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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Felsen gehauen. Vereinzelte Betonsäulen stützten die Decke. In den Ecken hingen Strahler, deren helles Licht die unebenen Höhlenwände gespenstisch erleuchteten.
    »Drinks!«, rief Georgia und wir drängten zur Theke. Lawrence fragte in seinem sanften britischen Englisch, was ich trinken wolle, und bestellte uns beiden dann Cola. »Ich muss ja noch fahren«, sagte er und zwinkerte lächelnd. Wir prosteten einander zu und lehnten uns mit dem Rücken gegen die Theke.
    »Du und Georgia, seid ihr ...?«, fragte ich und überließ es Lawrence, den Satz zu beenden.
    »Nee«, antwortete er so breit grinsend, dass sich auf seinen Wangen tiefe Grübchen bildeten. »Ich steh auf Typen.«
    »Verstehe«, sagte ich und sog an meinem Strohhalm, während wir weiterhin die anderen Klubgäste unter die Lupe nahmen.
    Ich konnte mal wieder nur über Georgias unfehlbares Talent staunen, die neuesten und hipsten Szeneläden aufzuspüren. Gut aussehende Menschen bewegten sich auf der Tanzfläche, andere standen lässig mit ihren Getränken an die Säulen gelehnt. In einer Ecke erkannte ich eine berühmte junge Schauspielerin, umgeben von einer Schar Verehrern, die alle versuchten, sich ihr Interesse nicht anmerken zu lassen. In einer Nische lag der Sänger einer angesagten britischen Band ausgestreckt inmitten eines Kissenhaufens.
    Meine Schwester stand ganz in meiner Nähe und gab einem Typen, der aussah, als wäre er gerade einem Werbeplakat entstiegen, ein paar Wangenküsse, als mir jemand von großer, robuster Statur auffiel, der langsam, aber zielstrebig durch die Menge auf sie zusteuerte. Manche Gäste klopften ihm auf den Rücken, während er sich seinen Weg bahnte.
    Als Georgia ihn entdeckte, konnte sie ihr Glas gerade noch rechtzeitig auf die Theke stellen, bevor er ihr um die Taille fasste und sie hochhob.
    »Georgia, meine sexy Südstaatenschönheit«, sagte er, als er sie wieder absetzte. Ich lächelte. Dass wir nie wirklich in den Südstaaten gelebt hatten, war offenbar völlig egal. Georgia hatte unsere dutzend oder mehr Ferienaufenthalte in Mamas Heimatstaat dazu genutzt, sich einen dermaßen überzeugenden Südstaatenakzent zuzulegen, dass Scarlett O’Hara dafür sicher ihren Petticoat geboten hätte. Wenn ihr der Sinn danach stand, setzte Georgia ihren Namen und eben diesen Akzent gezielt ein, um anderen vorzugaukeln, wir stammten aus einem exotischeren Ort als Brooklyn. Ausländer, zumindest jene, die so gut Englisch beherrschten, dass sie sogar Akzente heraushören konnten, kauften ihn ihr sofort ab.
    Der Mann beugte sich zu Georgia hinunter und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Da dieser Kuss eine geschlagene Sekunde länger dauerte als all die anderen, die sie bisher so verteilt hatte, konnte das nur eins bedeuten: Dieser Typ war jemand Besonderes.
    Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich, bis er vor mir stand. Jetzt konnte ich ihn genauer betrachten. Dabei war absolut nicht zu übersehen, dass dieser Mann alles in sich vereinte, worauf Georgia normalerweise stand. Er war mindestens eins fünfundneunzig groß und sah aus wie eine Kreuzung aus einem Surfer und einem Footballspieler: zerzauste blonde Haare und braun gebrannt, aber gleichzeitig so muskulös gebaut, dass er im Alleingang eine ganze Verteidigungslinie hätte ummähen können. Seine bernsteinfarbenen Augen glänzten wie Karamellbonbons. Die besitzergreifende Art, mit der er den Arm um Georgia gelegt hatte, ließ nur eine Deutung zu: Die beiden waren ein Paar.
    »Endlich lernen wir uns kennen! Georgias kleine Schwester, Kate. Ich hab schon viel von dir gehört. Aber Georgia, du hast mir verschwiegen, wie hübsch sie ist.«
    Meine Schwester antwortete im breitesten Südstaatenenglisch: »Und warum genau hätte ich dir das erzählen sollen?« Zu mir sagte sie: »Kate, das ist Lucien. Ihm gehört der Klub.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte ich.
    Er legte die Hände auf Georgias Schultern und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Als er sich wieder aufrichtete, gab er dem Barkeeper ein Zeichen und deutet dabei auf unsere gesamte Gruppe.
    »Sweet Georgia Brown.« Lawrence pfiff durch die Zähne. »Wir müssen die ganze Nacht lang nix zahlen. Deine Schwester hat eine magische Wirkung.«
    »Ich weiß«, gab ich zu und beobachtete, wie Lucien ihre Hand küsste, bevor er sich von einem hektischen Manager fortzerren ließ. Bevor er endgültig von der Menge verschluckt wurde, grinste er mich noch einmal an und zwinkerte mir zu.
    Ein paar abgerissen wirkende

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