Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
nicht sagt. Nein, Fufluns weiß Dinge, die er mir nicht sagt. Ich bin davongerannt, aber … ich hätte noch bleiben sollen. Ich hätte ein paar Antworten aus ihm herausquetschen sollen.« Sie schnüffelte. »Allerdings lügt er wie gedruckt.«
»Macht Sinn. Schließlich ist er ein Dämon.«
»Ja, aber er ist mein Dämon, der Bastard. Und er schuldet mir ein paar Antworten.«
»Also, dann hole sie dir.« Cindy richtete sich auf. »Außer du hast Angst vor ihm. Na ja, du weißt ja, Dämon und so.«
»Ich habe keine Angst vor ihm«, erwiderte Mab. »Ich fürchte mich davor, was er mir erzählen wird. In letzter Zeit haben mir die Leute eine Menge erzählt, und nichts davon war gut.«
»Ja«, stimmte Cindy zu. »Ich beneide dich nicht mehr besonders. Im Augenblick kommt einem Normalität fast verlockend vor.«
Mab nickte. »Jetzt, wo ich weiß, was Liebe wirklich anrichten kann, beneide ich mich selbst auch nicht mehr.«
»Also, was willst du jetzt tun?«
»Ich werde ihn fragen, was er mir verheimlicht«, antwortete Mab und eilte zur Tür. Frankie klammerte sich protestierend an ihre Schulter.
Da es mehr als wahrscheinlich war, dass Fufluns sich dort aufhielt, wo sich die Leute amüsierten, eilte Mab zum Bier-Pavillon und blickte sich um, bis sie Joe entdeckte, der sich mit Laura Riesenrad unterhielt. Frankie flatterte in die Höhe und setzte sich auf die Dachkante, und Mab ging auf Joe zu, bis sie an der Art, wie er sich bewegte, erkannte, dass es nicht Joe war, sondern nur noch Suffkopf Dave, ganz ohne Dämon.
Du hast mit mir ein paar wunderschöne Stunden erlebt, an die du dich nie erinnern wirst, Dave , dachte Mab. Da blickte Dave auf, sah, dass sie ihn betrachtete, und winkte ihr versuchsweise zu, und sie erkannte, dass er nüchtern war und nur ein Sodawasser vor sich stehen hatte.
Gratuliere , dachte Mab und sah sich weiter unter den Leuten um. Es schien unmöglich, nein, wie sollte sie Fufluns je finden …
Aber dann war er da, in einem dunkelhaarigen Mann mit blau gestreiftem Parkpersonalhemd, an einem Tisch, und beugte sich zu einem dunkelhaarigen, kichernden Mädchen vor. Mab wusste nicht genau, woran sie ihn erkannt hatte – vielleicht an seiner Kopfhaltung, an der Art, wie er sich bewegte, vielleicht einfach, weil er es war –, und als sie hinging und vor ihm stand, erkannte sie den Mann, der von ihm besessen war: Sam, der Parkpfleger vom Eingangstor.
Er blickte mit seinem schiefen Lächeln auf, und als er Mab sah, leuchtete sein Gesicht vor Freude auf.
»Mab!«
»Ich muss mit dir reden«, erklärte Mab und unterdrückte jedes Glückgefühl darüber, dass er sich freute, sie zu sehen. »Unter vier Augen.«
Er erhob sich so rasch, dass das kichernde Mädchen ein wenig zurückschrak.
»Hey«, stieß sie hervor, nicht mehr kichernd, und starrte Mab an.
»Keine Sorge, er kommt gleich wieder«, meinte Mab knapp, wandte sich ab, ging durch den Raum und hinaus, und Joe – oder nicht Joe – folgte ihr. Als er an der Musikbox vorbeikam, begann sie What Love Can Do zu spielen.
Lustig , dachte Mab. Wirklich verflucht lustig .
Als sie ins Freie kam, fiel die Temperatur um zehn Grad. Gut, passt , dachte sie und wandte sich zu ihm um.
»Bitte lass dich auf ein Bier einladen«, begann er, »dann können wir …«
»Nein. Ich bin nicht zum Spaß hier. Verdammt, ich weiß nicht mal, wie ich dich nennen soll.«
»Joe tut’s für mich.«
Er kam näher, und sie wollte einen Schritt zurücktreten, aber er strahlte Wärme aus, und der Abend war kalt, also wich sie nicht zurück, obwohl Frankie eine Warnung krächzte. »Für mich nicht. Du bist nicht Joe. Joe war eine Lüge. Du bist nicht mal Sam. Als er neulich zu der FunFun -Statue kam, das warst du, nicht wahr? Das war nicht Sam, sondern es war Sam, der von dir besessen war.«
»Also gut, dann nenne mich eben Fun . So hast du mich genannt, als ich dich zum ersten Mal sah. Als du kamst, um meine Statue zu reparieren.« Er lächelte zu ihr hinunter. »Da habe ich …«
»Fun« , fiel Mab ihm ins Wort. »Wunderbar. Hör mal, du Drecksdämon, du hast Tura freigelassen. Glenda hat mir gesagt, du hättest sie herausgelassen.«
Er lachte. »Ach, Tura will sich auch mal amüsieren.«
»Sie hat Karl den Toten umgebracht.«
»Na und? Den vermisst doch keiner. Der war ein Lügner und Betrüger.«
»Du auch.«
»Ja«, meinte Fun geduldig. »Aber mich würden die Leute vermissen.«
Mab unterdrückte den Impuls zu erwidern: ›Ich nicht‹. Es wäre
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