Von der Liebe verschlungen
weiter.«
»Ich will dir nicht wehtun.«
»Ich habe mich freiwillig gemeldet. Und es wird leichter, oder nicht?«
»Ich fühle mich merkwürdig. Nicht so schwach wie zuvor.« Seine Stimme klang rau und tiefer als vorher. Er schluckte schwer und wurde ganz still, und ich wusste, dass er die Ader an meinem Hals gesehen hatte, die so nahe pulsierte, dass er sie riechen musste, und dass er seinen Hunger nicht aufhalten konnte.
»Wann werde ich Blut wollen? Statt dich?«
»Das weiß ich nicht. Was willst du jetzt?«
»Nur dich.«
»Dann nimm mich.«
29.
E r seufzte, ein langgezogener, herzzerreißender Laut. Seine Lippen fanden meinen Hals; zuerst war es wie Küssen, beinahe Knabbern, als wisse er nicht so recht, wie er die Haut durchbohren solle, oder als versuchte er, sich gegen das Tier in ihm zu wehren. Dann zwickte er mich ein ganz klein wenig, so wie ich es zuvor getan hatte. Ich zuckte in seinen Armen zusammen, überrascht von dem Gefühl, das dabei in mir aufstieg. Seine Lippen, sein Biss. Sein sanftes Saugen. Das Gefühl war … gut.
Der warme, feuchte Sog seines Mundes hatte einen uralten Rhythmus an sich. Ich saß noch immer auf seinem Schoß, er hatte eine Hand unten an meinen Rücken gelegt und umfasste mit der anderen mein Kinn und hielt mich fest. Er stöhnte auf und bewegte sich ein wenig unter mir, und ich erkannte, dass auch er es spürte. Er spürte es, und es gefiel ihm … sehr. Mir lief ein Prickeln über den Rücken, und ich ließ den Kopf noch weiter nach hinten sinken. Das Blud, das er trank, machte mich schwindlig, und ich fühlte mich schwerelos, als schwebte ich. Als er sich wieder löste, entwich mir ein Wimmern. Und noch bevor ich die Augen öffnen konnte, versiegelten seine Lippen meinen Mund.
Sein Mund schmeckte nach zu Hause, nach Hunger, Wein und dem würzigen Aroma von Magie. Ich erwiderte seinen Kuss, und meinem Körper war es egal, ob ich mich nach seinem Blut sehnte, oder seinem Blud oder seiner heißen, drängenden Zunge. Er kostete mich, saugte mich in sich auf und knurrte an meinem Mund, als sei er aufgebracht darüber, dass er mich nicht in einem einzigen großen Bissen verschlingen konnte. Mit der Zungenspitze befühlte ich seine scharfen Reißzähne und genoss die Tatsache, dass er nun nicht länger ein schwaches Beutetier war, das nur darauf warten konnte, dass eine Tragödie oder ein dummer Fehler ihn hinwegfegte, womöglich noch durch meine Hand. Nun war er wirklicher und stabiler, jetzt da er mich an meinen Körper und an den Augenblick fesselte, so sicher wie der Mond die Gezeiten.
Ich spürte, wie er sich wieder von mir löste, und saugte an seiner Lippe, wollte ihn nicht loslassen.
»Ahna, ich fühlte mich so …« Er brach ab, und ich kniff ihn noch einmal leicht in die Lippe.
»Wie fühlst du dich denn?«
»Merkwürdig. Hungrig, aber erfüllt. Voller Kraft.«
Er hielt mich locker in seinen Armen, und mir gefiel, wie leicht ich mich fühlte, wie leer, geschmeidig und offen. Sorglos und berauscht von dem wenigen Blud, das ich noch in mir hatte, schwanden mir etwas die Sinne, und er drückte mich fester an seine nackte Brust, und seine Haut war so heiß, dass sie sich wie flüssiges Feuer anfühlte.
»Küss mich, Casper.«
»Ich kann dich nicht küssen. Du brauchst Blut. Und ich habe mich nicht unter Kontrolle.«
»Musst du auch nicht. Sollst du nicht. Will ich nicht.« Meine Stimme klang etwas lallend.
»Die Dinge, die ich tun will … erschrecken mich. Es ist, als sei alles in Rot getaucht.«
»Gib dem Gefühl nach, Maestro.«
»Ich weiß nicht, wie.«
»Du wirst es lernen.«
Ich wollte ihn noch einmal küssen, aber er hielt sich zurück, als habe er Angst, mich zu zerbrechen. Die Bestie in mir stieg an die Oberfläche, wütend darüber, abgewiesen zu werden. Mit diesem Ausbruch an Wildheit gelang es mir, mich an seinen Hals hochzuziehen und meine Lippen auf dieselbe Stelle zu drücken, wo ich ihn zuvor gebissen hatte. Seine Verwandlung war beinahe vollbracht, aber noch nicht ganz abgeschlossen, und die Wunde war noch nicht verheilt. Ich saugte kräftig, glückselig über den heißen Rausch von Befriedigung, von Blud und Blut in perfekter Mischung. Die gute alte Verusha hatte nie auch nur angedeutet, dass es so sein würde. Blutig, schmutzig und grässlich schmerzvoll für uns beide, das ja, aber köstlich und süß? Das hätte ich mir nicht vorstellen können. Der Zauber war stark und gut ausgeführt. Was auch immer dieser Criminy für ein
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