Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
sehr gute«, erwiderte Weaver. Dann schwiegen sie, bis sie das Ende der Rundfahrt erreichten, Weaver, weil sie aufmerksam um sich blickte, Ethan, weil er plötzlich entdeckte, dass er etwas empfand, was er noch nie zuvor gefühlt hatte.
Eifersucht.
Als sie wieder im Freien standen, begann Ethan: »Also, hast du je mit ihm …«
»Jawohl«, antwortete Weaver. »Danach sagte er nur: ›Das war okay.‹ Ich glaube, wir waren einfach schon zu lange Partner.«
»Ach. Also bist du jetzt nicht mehr …«
»Nein, Ethan, jetzt bin ich mit dir zusammen. In Hanks Wohnwagen.«
»Ach. Äh, gut.« Ethan ließ seine Blicke im Park umherschweifen und versuchte, ein anderes Gesprächsthema zu finden, nun, da seine Zukunft allmählich immer heller wurde. Irgendein Gesprächsthema. Es war dunkel, abgesehen von dem blinkenden Warnlicht oben auf dem Teufelsflug und ein paar gedämmten Notlampen hier und da. »Sie werden nicht einfach aufhören anzugreifen.«
»Nein.«
»Wir brauchen einen Plan.«
»Gute Idee.«
»Morgen werde ich die Guardia zusammenrufen müssen. Eine Strategie entwerfen.«
»Gut«, meinte Weaver. »Danke, dass du eifersüchtig warst.«
Ethan hätte beinahe entgegnet: Ich war nicht eifersüchtig, aber dann zuckte er die Achseln. »Sicher«, erwiderte er, und sie gingen zurück zu den Wohnwagen und diskutierten dabei über den Plan.
Seine Zukunft hatte noch nie besser ausgesehen.
Als sie endlich bei Delphas Wohnwagen angekommen waren, schien Mabs Haar bereits zu gefrieren, und sie zitterte trotz Olivers Daunenjacke heftig. Er öffnete die Tür und schob sie hinein, während Frankie über sie hinwegzischte und auf seinem Nest über der Küche landete. Oliver betrat hinter ihr den Wohnwagen, ging an ihr vorbei durch den kurzen Gang zur Badezimmertür, öffnete sie und griff hinein. Sie hörte, wie das Wasser in der Dusche zu prasseln begann, und konnte noch immer nicht aufhören zu zittern, da kam er zu ihr zurück und schälte sie aus der Daunenjacke.
»Hopp, unter die Dusche«, drängte er. »Sie können sich unter der Dusche immer noch ausziehen, aber erst einmal schnell unter das heiße Wasser.« Sie gehorchte, und er schloss die Tür hinter ihr.
Sie stellte sich unter den warmen Wasserstrahl, dachte: Noch mehr Tage wie diesen halte ich nicht aus , lehnte den Kopf gegen die Duschenwand und weinte vor Erschöpfung und weil alles einfach zu viel war: Sie hatte dem Tod ins Auge geblickt, und die Schwangerschaft, und dann das allgemeine Durcheinander.
Das Wasser wurde heißer und ihre Kleidung schwerer, also streifte sie alles ab und stand nackt unter dem heißen Strahl, ließ sich von der wunderbaren Wärme umspülen und kam allmählich wieder zu sich.
Die Kälte hatte ihr wahrhaftig fast alle Energie geraubt.
Jemand hatte ihr Seife und Shampoo bereitgelegt – nicht Oliver, dazu hatte er keine Zeit gehabt. Sie wusch sich die letzten Reste des Kreuzfahrtwassers vom Körper und dachte: Gut, und was ist jetzt mit ihm? Es war alles so geheimnisvoll, der Brillen-Mann, der sie vor den Dämonen gerettet hatte und Weaver kannte, aber sie war so schrecklich müde …
Sie drehte das Wasser ab und überlegte, woher sie ein Handtuch nehmen sollte, aber da hing bereits eines griffbereit. Jemand hatte ihre Sachen ausgepackt und den Wohnwagen für sie hergerichtet. Jemand hatte sich um sie gekümmert. Sie fühlte, wie ihr wieder die Tränen kamen, und wischte sie mit dem Handtuch ab. Dann schlüpfte sie in ihr altes, blaues, übergroßes T-Shirt aus Frotteesamt mit den Enten darauf und trat aus dem kleinen Badezimmer in den Gang.
»Hier«, rief Oliver aus dem Schlafraum, und als sie eintrat, deutete er auf das Bett, das schon bezogen und mit Decken überhäuft war. »Schnell ins Bett«, mahnte er, und als sie gehorchte, zog er die Decken über sie und stand dann etwas unsicher da, während sie unter den Decken noch immer zitterte.
»Noch ein bisschen kalt, das Bett«, murmelte sie in dem Versuch, ihre erbärmliche Schwäche zu kaschieren.
»Also gut«, erwiderte er, »rutschen Sie rüber«, und schlüpfte neben ihr ins Bett, wobei er ihr die Decke über den Kopf zog, um ihr nasses Haar vor der Luft zu schützen.
Sie kuschelte sich an ihn, zuerst vorsichtig, dann enger – er strahlte Hitze aus wie ein Ofen, was auch Sinn machte, schließlich war er ein Drache gewesen –, und dann legte er beide Arme um sie, und sie kuschelte sich noch enger an seine angenehm feste Brust und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd.
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