Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Titel: Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
Vom Netzwerk:
gleiche elektrische Ladung, nur umgekehrt, positiv statt negativ, negativ statt positiv.
    Die berühmte Antimaterie, die Sie zur Romanleiche machte?
    Landua grinst – Dr. Rolf Landua, Fachmann für Antimaterie bei der Europäischen Organisation für Kernforschung, der vor sechs Jahren einen Milliardstel eines Milliardstelgramms Antiwasserstoff herstellte, wird in Illuminati , dem Weltbeststeller des Dichters Dan Brown, Seite 15, grausam entleibt: Er roch brennendes Fleisch, und es war sein eigenes. Um Gottes willen, nein!, schrie er auf. Doch es war zu spät.
    Richtig! Aber die Tatsache der Antimaterie war nicht der Unfall, der alles werden ließ.
    Herr Landua, weiches gütiges Gesicht, schütteres Haar, schaut zum Fenster, Nebel liegt über dem Cern, Laub fällt von Pappeln, Landua reibt sich die Hände.
    Materie und Antimaterie seien sich gewissermaßen feind, sie zerstörten sich gegenseitig, gingen, wenn sie sich begegneten, sofort in Strahlung auf. So. Und eigentlich, damals beim Urknall, hätten sich Materie und Antimaterie vollständig annihilieren sollen, müssen.
    Aber dem war nicht so?, ahnt 219 339.
    Dem war nicht so, sagt Landua, die Symmetrie, die wir meinen, war nicht vollkommen.
    Deshalb gibt es uns?
    Deshalb sind wir!, deshalb sind die Elefanten, die Seepferdchen, Viren, Bananen, Grapefruits, unser Sonnensystem, die Milchstraße, sämtliche Galaxien.
    Jemand hat gepfuscht, sagt 219 339.
    Wir sind das Produkt eines Symmetriebruchs, ja. Ein Teil der entstandenen Materie blieb beim Urknall ungelöscht, vielleicht ein Milliardstel. Und der reichte aus für Milliarden von Galaxien mit Milliarden von Sternen.
    Wer ist schuld?
    Das versuchen wir hier herauszufinden.
    Gott?
    Herr Landua schaukelt in seinem Möbel und schiebt die Unterlippe hoch.
    Falls es ihn gibt, spricht er und lächelt fein, dann hatte er nach dem Urknall wenig Zeit dafür, eine 10 -12 Sekunde lang. Kaffee?
    Man wandert durch dunkle Flure, Gebäude 3, alte hölzerne Türen links und rechts, jede ächzend und mit Fenster, dahinter ein Rollladen, staubig, gelb. Der Boden, alter rissiger Kunststoff, glänzt und quietscht. Das Cern ist so betagt wie Dr. Rolf Landua, 54 Jahre, das Cern, wörtlich Europäischer Rat für Kernforschung, wurde 1954 von zwölf Ländern gegründet, um den Amerikanern in Sachen Kernphysik zu widerstehen. Heute sind ihm zwanzig Staaten angeschlossen, mit dreißig weiteren arbeitet es zusammen. 2500 Menschen sind am Cern beschäftigt, nur ein Zehntel davon forscht, 9000 Gastwissenschaftler aus 85 Ländern sind eingeschrieben, teilen sich 2000 Bürotische, manche blasen nachts eine Luftmatratze auf und schlafen neben dem Computer, vor Jahren, so das Gerücht, soll hier einer zu essen vergessen haben, sei schließlich an Skorbut verendet.
    Ach, sagt Herr Landua, was wäre die Welt ohne Legenden?
    Man wandert über Treppen, quert einen Hof und raschelt durch gelbes Laub, Route Democrite, Route Marie Curie, Route Einstein, Route Pauli, Route Wu, auf Vordächern wuchert schweres Moos, unberührt seit Jahrzehnten.
    Hier!, sagt Herr Landua, unser eigenes Postbüro, unsere Bank, unser Kindergarten, die Krankenversicherung, das Reisebüro, das Cern hat drei Hotels, zwei Restaurants, ein Gelände so groß wie sechzig Fußballfelder.
    Und jährlich eine Milliarde Schweizer Franken zur Verfügung, sagt der Besucher.
    Das macht, zückt Herr Landua die Rechnung, pro Einwohner und Jahr nicht mehr als einen Euro fünfzig, weniger als eine Tasse Kaffee.
    Dr. Rolf Landua, Experte für Antimaterie, schiebt einen Jeton in die Maschine, Kaffee schäumt, junge Menschen sitzen in einem weiten Saal an alten Tischen, Kunststoff auf Metall, und krümmen sich über ihre Geräte, reden und schweigen, die Welt hier ist wireless und ungeschönt, zwei Tagesgerichte stehen zur Wahl, Menü PROTON, Menü NEUTRON.
    Und was war vor dem Urknall?
    Landua schluckt Kaffee.
    Kann aus Nichts etwas entstehen, Herr Landua?
    Um ehrlich zu sein, er habe darauf keine Antwort, sagt Landua. Was andere nicht davon abhalte, sich mit der Frage zu beschäftigen. Das Modell des Russen Andrei Linde, zum Beispiel, gehe von einem eigentlichen Hyperraum aus, unser Universum sei darin nur eins von unzähligen, möglicherweise seien Trillionen von anderen Universen entstanden oder ständig am Entstehen, jedes mit eigenen Naturgesetzen.
    Vielleicht, sagt Herr Landua, entstehen, während wir hier Kaffee trinken, ein paar Trillionen Universen pro Schluck.
    Wann haben Sie zum

Weitere Kostenlose Bücher