Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
Bier.
Weaver hatte den Park verlassen, zufrieden durch den Sex und durch eine Ampulle mit Ethans Blut. Das eine hatte er ihr gern geliefert, das andere weniger gern. »Jetzt weiß ich, dass du mir vertraust«, meinte sie und ging so glücklich davon, wie er sie noch nie gesehen hatte, und da fand er, dass es ein kleiner Preis dafür war, je nachdem, was sie damit tat. Er ging dann im Park Patrouille, bis er um zehn Uhr einen Anruf von Glenda bekam. Als er ihren Wohnwagen betrat, reichte sie ihm ein Fläschchen und wies ihn an: »Geh, und hole Mab. Gus hat gerade angerufen, sie sitzt im Pavillon und betrinkt sich.« Als er in den Pavillon kam, hatte Mab bereits fünf leere Becher vor sich aufgereiht und kippte sich gerade das nächste Bier hinter die Binde.
»Nochnbia«, stieß Mab hervor, und Shannon hinter der Theke blickte an ihr vorbei Ethan an, der den Kopf schüttelte.
Shannon wandte sich ab.
»Heee!«, protestierte Mab und reckte den Hals, um zu sehen, wohin sie ging.
Ethan ließ sich neben ihr nieder.
»Also«, begann er mit einem Blick auf die leeren Becher. »Das ist nicht gut.«
»Ich er-tränke mei-ne Sor-gen«, erklärte Mab und artikulierte überdeutlich.
»Und wie funktioniert das?«
»Nich’ besonders gut.« Traurig blickte sie die Becher an. »Die blöden Mistviecher sin’ höllisch penetrant.«
»Gar nicht gut«, erwiderte Ethan. »Glenda sagt, du gehörst jetzt zu uns und kommst heute Nacht mit auf Dämonenjagd. Dann wäre es besser, wenn du nüchtern bist.«
Mab musterte ihn. »Du has’ da ’ne Flasche, ja?«
Ethan erhob sich. »Komm mit.«
»Okee.« Mab rutschte vom Hocker, aber ihre Knie gaben nach, und Ethan fing sie auf, bevor sie zu Boden sackte. »Schhtimmt, gaa’ nich’ gut.«
»Tja.« Ethan schob sie, ohne Aufsehen zu erregen, durch die Menge – nur ein Kerl mit Brille blickte ihnen nach –, durch einen der Pavillonbögen in die frostige Dunkelheit hinaus und um die Ecke zu dem blau gestrichenen Zementhäuschen, in dem die Herrentoilette untergebracht war, und Frankie flog schimpfend hinterher und schimpfte dann von dem niedrigen Dach aus weiter, wahrscheinlich weil Mab betrunken war.
»Kommen Sie in mein Büro«, meinte Ethan und öffnete die blaue Tür.
»Das is’ dein Büro? Das ist doch’s Herr’nkloo.« Mab ließ sich von ihm hineinführen und sah sich dann mit verschwommenem Blick um. »Also echt, ich hab ja alles versucht, aber ’s sieht imma noch aus wie ’n Herr’nkloo.«
»Tja, weil’s eben das Herrenklo ist.« Ethan nahm ein Holzschild, auf dem Geschlossen stand, von der Wand, hängte es außen an die Tür und verschloss dann die Tür von innen. »So. Und jetzt, was ist passiert, dass Sie so was« – er sah sie angewidert an – »tun? Reden Sie.«
»Die Flasch’«, forderte Mab und streckte die Hand aus.
Ethan zog Glendas Fläschchen hervor und hielt sie ihr hin. »Sie ist von Glenda. Vielleicht sollten Sie etwas vorsichtig damit sein.«
Mab schnipste mit den Fingern. »Ich krieg alles runter, was Glenda runterkriegt.«
»Na, dann mal los«, meinte Ethan, und sie schraubte das Fläschchen auf, hob es an die Lippen und nahm einen ausgiebigen Schluck davon.
Sie schaffte es kaum noch bis in eine der Toilettenkabinen, bevor alles wieder hochkam, und Ethan krümmte sich innerlich, als er sie würgen hörte.
Als sie wieder erschien, sah sie wüst aus, das rote Haar klebte ihr wirr an den Schläfen. Sie reichte ihm das Fläschchen mit einer Hand und wischte sich mit der anderen über den Mund. »Was für’n Zeug iss’n das, Herrgott noch mal?«
»Glendas Spezialrezept zum Ausnüchtern.« Ethan schraubte den Deckel wieder auf und steckte die Flasche weg. »Also, rede.«
Mab ging zum Waschbecken und hielt die Hände unter das laufende Wasser. Sie trank und spuckte wieder aus. Schließlich drehte sie den Hahn zu, wobei sie sich mit einer Hand an der Wand abstützte. »Herrje, herrje.« Sie blickte sich in dem Raum um. »Hier kann man sich nirgends setzen. Na ja, außer auf’s …« Sie blickte ihn stirnrunzelnd an. »Warum sind wir hier?«
»Die Wände sind eisenbewehrt. Hält die Dämonen ab. Hab das heute von Gus erfahren. Das haben sie wahrscheinlich als Dämonenschutzbunker für Notfälle gebaut, falls Dämonen im Park wüten. Ziemlich schlau.«
»Aha.« Mab schnüffelte. »Aber von wegen Dämonenschutz, stimmt nicht.«
Ihre Lippe zitterte, und er sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
»Keine Tränen« , wehrte Ethan
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