Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
ihre Schulter zu setzen, als hätte er mit ihren Augen gesehen, was sie gerade erkannt hatte, und Mab ließ Joes Hand los und wich mit angehaltenem Atem einen Schritt vor ihm zurück. »Du hast mich belogen.«
»Meinst du die Sache mit dem Dämonenjäger?«, fragte er. »Sieh mal, du hättest mir nicht geglaubt …«
»Du bist kein Dämonenjäger.«
»Na ja«, erwiderte Joe vorsichtig.
Sie wich weiter zurück, bis sie hinter ihrem Stuhl stand. »Du bist ein Dämon. Du bist Fufluns .«
»Mab«, flehte er und trat einen Schritt näher. »Ich kann es dir erklären.«
»Wirklich?«, entgegnete Mab. »Wie denn?«
»Na ja«, stammelte er und runzelte die Stirn. »Tja, ich kann’s nicht erklären. Da hast du mich erwischt.«
»Ich will dich aber nicht«, wehrte Mab ab. »Raus hier. Sofort raus hier!«
Frankie krächzte, schlug mit den Flügeln und starrte Joe – nein: Fufluns – unheilvoll an.
»Du verstehst nicht«, versuchte er es noch einmal. »Mit dir bin ich anders. Du bist die Einzige, mit der ich in diesem Körper geschlafen habe, seit ich wieder frei bin.«
Mab stieß den Atem aus. »In diesem Körper.«
»Na ja, weißt du«, erwiderte Fufluns . »Dave.«
»Ach herrje.« Mab sank auf den Stuhl. »Ich habe mit Suffkopf Dave geschlafen.«
»Nein, nein«, protestierte Fufluns und trat näher an den Tisch heran, der zwischen ihnen stand. »Der ist überhaupt nicht dabei. Der hat keine Ahnung. Na ja, er hat eine kleine Ahnung, aber nur, was ich ihm gesagt habe.«
»Du hast ihm gesagt …« Mab blickte fassungslos zu dem Mann auf, den sie liebte. »O Gott, o Gott.«
»Er hatte nicht das Geringste dagegen. Sein Leben ist viel besser geworden, seit er von mir besessen ist.« Er wollte um den Tisch herum zu ihr gehen.
Sie erhob sich rasch und wich aus, sodass der Tisch zwischen ihnen war. »O Gott.«
»Er säuft sich nicht mehr jeden Abend ins Koma, er wacht ausgeruht auf, er trägt saubere Kleidung, und er macht seinen Job tadellos …«
»Ich kann’s einfach nicht glauben«, ächzte sie, den Tisch weiterhin zwischen sich und ihm, und Frankie krächzte zustimmend.
»… kommt bei den Frauen besser an, sein Haar ist lockiger, er ist viel glücklicher, wirklich, es geht ihm gut dabei.«
»Mir nicht.« Sie betrachtete ihn, versuchte, den Dämon und den Mann voneinander zu trennen, aber sie fühlte sich von beiden abgestoßen und sehnte sich nach der Kombination. »O Gott«, stöhnte sie wieder, » verschwinde doch endlich.«
»Mab, ich liebe dich«, beschwor er sie und versuchte, sie mit einem Richtungswechsel um den Tisch herum zu erreichen, doch sie wich rückwärts zur Tür aus, und Frankie machte einen Höllenspektakel, als Fufluns ihr folgte.
»Du hast mit anderen Frauen geschlafen«, rief sie über Frankies Gekrächze hinweg und tastete nach der Kante der Schiebetüren.
»Nicht in diesem Körper …«
»Das zählt nicht«, gab Mab scharf zurück. »Außerdem ist das sowieso bedeutungslos, weil du ein Dämon bist.«
»Sei doch nicht päpstlicher als der Papst.«
»Ich muss gehen.« Sie schob die Tür auf, und er versuchte, sie zu erreichen, doch da stieß Frankie einen Schrei aus, der das Blut in den Adern gerinnen ließ, spreizte die Flügel und machte sich fertig zum Angriff. »Leg dich ja nicht mit meinem Vogel an, sonst verliert Dave ein Auge.«
Sie brachte sich auf dem Hauptweg in Sicherheit, und er sah ihr von der Tür aus traurig nach, zum ersten Mal traurig, seit sie ihn kennengelernt hatte.
»Nein«, sagte sie noch einmal, wandte sich um und rannte, und Frankie flog hinter ihr her.
Mab marschierte durch das Dream Cream , an Cindy vorbei, die in der voll besetzten Gaststube in einem Höllentempo Eiscremeportionen austeilte, und hinauf in Cindys Wohnzimmer. Sie ließ sich bebend auf der Couch nieder, und Frankie bedachte sie von ihrer Schulter aus mit seiner persönlichen Version eines tröstenden »Rukuu«. Tja, Joe war also ein Dämon, und da er Fufluns, der Trickspieler, war, hatte er wahrscheinlich mit ihr gespielt und liebte sie kein bisschen, ha , und …
An dieser Stelle begann sie zu weinen.
»Was ist los?«, fragte Cindy und schloss die Tür hinter sich. »Du siehst furchtbar aus.«
Mab schluckte Tränen hinunter. »Nicht mein Tag.«
Cindy lehnte sich gegen das Fensterbrett. »Möchtest du darüber sprechen?«
Mab hob den Kopf und versuchte zu erkennen, ob Cindy nur pflichtbewusst oder wirklich mitfühlend war. »Hast du unten nicht alle Hände voll zu tun?«
»Dazu
Weitere Kostenlose Bücher