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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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wenn es doch mal dazu kommt, wird es sehr ernst, weil wir uns gegenseitig auslöschen wollen. Weil du mich gebeten hast, ehrlich zu sein, muss ich deine Frage leider bejahen. Ich habe jedoch jahrzehntelange Erfahrung darin, mich zu schützen. Du musst dir also keine Sorgen machen.«
    Plötzlich fiel mir wieder mein nächtlicher Spaziergang mit Georgia ein. »In der Nacht, in der du dem Mädchen in die Seine hinterhergesprungen bist, hat jemand unter der Brücke gekämpft. Mit Schwertern.«
    »Dann hast du sie sogar schon gesehen, Kate. Das waren die Numa.«
    Schon der Name klang Furcht einflößend. Ein kalter Schauer überlief mich. »Wer sind die Numa?«
    »Sie sind Revenants, genau wie wir. Aber ihr Schicksal ist unserem genau entgegengesetzt — anstatt Leben zu retten, zerstören sie es.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Wir werden unsterblich, weil wir durch unseren Tod jemandem das Leben retten. Sie erringen Unsterblichkeit, weil sie jemandem das Leben nehmen. Das Universum liebt anscheinend das Gleichgewicht.« Er lächelte bitter.
    »Heißt das, sie sind auferstandene Mörder?« Panik durchfuhr meinen Körper wie eine kalte Klinge.
    »Nicht nur Mörder. Sie alle haben jemanden durch einen Verrat in den Tod getrieben.«
    Ich atmete scharf ein. »Was? Warte mal. Das heißt, jeder, der stirbt, nachdem er jemanden in den Tod getrieben hat, wird ein unsterblicher Bösewicht?«
    »Nein, nicht jeder. Nur ein paar. So wie bei uns. Nicht jeder, der anstelle von jemand anderem stirbt, wird auch auferstehen. Ich erklär dir das irgendwann mal genauer — das ist ein bisschen komplizierter. Das Wichtigste, das du wissen musst, ist, dass die Numa unberechenbar sind. Und sie sind gefährlich. Sie sterben nicht, weil sie immer weitertöten. Und sie finden genügend Opfer, weil sie im passenden Gewerbe arbeiten. Meist sind sie angesehene Mafiosi, die in Prostitutions- und Drogenringe verstrickt sind. Damit sie einen Ort haben, an dem sie unauffällig ihren Geschäften nachgehen können, betreiben sie Bars und Klubs. Da überrascht es dann auch nicht weiter, dass sich ihnen permanent irgendwelche Gelegenheiten bieten, zu morden oder zu betrügen.«
    »Und die waren es, die an dem Abend unter der Brücke gekämpft haben?«
    Vincent nickte. »Das Mädchen, das von der Brücke gesprungen ist, hatte sich auf sie eingelassen. Sie haben sie dazu getrieben, Selbstmord zu begehen. Und dann sind sie ihr gefolgt, um sicherzustellen, dass sie es auch durchzieht.«
    »Aber sie sah noch so jung aus. Wie alt war sie?«
    »Vierzehn.«
    Ich zuckte zusammen. »Und warum warst du dort?«
    »Charles und Charlotte waren unterwegs, Jules begleitete sie volant. Jules sah die Situation voraus und kam Ambrose und mich holen. Als wir an der Brücke eintrafen, waren die Zwillinge damit beschäftigt, die Numa von der Brücke fernzuhalten, während das Mädchen ... Aber das hast du ja gesehen. Ich bin erst bei ihr gewesen, als sie sprang.«
    »Habt ihr die ... die anderen geschnappt?« Ich bekam das Wort nicht über die Lippen, es verstörte mich zu sehr.
    »Zwei von ihnen, ja. Ein paar andere sind uns entwischt.«
    »Das heißt, du rettest nicht nur Leben, sondern du bringst auch Leute um.«
    »Die Numa sind keine Leute. Wenn wir die Gelegenheit bekommen, einen bösartigen Revenant zu töten, dann nutzen wir sie. Menschen können sich ändern, deshalb töten wir keine Menschen, sofern es sich verhindern lässt. Jeder von ihnen trägt die Chance der Veränderung in sich, die Numa jedoch nicht. Sie waren zwar schon als Menschen niederträchtig, aber sobald sie Revenants sind, gibt es für sie keine Hoffnung auf Erlösung mehr.«
    Vincent war ein Mörder, dachte ich. Er ermordete zwar Verbrecher, aber dennoch blieb er ein Mörder. Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte.
    »Wie geht’s dem Mädchen, das von der Brücke gesprungen ist?«
    »Ihr geht’s gut.«
    »Bist du von ihr besessen?«
    Vincent lachte. »Ich weiß jetzt, dass es ihr gut geht, also nein.« Er griff unter den Tisch und zog meine Beine wieder zwischen seine. Das warme Gefühl stieg langsam wieder in mir auf. »Ich bin so froh, dass Revenants keine Gedanken lesen können. Jean-Baptiste würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich dir von den Numa erzählt habe.«
    »Ein Verstoß gegen die Schweigepflicht?«
    Vincent lächelte mich an. »Ja, aber ich vertraue dir, Kate.«
    »Du musst dir auch keine Sorgen machen«, sagte ich. »Wahrscheinlich weißt du das dank eurer

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