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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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zurückzugeben, und mit deinem Herzen fange ich an.«
    Ich schwöre, dass in dieser Sekunde mein Herz aussetzte. Alles Verlangen, Hunger und Verzweiflung verblasste angesichts seiner Forderung. Konnte es denn möglich sein, dass Casper … mich liebte?
    Ich war in Reichtum und Kälte aufgewachsen und hatte von Verusha mehr Wärme empfangen als von meiner eigenen Familie. Begrüßungen waren wohlerzogen und flüchtig vor sich gegangen, ein vornehmer angedeuteter Kuss auf die Wange. Umarmungen waren so gut wie unbekannt, denn wie konnte meine Mutter mich an sich ziehen, wenn ihr Kleid mit Diamanten regelrecht überkrustet war und mehr wog als sie selbst? Liebe und Zuneigung waren Gefühle, die man für sein Land hegte, für einen Lieblingshut, für den Wolfshund, der einen unfehlbar an der Tür begrüßte. Aber Liebe von einer königlichen Partie zu erwarten – das war lachhaft. Fast unerhört. Niemals in meinem ganzen Leben hatte ich mir die Frage gestellt, ob meine Eltern einander liebten. Denn ich wusste genau, dass es nicht so war.
    Und hier waren wir, ineinander verschlungen und blutbefleckt auf dem Fußboden in einem mährischen Gasthaus, und dieser Mann, dieser Fremdling, wollte mein Herz. Er wollte, dass mein Mund Worte aussprach, die ich nie ausgesprochen gehört hatte. Er wollte, dass ich ihm meine Liebe erklärte, nur für das Privileg, mit ihm so zu verkehren, wie ich es bei den Passagieren der Maybuck gesehen hatte, Fleisch an Fleisch. Am Tag vor meinem letzten Kampf, vor der Ausführung meines Plans, eine Diktatorin bei einem heiligen Ritual im Angesicht meines Volkes zu ermorden, wollte er, dass ich eine Bindung einging, die keine Prinzessin, keine Zarina eingehen konnte. Das Herz einer Zarina gehörte ihrem Land.
    Die Gefühle, die er in mir geweckt hatte, waren verlockend, und ich war neugierig. Aber diese Gefühle, diese Befriedigung – sie waren es nicht wert, ihn zu belügen und Versprechungen zu machen, die ich nicht halten konnte. Vielleicht war die Intimität, die ich fühlte, Teil des Verwandlungsprozesses, Teil der Magie des Pulvers. Vielleicht musste ich vor mir selbst zugeben, dass meine innere Bestie Sehnsüchte hatte, und Blut war offenbar nicht die einzige.
    Oder vielleicht …
    Ich schluckte schwer und suchte die Antwort auf meine Fragen in seinen Augen.
    Und die Antwort traf mich wie ein Pfeil, der direkt in meine Brust einschlug. In Caspers Augen sah ich mehr als Bitten und Lust. Ich fand Anerkennung, Respekt und Hingabe, las alles in den Schatten, die vor dem Blau seiner Augen tanzten. Dieser Mann, dieser neu geschaffene Bludmann, hatte Gefühle für mich. Intensive Gefühle, die sich nicht verleugnen ließen. Und er war nicht länger verwirrt und verloren. Er war stark wie ich, kraftvoll wie ich. Und er wollte mich, er liebte mich, so sicher, wie sein Blut in meinen Adern pulsierte.
    In diesem Augenblick wurde Unmöglich zu Einfach.
    Er hatte nicht darum gebeten, dass ich mich ihm verpflichtete, dass ich ihn lieben oder heiraten oder mich ihm auf ewig versprechen sollte. Er wollte mein Herz, aber er hatte es nicht gefordert. Er hatte mich, ganz einfach, gefragt, ob ich ihn wollte. Und das war eine Frage, die ich leicht beantworten konnte.
    »Ich will dich«, sagte ich, und ein sündhaftes Lächeln erhellte seine Züge.
    In einer fließenden Bewegung stand er auf und hielt mich fest an seinen nackten Brustkorb gedrückt, seine Hände unter meinen Oberschenkeln. Ich schlang die Arme um seinen Nacken, und er trug mich, als sei ich schwerelos. Bevor ich wusste, was geschehen war, war er schon durch die Tür in das Zimmer nebenan und streckte mich auf dem Bett aus. Es schaukelte leicht unter mir, und die Seile, mit denen es an der Decke befestigt war, knarrten. Ich fühlte mich schwereloser, reiner und freier denn je. Die Sonne war zwar längst untergegangen, doch das Laternenlicht von draußen drang hell durch das Buntglasfenster herein und tauchte mich in einen Regenbogen aus Farben.
    Casper ging um das Bett herum. Er schlich sich an. Ich streckte mich und bog den Rücken vor Sehnsucht nach ihm durch, während ich ein Bein anhob, sodass das Seidenkleid hochrutschte.
    »An dir ist alles einfach so … köstlich.«
    Ich grinste und zeigte ihm die Zähne. »Dann koste mich.«
    Er schlang die langgliedrigen Finger um das Seil und folgte ihm mit dem Blick nach oben zur Decke. Offenbar zufrieden mit dem, was er dort sah, sprang er leichthin auf das Bett, das, dank seiner neu gewonnenen

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