Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
handelt es sich um einen Bewertungskonflikt. Claudia Kopp ist überzeugt davon, dass man seinen Müll nicht vor die Haustür stellt. Sie bewertet ein solches Verhalten als Rücksichtslosigkeit und Zumutung gegenüber den Nachbarn. Herr Holzer findet es vermutlich eher in Ordnung, seinen Müll kurzzeitig vor die Tür zu stellen.
Übung
Welche Konfliktarten erlebe ich …
in meinem privaten Umfeld?
im beruflichen Umfeld?
Welche Erkenntnisse kann ich daraus für mich ableiten?
Halten wir fest: Es gibt unterschiedliche Konfliktarten. Hinter jeder steckt eine andere Grundproblematik. Ein Wertekonflikt ist nicht lösbar. Er erfordert Toleranz. Alle Konfliktarten entwickeln sich auf Dauer zu einem Beziehungskonflikt.
Tipps:
Überlegen Sie, um welche Konfliktart es eigentlich geht. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass es nur nachvollziehbar und natürlich ist, dass Sie mit der anderen Partei darüber in Streit geraten sind.
Werden Sie sich Ihrer Wahlmöglichkeit gewahr. Pflegen Sie die Beziehungsebene und stellen Sie auf der Sachebene die Gründe des Konflikts dar.
Laden Sie Ihren Konfliktpartner dazu ein, mit Ihnen einen guten Weg zur Lösung zu finden.
Eskalationsstufen: Wenn Konflikte außer Kontrolle geraten
Konflikte neigen dazu, sich immer weiter auszubreiten, solange man sie nicht löst oder zumindest eindämmt. Das Modell der Eskalationsstufen beschreibt die einzelnen Schritte der Konfliktverschärfung, vom Beginn einer kleinen Reiberei bis zum erbitterten Kampf ums Recht.
Konflikte sind nicht statisch. Sie neigen dazu, sich weiterzuentwickeln und immer schlimmer und unheilvoller zu werden. Es gibt einen unschönen, aber passenden Vergleich: das Krankheitsbild Krebs. Lässt man einen Krebs über längere Zeit unbehandelt, so neigt er dazu, sich immer mehr auszubreiten. Er wird dadurch zunehmend gefährlicher und stellt letztendlich eine lebensbedrohliche Krankheit für den Körper dar. Für die meisten Krebsarten gilt: Je früher man die Symptome entdeckt und behandelt, desto größer sind die Heilungschancen. Das Gleiche gilt für den Umgang mit Konflikten.
Der Organisationsberater Friedrich Glasl (Konfliktmanagement 2004, S. 233 ff.) beschreibt die Eigendynamik, mit der sich ein Konflikt immer weiter verschlimmert, in einem Modell mit neun Phasen. Dieser Eskalationsprozess führt die Beteiligten Schritt für Schritt in einen Abgrund, in dem zunehmend »unmenschliche Energien« freigesetzt werden.
Das Eskalationsmodell beschreibt eine Abwärtsbewegung in Form einer Treppe mit neun Stufen. Mit Betreten der jeweils nächsten Stufe sinkt das Niveau der Konfliktparteien und wird zunehmendvon Gewalt dominiert. Denken und Handeln werden immer weniger durch den Verstand der reifen Person gesteuert, immer niederere und instinktivere Verhaltensweisen kommen zutage. Dahinter wirkt wieder unser uraltes Grundprogramm (siehe Seite 26).
Stufe 1: Auf Abstand gehen
Irgendeine Situation lässt einen Konflikt entstehen. Negative Gefühle tauchen auf (siehe Seite 19). Dadurch verändert sich die vorher vielleicht unbefangene, herzliche Beziehung zum anderen. Sie kühlt ab, und die Betroffenen gehen emotional auf Distanz. Sie sind jetzt nicht mehr vollkommen offen und wohlwollend, sondern etwas reservierter und kühler zum anderen.
Stufe 2: Streitereien
Noch glauben die Beteiligten, dass sie den Gegner mit ihren Argumenten davon überzeugen können, dass sie im Recht sind. Jeder stellt seine Sichtweise immer wieder mit anderen Worten dar und versucht die Schwächen und Fehler in der Sicht des anderen aufzuzeigen. Es wird dabei nicht aufmerksam zugehört, was der andere sagt. Das Interesse, ihn wirklich zu verstehen, steht hinter dem Interesse, ihn von der Richtigkeit des eigenen Standpunktes zu überzeugen, zurück. Es ist ein Schlagabtausch entsprechend dem ursprünglichen Konfliktverhalten (siehe Seite 103 ff.). Die Beziehungsebene wird dadurch weiter belastet, und auf der Sachebene ist keine Klärung möglich.
Stufe 3: Konsequenzen ziehen
Nun glaubt keiner mehr daran, dass sich der Konflikt durch Worte lösen lässt. Die bisherigen Auseinandersetzungen haben deutlich gemacht, dass der andere uneinsichtig und unnachgiebig ist. Jetzt werden alle Hoffnungen auf aktives Handeln gesetzt. Die Betroffenen ziehen ihre Konsequenzen. Sie gehen einander aus dem Weg, senden sich abweisende körpersprachliche Signale oder geben Informationen nicht weiter.
Stufe 4: Verstärkung einholen
Die
Weitere Kostenlose Bücher