ist und welche Anforderungen an eine Rolle gestellt werden.
Im Privatleben müssen wir das selbst übernehmen. Es gibt keine Vorschriften. Deswegen ist es ganz natürlich, dass wir immer wieder Rollen klären oder verändern müssen. Mithilfe der Techniken des klärenden Sprechens und des annehmenden Zuhörens (siehe Seite 90 ff.) verhandeln wir bei Bedarf über unsere gegenseitigen Rollenvorstellungen. Manchmal sind Rollen eingefahren. Unser Umfeld hat sich daran gewöhnt, dass wir etwas in bestimmter Weise übernehmen, und wir wollen es ändern. Dann ist es natürlich schwerer und erfordert mehr Ausdauer, Austausch, Konsequenz und Geduld.
Beziehungskonflikt
Bei einem Beziehungskonflikt erleben die Betroffenen eine unangenehme, störende zwischenmenschliche Spannung. Sie mögen einander nicht. Entweder einfach so, weil die Chemie nicht stimmt, oder es steckt ein ungelöster Konflikt dahinter. Die Gründe für eine Ablehnung können Kleinigkeiten sein, weil einer vielleicht griesgrämigist, zu viel redet, zu dominant auftritt, ständig grinst oder weil man sich einfach an seiner Art stört. Auch Angewohnheiten und Ticks eines anderen können dahinterstecken wie Schmatzen, häufiges Räuspern oder nervöses Zucken. Und es können schwerwiegendere Gründe sein, weil wir vom anderen verletzt, betrogen, verraten oder verstoßen worden sind. Vielleicht lehnen wir jemanden auch nur deswegen ab, weil er uns an einen anderen erinnert, den wir nicht leiden können. Es gibt einfach grenzenlos viele Gründe für einen Beziehungskonflikt, und das Besondere an dieser Konfliktart ist, dass bereits kleinste Kleinigkeiten ausreichen, um eine Störung herbeizuführen.
Zum Beispiel: Die neue Führungskraft sagt zu ihrer Mitarbeiterin, dass sie unbedingt abnehmen müsse.
Die Lösung: bewusstes Konfliktmanagement
Um einen Beziehungskonflikt zu lösen, brauchen wir alle Techniken des Konfliktklärungsprozesses.
Vorsicht: Im Unternehmen reicht es nicht aus, wenn beispielsweise die Führungskraft an die Mitarbeiter appelliert, dass sie sich zusammenraufen sollen. Besser ist es, wenn sie in Vier-Augen-Gesprächen die jeweilige Sicht aller Beteiligten anhört, Verständnis für die persönlichen Empfindungen zeigt, gleichzeitig jedoch ein angemessenes Rollenverhalten im Sinne des Arbeitsvertrags einfordert. Der Chef kann verlangen, dass sich die Konfliktparteien auf geschäftsmäßiger Ebene korrekt zueinander verhalten. Um bereits entstandene Spannungen wieder zu beruhigen, moderiert er eine Aussprache zwischen den Parteien.
Im Privatbereich gibt es niemanden, der die Macht hat, von den Betroffenen einen vernünftigen Umgang miteinander einzufordern. Nur wir selbst entscheiden, ob und wie wir uns mit dem Konfliktpartner auseinandersetzen. Unser Wunsch nach einem friedlichen Miteinander, unsere Fähigkeit zu Toleranz und eine konstruktive Grundhaltung sind Voraussetzung dafür.
Alles ist Beziehung
In der Regel enden auf Dauer alle vorher beschriebenen Konfliktarten in einem Beziehungskonflikt. Die Betroffenen können einander nicht mehr akzeptieren. Hilfreich ist es, wenn sie im Rahmen einer konstruktiven Auseinandersetzung den wirklichen Ursprung ihrer Störung finden und die richtigen Ursachen erkennen. Das versachlicht den Konflikt, entspannt die strapazierte Beziehungsebene und vereinfacht eine Lösung enorm.
Das Ende einer guten nachbarschaftlichen Beziehung
In unserem einleitenden Beispiel
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