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Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Titel: Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patmos
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kannte. Aber dann kehrte er zu seinem Thron zurück. „Also, er wird golden sein, und ich werde einen von diesen tollen Lorbeerkränzen auf dem Kopf haben.“ Florian musste grinsen. Das würde witzig aussehen auf seinen roten Haaren. Da war es wieder, das Knistern und Knacken und Zischen. Florian hörte ein bisschen genauer hin. Es war ihm, als würde ihm jemand etwas zuflüstern. Aber er verstand nicht, was. Er spitze die Ohren und hörte noch genauer hin. „Vorsichchchcht! Heisssssssssssssssss“, meinte er jetzt zu hören. Da schaute er auf – und aus der Haustür quoll dicker schwarzer Rauch. Florian blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Er sprang auf und rannte zur Hofecke. „Hilfe! Feuer! Schnell, kommt her und helft mir!“, brüllte er in die Gasse.
    Dann rannte er zurück in den Hof. „Lucius!“, fiel es ihm siedend heiß ein, „er ist noch da drin!“ Und in diesem Moment hörte er auch schon das vertraute Schreien seines Bruders. Das Feuer war im Untergeschoss ausgebrochen und Lucius schlief im oberen Zimmer. Doch nun schlugen schon die Flammen aus der Tür – Florian würde es nicht schaffen, zu Lucius nach oben zu gelangen. Da hörte er wieder das Knacken und Knistern, das Fauchen und Zischen und die Stimmen, die darin steckten. „Wenn die Flammen mit mir reden können, dann kann ich vielleicht auch mit ihnen reden?“, dachte sich Florian. Und dann flüsterte er:
    „Du Flamme und Zunge,
    das Feuer ist dein,
    hör mich armen Jungen,
    und lass das Brennen sein.“
    Florian hatte keine Ahnung, ob das Feuer gerne reimte, aber es war ihm so über die Lippen gekommen. Und wenn er genau hinschaute, hatte er wirklich das Gefühl, dass das Feuer kleiner geworden war. Und so flüsterte er seinen Reim immer wieder und immer weiter, bis die ersten Nachbarn in den Hof gestürmt kamen. „Los, wir müssen eine Kette mit Wassereimern organisieren!“, riefen sie. Aber irgendwie waren alle so kopflos, dass es ewig dauerte, bis sie sich aufgestellt hatten.
    Florian redete weiter mit dem Feuer. Es wurde eindeutig kleiner und er wagte sich ein bisschen näher heran. Der Vater seines Freundes Lucill stand am Kopf der Wassereimerkette und jetzt direkt neben Florian. Da fiel Florians Blick plötzlich auf den kleinen Holzeimer, in dem seine Mutter heute Morgen das Geschirr abgewaschen hatte. Das Wasser war noch drin. Florian schnappte sich den Eimer und ging damit auf den Hauseingang zu. „Florian, komm wieder her!“, rief der Vater seines Freundes. „Mit so einem winzigen Eimer wirst du nichts ausrichten können und dir nur die Haare verbrennen. Warte, bis die Kette funktioniert, und lass mich das machen, ich bin schließlich schon erwachsen!“ Aber Florian war nicht mehr aufzuhalten. Er flüsterte weiter mit dem Feuer. Als er endlich mit dem kleinen Eimer so nah an der Eingangstür war, dass er das Wasser in die Flammen schleudern konnte, schwenkte er den Eimer, und während er das Wasser ausgoss, rief er: „Tu dich aus, Feuer!“ Das Wasser klatschte in den Hausflur – und das Feuer war aus.
    Fassungslos stand der Vater seines Freundes da und schaute erst auf Florian, dann auf den winzigen Eimer in seiner Hand. Und weiler nicht „Stopp“ gerufen hatte, landete der erste Eimer der Löschkette jetzt auch noch auf seinen Füßen. „Wie hast du das gemacht?“, fragte er Florian. Aber Florian dachte an nichts anderes als seinen kleinen Bruder und stürmte ins Haus. Zwei Minuten später kam er mit versengten Haaren und einem rotgesichtigen schreienden Bündel aus dem Haus. In diesem Moment bog seine Mutter atemlos um die Hofecke. „Florian! Lucius!“, rief sie und stürmte auf die beiden los. Sie nahm sie fest in den Arm und begann zu weinen – vor Erleichterung, dass ihnen nichts passiert war.
    „Er hat mit DIESEM kleinen Eimer das Feuer gelöscht!“, erzählte der Vater seines Freundes gerade zum zwanzigsten Mal einem der Nachbarn. Florian drückte seinen schreienden Bruder seiner Mutter in den Arm und wusch sich das verrußte Gesicht. Er wusste, dass es nicht das Wasser gewesen war, sondern dass er mit den Flammen reden konnte – aber das wollte er lieber für sich behalten.
    Später nahm ihn sein Freund Lucill mit zu den Christen, denen er jetzt angehörte. Hier entdeckte Florian voller Verwunderung, dass es ein Fest gab, an dem Gott in Feuerzungen erschienen war und mit den Freunden Jesu gesprochen hatte. Sie nannten es Pfingsten. Florian fand diesen Jesus, an den sie glaubten, klasse. Und er

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