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Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Titel: Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patmos
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Diktat ihres Mannes an seinen Schreiber gestürzt. „Du musst etwas tun, Ludwig! Die Leute leiden schrecklich! Sie sterben und haben keine einzige glückliche Minute in ihrem Leben gehabt!“ „Elli, nun beruhige dich doch erst einmal“, hatte Ludwig gesagt und sie sanft in einen Sessel gedrückt. „Und nun erzähl mal der Reihe nach.“ Ludwig hörte ihr aufmerksam zu. Und auch, wenn er selbst das vielleicht ein bisschen anders sah, so konnte er seiner Frau doch keinen Wunsch abschlagen. Er erlaubte also Elisabeth, den Menschen zu helfen. Und das tat sie dann auch! Sie packte Brot und Getreide, Öl, Wein und Leinen in ihre Körbe und brachte sie den Armen. Sie pflegte die Kranken und verkaufte so manches Silber aus der Burg, um eine Arznei für sie davon zu besorgen. Am Ende überredete sie ihren Mann sogar dazu, ein Haus zu eröffnen, in das die Kranken kommen konnten, um sich pflegen zu lassen – und das ganz umsonst! Und jetzt wollte er sie nicht mehr zu „ihren“ Menschen gehen lassen, ihnen nichts mehr abgeben? Was war bloß los mit ihm?
    „Das kann nur Heinrichs Idee gewesen sein“, dachte Elisabeth grimmig. Heinrich, der Bruder ihres Mannes, war gestern Abend zum Abendessen auf der Burg erschienen. Elisabeth konnte Heinrich nicht ausstehen, aber das ging Heinrich mit Elisabeth nicht anders. Sie hatte die beiden tuscheln gesehen, und nach dem Essen hatte Ludwig sie tatsächlich ins Bett geschickt. „Wie ein kleines Mädchen“, dachte Elisabeth wütend. „Bestimmt hat Heinrich ihm wieder irgendwas davon erzählt, dass er schließlich ein Adliger sei und sich nicht um die elenden Faulenzer von Bauern undGesindel kümmern könne“, überlegte sie. Grübelnd legte sie sich auf ihr Bett.
    Nach einer Weile klopfte es an die Tür. „Elli?“, rief Ludwig leise von draußen. Elisabeth war noch immer wütend und so antwortete sie ihm nicht. Da öffnete Ludwig vorsichtig die Tür und schaute um die Ecke. „Elli, nun sei mir nicht böse“, sagte er und setzte sich zu ihr aufs Bett. Er stricht ihr über die Haare und streichelte ihre Wange. „Es ist nur … Wir sind eben die Landgrafen und sie unsere Untertanen. Wir können nicht so tun, als gäbe es da keinen Unterschied.“ „Doch, weil sie nämlich genauso Hunger und Durst haben wie wir und weil sie Schmerzen haben, wenn sie krank sind, aber keinen Arzt, der ihnen hilft!“, rief Elisabeth aufgebracht. „Ja, Elli, ich weiß. Nur im Moment habe ich ein bisschen Schwierigkeiten deswegen. Die anderen Adligen lachen über mich hinter meinem Rücken. Tu mir den Gefallen und geh in den nächsten Tagen nicht in die Stadt. Danach sehen wir weiter.“ „Aber nur dir zuliebe“, lenkte Elisabeth grummelnd ein, „nur weil ich dich so lieb habe!“ Ludwig musste lachen. „Komm her, meine Elli“, sagte er und nahm sie in den Arm.
    In dieser Nacht konnte Elisabeth nicht schlafen. „Ich muss einen Weg finden, den Menschen in der Stadt trotzdem zu helfen“, dachte sie. Und als es Morgen wurde, hatte sie eine Idee, wie ihr das gelingen könnte.
    Nach dem Frühstück, als alle an ihre Arbeit gegangen waren, nahm sie sich einen Weidenkorb aus der Küche und schlüpfte ungesehen in die Speisekammer. Hier nahm sie von allem ein bisschen, sodass wohl niemand auffallen würde, dass etwas fehlte. Den Rest des Korbes füllte sie mit Brot. „Das ist bis heute Abend sowieso hart und dann landet es wieder bei den Schweinen“, dachte Elisabeth. Ludwig war zu einem befreundeten Adligen ausgeritten und würde sicher nicht vor dem Dunkelwerden wieder zu Hause sein. Also ging sie zu ihrer Magd und sagte: „Martha, ich werde spazieren gehen, ich brauche frische Luft und ein bisschen Einsamkeit. Falls mich irgendwer vermisst, sag ihnen doch, ich läge mit Kopfschmerzen im Bett.“ Sie zwinkerte Martha zu und Martha zwinkerte mit einem verschwörerischen Lächeln zurück. Auf sie konnte Elisabeth sich verlassen!
    Dann machte sie sich mit ihrem prallvollen Korb auf den Weg. Sie wollte durch den Wald hinunter in die Stadt gehen, dann würde sie niemand sehen. Doch kaum war sie ein paar Schritte vom Burgtor entfernt, als sie einen Reiter kommen sah. Und je näher er kam, desto deutlicher konnte sie erkennen, dass es Ludwig war! Da hatte sie sich wohl ordentlich verrechnet. Sie ging immer langsamer und Ludwig zog die Zügel seines Pferdes an, bis die beiden voreinander stehen blieben. „Hallo, meine Elli“, sagte Ludwig und sprang vom Pferd, „wo willst du denn schon so früh

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