Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
dann zum Dream Cream .«
»Es sind aber wirklich viele «, warnte Weaver.
»Und ich habe wirklich viele Kugeln.« Ethan rannte zur Steuerkabine des Drachen hinauf, wo Gus auf seine Uhr blickte. »Wir kriegen Gesellschaft«, warnte er den alten Mann und wandte sich wachsam dem Park zu.
Mab hatte bis elf Uhr im Orakelzelt Kunden abgefertigt. Dann machte sie Schluss und zog das Tagebuch der Seherin hervor, das sie die ganze Woche über studiert hatte. Sie ging noch einmal ihre Notizen durch. Wenn Ethan sie alle im Wachturm versammeln wollte, dann konnte sie die Gelegenheit nutzen und ihm ein paar Fragen über Dinge stellen, die sie in dem Buch gefunden hatte. Diese Seherin schien ein wenig exzentrisch gewesen zu sein, und so war es schwierig zu unterscheiden, was von ihren Notizen Wahrheit war und was nur wilde Fantasie. Aber faszinierend war alles, selbst wenn es nur zum Teil wahr wäre, wie zum Beispiel Delphas Überzeugung, dass Dämonen die Eigenschaften des von ihnen besessenen Gegenstandes annahmen, wenn sie nur lange genug in ihm verweilten, denn das bedeutete, dass Dämonen, die Menschen besetzten, allmählich … menschlicher wurden.
Das gab zu denken.
Ebenso die Vorstellung, dass unbelebte Gegenstände fähig waren, Gefühle der Menschen um sie herum anzunehmen, wie zum Beispiel Stofftiere, die von einem Kind geliebt wurden, oder Kunstgegenstände, die viel bewundert wurden; und dass Dämonen, die solche Gegenstände besetzten, oft selbst diese Gefühle annahmen …
In seinem Zweiggeflecht kreischte Frankie plötzlich auf und flatterte hinunter auf Mabs Schulter, und sie knallte das Buch zu und stand auf.
Sie hatte inzwischen gelernt, dass Frankie niemals grundlos Lärm machte.
Sie verschloss das Orakelzelt und ging hinaus auf den Hauptweg, langsam und vorsichtig in alle Richtungen blickend, bevor sie auf die Pflastersteine trat. Frankie kollerte noch immer, und so sagte sie zu ihm: »Zeig es mir«, und er flatterte in die Höhe …
»Du und der Vogel, ihr seid schon ’n Pärchen«, sagte Fun hinter ihr, und sie fuhr herum. »Wahrscheinlich der einzige echte Freund, den du hast.«
Er steckte wieder in Suffkopf Dave, aber offensichtlich hatte Dave sogar noch mehr getrunken als sonst, denn er schwankte und sprach mit schwerer Zunge. Wie, zum Teufel, bist du aus deiner Urne entkommen? , fragte sie sich, und als er einen Schritt näher kam, wich sie zurück.
Frankie spielte oben über den Bäumen schier verrückt, aber sie konnte sich jetzt nicht auf ihn konzentrieren, denn mit Fun stimmte etwas ganz und gar nicht …
»Du blöde Kuh«, nuschelte Fun . »Was musst du auch schwanger werden. Weißt du, was das für ’ne Kröte wird? Hörner und ’n Schwanz und Hufe … Die wird am Spielplatz später gesteinigt , un’ du kannst nix dagegen machen.«
»Hör auf«, rief Mab und wich noch einen Schritt zurück. »Was ist los mit dir?«
»Die wird dich genauso hassen, wie du deine Mom hasst«, fuhr Fun fort. »Die wird auf dich spucken, jeden Tag, den sie lebt.«
»Ich hasse meine Mutter nicht«, widersprach Mab und erkannte überrascht, dass sie die Wahrheit sagte. »Sie hat ihr Bestmögliches getan.«
»Die war reif für die Insel, total verrückt, und du bist ’n Dämon und reif für die Insel, und dein Kind is ’n Antichrist, geboren, um die Hölle auf Erden zu schaffen.« Fun schwankte auf sie zu, und sie wich in Richtung Dream Cream zurück, bereit loszurennen, sobald er stolperte und fiel. »’n mutierter Bastard, Satansbraten …«
Er sprach all die Dinge aus, die ihre schlimmsten Alpträume waren, aus denen sie mitten in der Nacht zitternd aufschreckte, aber das machte keinen Sinn, denn er würde nie so etwas sagen, da stimmte etwas ganz und gar nicht …
»Du bist nicht Fun «, stieß sie hervor, während sie auf dem Kopfsteinpflaster des Hauptweges vor ihm zurückwich. »Ich weiß nicht, was du bist, aber ich kenne den Vater meines Kindes, und du bist nicht er.«
Das Ding verharrte einen Moment, und offene Dummheit zeigte sich auf Suffkopf Daves schlaffem Gesicht. Sie überlegte, wie sie ihn unschädlich machen konnte. Falls es ein Dämon war, würde Eisen ihn töten, aber es würde auch Suffkopf Dave töten, wenn sie es ihm an der falschen Stelle in den Leib stieß. Sie wich weiter über das Kopfsteinpflaster zurück, bis sie gegen den schmiedeeisernen Zaun stieß. Da drehte sie sich um, riss einen der Zaunpfahlspeere heraus und drehte sich sofort wieder zu dem Ding zurück.
»Ich
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