Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
Waffen. Willst du nicht auch eines nehmen?«
»Ich habe ein Messer«, erwiderte Ethan und eilte zur Tür. Dieser Piratenangriff war kein Zufall gewesen, die Minions hatten nicht einfach nur Dampf abgelassen. Sie waren hier im Hinterhalt gelegen, und das hatte etwas zu bedeuten. Er wusste nur nicht, was.
Aber Glenda würde es vielleicht wissen. Oder Ray, wenn er ihn an der Gurgel packte. Irgendjemand würde ihm jetzt ein paar Antworten geben müssen. Sofort.
Der Park füllte sich schon mit Besuchern, als Mab zum Orakelzelt hinübereilte. Die Journalisten hatten sich über das ganze Gelände verteilt und machten Fotos von Menschen in Halloween -Kostümen, die kreischend mit den neu gestrichenen Achterbahnen fuhren, begeistert Cindys Eiscreme aus Waffeltüten leckten, über die Parkangestellten lachten, die mit graugrünem Make-up als Untote verkleidet überall ihr Unwesen trieben. Es würde eine wunderbare Werbung für den Park werden, solange niemand versuchte, einen Dämon zu interviewen. Mab öffnete die Gleittüren von Delphas Orakelzelt und ging hinein, und Frankie auf ihrer Schulter gab glucksende Laute von sich vor Freude, wieder hier zu sein.
Er flatterte hinauf zu den Dachsparren, und Mab stellte ihre Tasche auf dem Tisch ab. Sie war darauf vorbereitet gewesen, das Zelt zuerst aufräumen und säubern zu müssen, aber Delpha hatte das offensichtlich bereits getan. Das Einzige, was sie noch vorfand, war die geschnitzte Holzkiste voller Tarotkarten und die Schachtel, die Delpha an dem Tag genommen hatte, als sie Mab die Zukunft weissagte. Mab nahm ihre Tasche, ging zur anderen Seite des Tisches – Delphas Seite , dachte sie – und ließ ihre Tasche zu Boden sinken, wobei Delphas Urne einen metallenen Ton von sich gab. Sie überlegte, dann fiel ihr der Rat des Brillen-Kerls im Dream Cream ein, und sie stellte die Urne auf den Tisch.
Delphas Schal lag säuberlich zusammengefaltet oben auf der Schachtel, dunkelblauer Chenille mit einzelnen silbernen Fäden und mit aufgenähten silbernen Sternchen an den Enden. Mab überlegte, schlüpfte dann aus ihrem Malerkittel – der würde bei Besuchern kein Vertrauen erwecken – und schlang stattdessen den Schal um sich.
Er war warm, wunderbar warm, wie eine Chenille-Umarmung. Sie probierte einige Methoden aus, ihn um sich zu drapieren, und entschied sich schließlich dafür, ihn sich über Kopf und Schultern zu legen und dann vor der Brust locker zu verknoten, denn so gab er ihr am meisten Wärme. Sie dachte gerade daran, zu einem heißen Tee ins Dream Cream zurückzugehen, da kam ein Pärchen durch die offene Tür herein, eine junge Blondine und ihr Freund. Sie kicherte, er verdrehte die Augen gen Himmel.
»Hallo«, begrüßte Mab sie und setzte sich. »Ich bin Mab.« Ich sehe die Zukunft. Echt .
»Draußen am Zelt steht aber ›Delpha‹«, entgegnete der junge Mann und hielt seinem Mädchen einen der Stühle hin.
Mab warf einen Blick auf die Urne, die Delpha mit Bronze-Drachen umschloss. »Ja, die ist auch hier.«
»Hör auf, Bill«, bat das Mädchen und gab ihm einen leichten, mahnenden Stoß. »Er ist Reporter«, erklärte sie Mab, »deswegen sieht er alles ein bisschen skeptisch.«
»Aha, Bill«, erwiderte Mab, ein wenig nervös. »Entspannen Sie sich. Also, wie lautet Ihre Frage?«
»Müssen wir eine Frage stellen?«, erkundigte sich Bill, während er sich setzte. »Sehen Sie nicht einfach so unsere Zukunft?«
Machen Sie’s nicht noch schwerer, als es schon ist, Bill . »Haben Sie eine Ahnung davon, wie viel Mist in Ihrer Zukunft liegt? Stunden, Tage, Monate, Jahre vollgestopft mit allem möglichen Zeug. Wie lange wollen Sie denn hier sitzen, und wie viel Geld haben Sie dabei?«
»Ich habe eine Frage«, stieß die Blondine hervor.
»Natürlich hast du das, Honey«, meinte Bill und verdrehte erneut die Augen.
Mab blickte zu Frankie hinauf und sah, dass auch er Bill für einen ausgemachten Trottel hielt. »Wissen Sie, Bill, Sie sollten wegen dieses nervösen Augenrollens mal zum Augenarzt gehen. Das wirkt so unhöflich und bevormundend.«
»Tja, tut mir leid«, erwiderte Bill, offensichtlich lügend. »Aber ich glaube nicht an dieses Zeug.«
»Na, da sind wir uns ja schon mal einig. Aber wie auch immer, Ihre Verlobte glaubt daran, und es ist einfach gemein, sie so herablassend zu behandeln, also hören Sie auf damit.«
»Jawohl«, bekräftigte Honey.
»Sie glauben auch nicht daran?« Bill lachte. »Das ist ja ein guter Witz. Ein Schlager für
Weitere Kostenlose Bücher