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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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später, schrieb ich zurück. Für den Rest des Tages gab ich es entgültig auf, so zu tun, als würde ich im Unterricht aufpassen.
    Er wartete schon auf mich, als ich das Schulgelände verließ. Mein Herz schlug schneller, als ich ihn lässig an einen Baum gelehnt in der Nähe der Bushaltestelle stehen sah. Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht stahl.
    »Hallo, schönes Fräulein«, sagte er und reichte mir einen Helm, als ich nah genug war. Er nahm die Sonnenbrille ab und gab mir einen Kuss auf jede Wange. Diese kleine Geste, die sich in Frankreich an einem Tag über ein Dutzend Mal wiederholt — nämlich jedes Mal, wenn man jemandem Hallo oder Tschüss sagt —, diese zwei kleinen Küsschen bekamen für mich plötzlich eine ganz andere Bedeutung.
    Wie in Zeitlupe berührte mich Vincents Wange und sofort vergaßen meine Lungenflügel, ihre Arbeit zu tun. Er löste sich kurz von mir, so weit, dass wir uns in die Augen sehen konnten, dann lehnte er sich wieder vor und streifte sanft mit seinen Lippen über meine andere Wange. Ich öffnete meinen Mund, um einzuatmen. Ein verzweifelter Versuch, mein Gehirn wieder mit Sauerstoff zu versorgen.
    »Hm«, sagte er mit leuchtenden Augen. »Interessant.« Sein Lächeln war ansteckend und gut gelaunt nahm ich ihm den Helm aus den Händen und stülpte ihn über, dankbar für die Gelegenheit, mein Gesicht kurz verbergen zu können, bis ich mich wieder gefangen hatte.
    »Weil es heute so ungewöhnlich kalt ist, wollte ich dich fragen, ob du Lust hast auf die beste heiße Schokolade von ganz Paris«, sagte er, als er sich auf die Vespa schwang.
    »Heute versuchst du also, Schulmädchen mit Schokolade zu verführen? Du bist ein schlechter Mensch, Vincent Delacroix«, lachte ich, während er den Motor anließ.
    »Was sagt es dann über dich aus, dass du dich drauf einlässt?«, fragte er, während er losfuhr.
    »Dass ich wahnsinnig leichtgläubig bin — und das auch noch aus freien Stücken«, erwiderte ich, legte meine Arme um seinen warmen Körper und schloss die Augen.

 
    A n diesem Abend fing Georgia mich nach dem Abendessen ab, als ich auf dem Weg in mein Zimmer war. »Wohin bist du denn nach der Schule verschwunden? Ich hab auf dich gewartet.«
    »Vincent hat mich abgeholt. Wir waren noch im Les Deux Magots.«
    Georgias Augen weiteten sich. »Schon wieder? Ihr habt euch doch gestern erst gesehen.«
    »Heute zählt nicht, das waren ja nur fünfzehn Minuten. Ich schreibe morgen schließlich eine Arbeit, für die ich lernen musste.«
    »Das zählt nicht? Machst du Witze? Das wird ja langsam ernst mit euch beiden!« Sie schob ein paar Kissen zurecht und machte es sich auf meinem Bett bequem. »Also, Schwesterherz, dann erzähl mir mal was über diesen mysteriösen ehemaligen Verbrecher.«
    »Also«, sagte ich und überlegte krampfhaft, was ich ihr erzählen konnte. »Er studiert.«
    »An welcher Uni?«
    »Oh, das weiß ich gar nicht.«
    Georgia sah mich zweifelnd an. »Und was studiert er?«
    »Öh ... Literatur. Glaube ich«, äußerte ich vorsichtig.
    »Du weißt nicht mal, was er studiert? Worüber unterhaltet ihr euch denn bitte schön?«
    »Na, wir haben eine Menge anderer Themen. Du weißt schon. Kunst. Musik.« Die Untoten. Unsterblichkeit. Bösartige Zombies. Es stand völlig außer Frage, ich konnte Georgia nichts über ihn erzählen.
    Georgia starrte mich herausfordernd an. »Alles klar, du willst mir also nichts über ihn erzählen«, sagte sie gereizt. »Du weißt ja auch nicht viel über mich und mein Leben, was im Übrigen nicht an mir liegt. Ich versuche wenigstens, dich daran teilhaben zu lassen. Ich habe nur aufgehört, dich zu fragen, ob du mal mit mir um die Häuser ziehst, weil du sowieso Nein gesagt hättest.«
    »Also gut, Georgia. Mit wem bist du zusammen?«
    Meine Schwester schüttelte den Kopf. »Ich sag dir nichts, solange du mich im Dunkeln lässt.«
    Ich nahm ihre Hand und verteidigte mich: »Georgia, ich mach das doch nicht absichtlich, ich möchte dir doch von meinem Leben erzählen. Aber du weißt, wie schwer das alles für mich war ... Gerade komme ich wieder auf die Füße, ich verspreche dir, ich geb mir wieder mehr Mühe.«
    »Das heißt, du gehst am Wochenende mit mir aus?«
    Ich zögerte. »In Ordnung.«
    »Bringst du Vincent mit?«
    »Äh ...«
    Der Blick, den Georgia mir zuwarf, war eindeutig: Hab ich’s nicht gesagt?
    »Okay, also gut. Wir unternehmen irgendwas mit Vincent, aber wir gehen nicht

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