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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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meinen Lippen.
    Mein Körper schickte mir so viele Signale, dass ich sie gar nicht alle auseinanderhalten konnte, und es schien nur natürlich, die fast leere Flasche abzustellen, mich auf ihn zu stürzen und ihn zu Boden zu schubsen, als der Hunger in mir aufstieg und in meinen Adern sang. Ich zog mit der Zunge eine lange Spur von seiner Schulter bis zum Ohr.
    »Whoa, jetzt aber«, rief er aus, und der Anflug von Angst in seiner Stimme war berauschend.
    »Zu spät.« Ich setzte mich rittlings auf ihn, hielt seine Arme auf dem Boden fest und biss in die pulsierende Ader an seinem Hals. Die erste Kostprobe seines Blutes, direkt von der Quelle und durchtränkt von Wein und Magie jagte mir einen Hitzeschauer durch den Körper. Zwischen zwei Schlucken murmelte ich: »Ich dachte, so wäre es leichter für dich. Ohne großes Nachdenken.«
    Er stöhnte und wimmerte, doch dann biss er die Zähne zusammen und sagte: »Dann tu es.«
    Von außen betrachtet war es ein einfacher Prozess, ziemlich genau das, was Casper selbst erzählt hatte, was geschehen musste, um einen Menschen oder ein Halbblud in einen hundertprozentigen Bludmann zu verwandeln. Am Ende gab es eben doch nicht so viel Neues in der Welt. Ich musste ihn nahezu leer trinken und ihm dann genug von meinem Blud einflößen, um ihn am Leben zu halten, während er mich beinahe leer trank. So ging es dann immer weiter, geben und nehmen, hin und her, bis es vollbracht war. Das Schwierigste dabei war, das Gleichgewicht zwischen uns beiden zu finden, bei dem jeder von uns das innere Raubtier so weit unter Kontrolle hielt, dass er den anderen nicht zerfleischte oder zu viel trank, bis zum Tode.
    Die Hauptzutat mochte wohl die Mischung aus Blut und Blud sein, doch die zweitwichtigste war Vertrauen, und ich hielt es für besser, auf das Beste zu hoffen, als ihn mit meinen Ängsten zu belasten. Meine Gefühle für ihn waren chaotisch, und ich vermutete, bei ihm war es umgekehrt genauso; ein Hin und Her dessen, was innere Bestie, Verstand und Herz wollten und brauchten und zu riskieren bereit waren. Schon bald würde er das wahre Gleichgewicht zwischen uns kennenlernen, komme, was da wolle.
    Für den Augenblick war es genug, mich endlich – endlich, nach so vielen Wochen – bis über mein breites Lächeln in seinen Hals zu versenken, sein warmes Lebensblut zu trinken und ihn zu kosten wie noch niemand vor mir. Er zitterte unter mir, Muskeln angespannt und die Hände zu Fäusten geballt.
    »Es ist okay«, flüsterte ich, »wenn du mich berühren willst.«
    Er ließ seine Hände über meine Beine und Hüften auf und ab wandern, packte dann meine Knöchel, so fest, dass die Knochen knackten, und ich sog heftig an seinem Hals und trank und trank und trank. Als seine Hände schließlich von meinen Beinen glitten, kam ich wieder so weit zu mir, um zu erkennen, dass für mich nun der einfache Teil vorüber war.
    Ich zog mich zurück und wischte mir mit dem Handrücken über den Mund. »Casper? Casper, komm. Jetzt bist du an der Reihe. Trink. Ich helfe dir.«
    Seine Augen waren offen, glasig, sein Blick unkoordiniert und starr. Ich strich über seine Wangen und wünschte mir die Grübchen, aber sie waren nicht da.
    »Komm schon. Wie nennst du mich immer? Liebes. Liebes, wach jetzt auf. Du musst trinken.«
    Aber ich bekam ihn nicht wach. Ich hatte nicht genug auf seinen Zustand geachtet und zu viel getrunken. In Panik packte ich die Flasche und schüttete ihm den Inhalt in den Mund, in der Hoffnung, dass das, was von dem Gebräu noch übrig war, ihn so weit wecken würde, um das Blud zu trinken, das ich ihm mehr als bereitwillig geben wollte. Es war kaum noch Wein übrig. Zuerst tropfte die rote Flüssigkeit nur an seinem Gesicht herab auf das schwarze Schafsfell unter ihm. Doch als die Flasche schon fast leer war, sah ich, wie sich seine Kehle bewegte, und dann blinzelte er und sein Blick wurde mit einer plötzlichen Wildheit wieder klar, die ich nur zu gut kannte.
    Hastig schob ich den Ärmel meines Kleides hoch, und rieb die zarte Haut meines Handgelenks über seine Lippen. Er sah mir in die Augen, irrsinnig und verzweifelt, doch er machte nicht einmal den Versuch, mich zu beißen.
    »Ich sagte, komm schon!«, knurrte ich. »Wach auf! Nimm es! Reiß mir die Haut auf, verdammt!«
    Er schüttelte den Kopf und drehte sich von mir weg, und mit einem animalischen Aufheulen schob ich ihm einen Finger in den Mund und ritzte ihn an einem seiner Schneidezähne auf, in der Hoffnung, der

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