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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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die zarte Haut über meinem Korsett und Zähne schnappten nach meinem Hals. Ich knurrte und schlug mit meinen Krallen nach der schweren, fellbedeckten Gestalt. Mit einem letzten beleidigten Fauchen sprang Tommy Pain von mir herunter und schoss zurück unter das Bett, wo er noch einmal drohend aus den Schatten heraus fauchte. Ich beschloss, dass ich mir noch nicht sicher war, ob ich Katzen mochte.
    Casper brach unter mir aus und warf mich auf die staubigen Bodendielen. Dann taumelte er dorthin, wo einmal der Spiegel gewesen war, und fluchte noch etwas mehr, während er versuchte, den Schaden abzuschätzen, den ich angerichtet hatte.
    Ich leckte mir nachdenklich über die Lippen und fragte mich immer noch, was das für ein bitterer Geschmack sein mochte. Mein ohnehin schon ruiniertes Kleid sah nun aus wie ein Müllsack, und mein Haar hing mir in cremefarbenen staubigen Strähnen über die Schultern, klebrig von Blut und altem Wein. Und noch immer tobte der Hunger in mir. Sein Blut war nicht perfekt, aber es hätte seinem Zweck gedient, hätte ich nicht innegehalten und über sein Blut nachgedacht.
    Wäre ich ein geringeres Geschöpf gewesen, hätte ich mir jetzt selbst sehr leidgetan und vielleicht sogar wieder zu weinen angefangen. Doch unter den gegebenen Umständen hielt ich Casper eine Hand hin und sagte: »Du darfst uns nun als gleichgestellt betrachten. Dein Blut im Austausch dafür, dass du mich gefesselt hast. Wollen wir Freunde sein?«
    Ich meinte es nicht so. Weder den Teil mit gleichgestellt noch den Teil mit Freunde . Einmal hatte ich einen Menschen beobachtet, wie er einigen Tauben vorsang und damit eine nahe genug heranlockte, um ihr den Hals umzudrehen. So singen konnte ich auch.
    Er sah meine Hand an, als wäre darin noch immer die Spiegelscherbe. Zum Glück war sein Blut schon geronnen, sodass es mir nicht allzu schwerfiel, mich zu beherrschen. Ich hatte ein paar gute Mundvoll bekommen, und das war genug. Aber ich wollte, dass er mir aufhalf. Dass er anfing, sich als meinen Diener zu betrachten. Also lächelte ich. Und wartete.
    Casper blieb so lange über mir stehen, dass mein Arm anfing zu zittern. Bis jetzt hatte ich es geschafft, das beständige Klagen meines Körpers und die Schmerzen zu ignorieren, die mich seit meinem Auftauchen aus dem Reisekoffer plagten. Aber nicht einmal das frische Blut konnte vier Jahre des Hungers, der Reglosigkeit und allgemeiner körperlicher Schwäche beheben, selbst bei einer Bludfrau.
    »Hmm?«, fügte ich hoffnungsvoll hinzu.
    Doch statt mir zu helfen, griff er in seine Tasche und ließ noch eine Phiole in meine Hand fallen. Instinktiv krallten sich meine schwarzgeschuppten Finger um das kühle Glas, und sofort dachte ich nur noch daran, wie gut es schmecken würde, wenn es meine Kehle hinabrann. Ich hatte nie mehr als zwei Phiolen pro Tag getrunken, aber im Augenblick fühlte ich mich, als würde ich nie wieder satt werden.
    »Trink es«, sagte er, und seine Stimme klang düster und tödlich. »Ich habe Besorgungen zu machen. Wenn du diesen lächerlichen Handel immer noch mit mir abschließen willst, dann bleibst du hier in diesem Zimmer und schläfst. Du brauchst Kraft und Ausdauer, wenn das funktionieren soll. Ich werde hier sein und reisefertig, wenn du aufwachst.«
    »Dann hilfst du mir also? Du bringst mich zurück nach Frostland?«
    Naive Hoffnung durchdrang meine Stimme. Vielleicht gab das schließlich den Ausschlag.
    »Alles ist besser als das hier.« Er nickte einmal kurz und stürmte hinaus.
    Ich schluckte das Blut hinunter, noch bevor seine nackten Füße die Treppe erreichten.
    Ich hatte richtig geraten – er war ein Dummkopf. Und mit Dummköpfen kannte ich mich aus.

5.
    I ch konnte nicht schlafen. Ich musste über viel zu vieles nachdenken – und Casper sollte ja nicht glauben, dass ich ihm gehorchte. Je länger ich dalag und an die niedrige Decke starrte, umso mehr dachte ich an das, was ich verloren hatte. Meine Eltern waren nie von der warmherzigen und liebenden Sorte gewesen – wie auch, als Raubwesen und königlich von Kopf bis Fuß? Und meine Schwester Olgha war sogar noch schlimmer gewesen. Aber sie waren meine Familie, mein Anker, das Gerüst, um das herum mein ganzes Leben geplant worden war. Und nun war dieser Plan dahin, und ich war allein und verstört.
    All das, und dann auch noch diese dumme Katze unter dem Bett, die andauernd dieses völlig unangemessene grummelnde Geräusch von sich gab. Also gab ich den Versuch zu schlafen auf und

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