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Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden

Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden

Titel: Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kalteis
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dass seine Bewerbung sowieso keiner lese, und hatte deshalb nicht den Mut, sich persönlich vorzustellen. Erst nachdem er sich diese Probleme bewusst gemacht hatte, konnte er sie lösen. Er begann mit dem Parkour-Training, um an seiner Angst zu arbeiten und neues Selbstvertrauen zu gewinnen. Bei unseren gemeinsamen Trainingseinheiten konzentrierte er sich auf seine Höhenangst und baute sie Schritt für Schritt ab. Zugegeben, ich musste ihm gelegentlich einen Schubs geben, indem ich ihn anfeuerte oder bestach (»danach lad ich dich zum Essen ein«), aber schlussendlich überwand er seine Angst nach und nach. Jedes Mal, wenn er seine Angst überwand, hatte er ein motivierendes und stärkendes Erfolgserlebnis, das er in einem Erfolgstagebuch festhielt. Daniel lernte, dass die Stimme in seinem Kopf, die sagte: »Du schaffst es nicht«, ein unzuverlässiger Informant war. Ebenso realisierte er, dass – wie bei einem Sprung im Parkour – auch bei gewagteren Schritten im Leben ein bisschen Mut und Risiko den Weg zum Erfolg ebnen. Als er mit seinen Fortschritten zufrieden war, bat er mich um eine Mutprobe. An einem Montagmorgen machte er einen Sprung, der den Springenden sehr viel mentale Überwindung kostet, da man einige Meter über eine Glasdecke springen muss. Man hat den Eindruck, dass man im Falle eines Sturzes durch dieses Glas bricht und 30 Meter in die Tiefe fällt. Tatsächlich jedoch ist diese Glasdecke aus starkem Panzerglas und lässt sich vom Gewicht des Springers nicht beeindrucken. Das wusste Daniel zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht. Ich begleitete ihn zu dem Sprung und erklärte ihm die vermeintlichen Gefahren, dann ließ ich ihn alleine. Im Parkour wie im Leben ist es zwar wichtig, die nötige Information und Hilfe zu holen, handeln muss man aber allein. Daniel überwand sich und machte den Sprung. Er hatte den Punkt erreicht, an dem er genug an sich und seine Fähigkeiten glaubte, um den nächsten Schritt zu tun. Er sagte mir: »Wenn ich es schaffe, diesen Sprung zu machen, dann ist es doch die leichteste Übung, in ein Geschäft zu gehen und mich vorzustellen. Ich bin gut, die Stimme in meinem Kopf ist unzuverlässig, ich bin überzeugt, dass ich die Stelle bekomme!« Daniel ging noch am selben Tag in das Autohaus, in dem er gerne arbeiten wollte, und stellte sich vor. Heute, vier Jahre später, arbeitet er dort erfolgreich als leitender Angestellter und denkt darüber nach, sein eigenes Autohaus zu eröffnen. Zudem hat er seine Höhenangst überwunden und ist, auch wenn er nicht mehr Parkour macht, leidenschaftlicher Kletterer.
    Und so hat die Methode funktioniert: Nach der Analyse des Ist-Niveaus begann Daniel mit der Reparatur-Phase, in seinem Fall im Parkour-Training. Da aber nicht jeder die Zeit und das Interesse hat, Parkour zu erlernen, möchte ich Ihnen die Techniken näherbringen, wie Sie diese Reparatur in Ihren Alltag integrieren können, auch ohne körperlich gefährliche Situationen zu erleben. Nachdem Daniel von sich selbst aus zur Überzeugung gelangte, dass er bereit für den nächsten Schritt war, er also das Basis-Niveau erreicht hatte, war er in der Lage, das akute Hindernis zu überwinden. Statt auf der Stelle zu treten, entwickelte er sich weiter und machte so Fortschritte.
    Aus dem Arbeitslosen mit Höhenangst wurde ein leidenschaftlicher Kletterer und erfolgreicher Verkäufer. Die Methode mag jetzt vielleicht recht simpel klingen, doch es ist eben nicht ganz so einfach. Ein Sprichwort besagt: »Aller Anfang ist schwer« – dem stimme ich nicht wirklich zu. Anzufangen ist eigentlich recht einfach, weil sich für kurze Zeit durch Inspiration und einen Motivationsschub eine gewisse mentale und körperliche Leistungsfähigkeit mobilisieren lässt. Man traut sich, aufzustehen und neue Dinge zu probieren. Doch bald holt einen der Alltag wieder ein, und sobald man kurzzeitig abgelenkt wird, hat man den ganzen Motivationsschub wieder verloren. Und genau an dieser Stelle wird es schwer. Ich nenne diesen Punkt den »Point Red«. Wenn man den Point Red überwinden kann und trotzdem weitermacht, dann stellen sich kontinuierlich Erfolge ein, wenn auch nicht immer sehr schnell. Man bewegt sich auf das Basis-Niveau zu. Der schwierigste Teil ist die Entwicklung vom Point Red bis zum Erreichen des Basis-Niveaus, da die vier grundlegenden Hindernisse oft tief sitzen und ihre Überwindung ein langwieriger Prozess ist. Hat man das Basis-Niveau jedoch erreicht, geht es ständig bergauf, man

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