Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
suchen. Hab ja sonst nichts zu tun.«
Er warf seine Zigarre angewidert fort und marschierte über den Hauptweg davon.
Kharos wurde bewusst, dass er eines mit Ray gemeinsam hatte.
Auch er konnte es kaum noch erwarten, bis Halloween endlich vorbei war.
Kapitel 14
Als die zwanzigste Frau ins Zelt gekommen und wegen ihrer Liebesbeziehung nachgefragt hatte, war Mab mit den Nerven am Ende. Nicht weil es ihnen allen um das Gleiche ging, nein, das konnte sie ihnen nachfühlen; sie selbst hätte bei dieser Frage ja auch gern mehr gewusst. Aber es klang alles so deprimierend ähnlich: Immer Zweifel daran, ob man wirklich verliebt war, ob man geliebt wurde, ob man diese Liebe wollte; manche sehnten sich mehr nach einem Baby als nach dem Mann, manche fürchteten, ein Baby zu bekommen, und alle waren voller Angst und suchten verzweifelt nach Antworten.
Es war, als sähe man den gleichen Film immer wieder, nur das Ende blieb offen, denn das hing, wie sie ihnen immer wieder erklärte, davon ab, was sie wirklich wollten und was sie dafür zu tun bereit waren. Außer bei drei Frauen, denen sie kurz und bündig empfahl: »Der Kerl ist ein Drecksack. Laufen Sie ihm davon, so schnell Sie können.«
»Woher wollen Sie das wissen?«, empörte sich die letzte dieser Frauen.
»Ich muss gar nichts wissen, Sie selbst wissen es«, erwiderte Mab. »Ich habe es in Ihren Gedanken gehört, deswegen weiß ich es.«
Die Frau erhob sich wütend und verließ das Zelt, aber sie ließ ihren Zehner liegen.
Die nächste Frau, die hereinkam, war Glenda.
»Vor dem Zelt stehen sie Schlange«, meinte sie und setzte sich, von Frankie heiser begrüßt.
»Tja, keine Ahnung, warum«, erwiderte Mab. »Ich sage ihnen nur, was sie selbst schon wissen. Das hat doch nichts mit in die Zukunft sehen zu tun.«
Glenda lächelte schwach. »Natürlich nicht.«
»Also geben Sie mir Ihre Hand«, verlangte Mab.
»Wir müssen heute Abend Tura einfangen, Mab. Die Guardia brauchen Sie.«
Mab fühlte, wie Ärger in ihr aufstieg. »Das hatten wir doch schon. Nein. Tausendmal nein .«
Glenda überlegte, dann griff sie in ihre Jeanstasche und zog ein paar Banknoten hervor. Sie blätterte zehn auf den Tisch und stopfte den Rest wieder in ihre Hosentasche. »Okay.« Sie streckte eine Hand aus.
»Die zehn Eier brauche ich nicht«, meinte Mab und schob sie ihr zu. »Berufsehre. Sie kriegen’s umsonst.«
Glenda schob sie wieder zurück. »Ich will ein echtes Handlesen, nicht eins unter Freunden.«
»Wo ist denn da der Unterschied?«
»Wenn ich zahle, müssen Sie mir die Wahrheit sagen.«
»Ich würde Ihnen sowieso die Wahrheit sagen«, erwiderte Mab.
Glenda streckte ihre rechte Hand über den Tisch.
»Die andere.«
»Die linke ist für die Liebe«, stellte Glenda fest. »Meine Frage betrifft aber das Berufliche. Also rechte Hand.«
»Das wusste ich nicht«, gab Mab zu. »Wollen Sie was über den Park erfahren?« Sie legte ihre Hand auf Glendas rechte Hand und hätte sie beinahe wieder zurückgezogen, so viel Energie sandte Glenda aus. Und dann …
Bilder diesmal: Dunkelheit, der Park ruiniert, der Teufelsflug umgefallen, die Drachenbahn zersplittert im See, das Karussell zusammengebrochen, zerstörte Holzpferdchen lagen überall herum …
Mab riss ihre Hand zurück.
»Was ist?«, fragte Glenda.
»Wie lautet Ihre Frage?«, stieß Mab hervor und versuchte, den Gedanken an diese Verwüstung zu verdrängen. »Ich weiß, wovor Sie Angst haben, aber das wird nicht passieren. Das würde niemand dem Park antun.«
Glenda blinzelte verständnislos. »Was denn dem Park antun?«
»Wie lautet Ihre Frage?«, fragte Mab wieder, und ihr Herz klopfte heftig.
»Diese Weaver«, begann Glenda.
»Ich weiß. Tarnkleidung und genagelte Stiefelsohlen.« Mab entspannte sich ein wenig. »Aber wenigstens scheint sie auf Ethans Seite zu sein, was immer das auch wert ist. Und sie kennt sich mit Dämonen aus.«
»Sie ist dieser ›Mann-in-Schwarz‹, der ihn angeschossen hat«, berichtete Glenda.
»Für Ethan ist es die wahre Liebe.«
»Er will sie heute Abend bei der Jagd auf Tura mitnehmen. Sie hat ein Dämonengewehr und eine Dämonenbrille …«
»Eine Dämonenbrille?«
»… und er will diese Hightech-Ausrüstung für die Jagd. Er hält davon mehr als von den alten Methoden. Ich habe Nein gesagt, aber Sie kennen ja Ethan. Sie wird mit dabei sein.«
»Wenn sie wirklich auf Ethan geschossen hat, dann kann sie wohl von Nutzen sein. Wovor haben Sie Angst?«
»Die Dämonenjagd,
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