Von dir verfuehrt
um, „wie läuft‘s?“
Am liebsten wäre ich ihm an die Gurgel gesprungen. War die Frage tatsächlich ernst gemeint? Es war zwölf Uhr. Während die anderen Cafés un d Restaurants um mich herum ein Mittagsgericht nach dem anderen auftischten, wartete ich noch immer auf meinen ersten Gast. Also wie verdammt noch mal sollte es laufen? Ich warf ihm einen warnenden Blick zu und hoffte, dass er ihn verstand.
Jedoch war Telefonsexstimme schwer von Begriff: „Dein Laden hat was, ist sehr außergewöhnli ch. Machst du Werbung, Hannah?“
„Ach, ja!“, ich schlug mir theatralisch mit der Handfläche an die Stirn. „Werbung. Mensch, warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?“ Meine Stimme triefte vor Hohn. „Hör zu David, wenn ich einen Marketingexperten brauche, melde ich mich bei dir.“
Überrascht sah er mich an. In diesem Moment merkte ich, dass ich leicht über die Stränge geschlagen hatte. Unwissentlich hatte Davi d einen wunden Punkt erwischt.
„Hier, die wollte ich dir bringen.“ Ohne weiter auf meinen Wutanfall einzugehen, überreichte er mir eine Tüte mit meiner Strickjacke. Ich war noch zu aufgebracht, um mich anständig zu bedanken und lächelte andeutungsweise.
„Ich hätte g erne ein Wasser und einen doppelten Espresso. Und die Speisekarte bitte.“ Dann griff er in die Innenseite seines Jacketts und zückte einen Kugelschreiber, der nicht gerade billig aussah. Kurz schweifte sein Blick suchend über den Tresen, bis er fündig wurde. Als er eine Serviette aus dem Ständer nahm, wusste ich zunächst nicht, was er vorhatte. Wollte er seine Bestellung noch mal für mich festhalten, weil er mir nicht zutraute, mir zwei Artikel merken zu können? Zuzutrauen wär‘s ihm.
„Du hast dich gestern sehr rührend um meine Schwester gekümmert. Dafür würde ich mich gerne revanchieren, mit einem Abendessen zum Beispiel. Hier hast du meine Nummer. Und …“ er schob mir die Serviette mit seiner Telefonnummer zu, „zufällig verstehe ich auch was von Marketing.“
Überrascht hob ich die Serviette auf. Das konnte er doch unmöglich ernst meinen, nachdem ich ihn so angegangen war. Ungläubig blickte ich hoch und sah, wie er vor Tisch zwölf stehen blieb. In einer fließenden Bewegung entledigte er sich seines Jacketts. Zum Vorschein kam ein weißes Hemd, unter dessen Stoff es sich verführerisch wölbte, was insbesondere für die Armpartie galt. Er nahm Platz, holte einen Laptop aus der Tasche und klappte den Deckel vor sich auf. Dann lockerte er die Krawatte, öffnete die ersten beiden Knöpfe seines Hemdes und fuhr mit den Fingern durch sein dichtes, dunkles Haar. Als sich unsere Blicke trafen, wusste ich nicht, worüber ich mich zuerst ärgern sollte. Über die Tatsache, dass sein Anblick ein leichtes Ziehen in meinem Unterleib verursachte oder darüber, dass er mich nun selbstgefällig angrinste, wissend, dass ich ihn gerade beobachtet hatte. Dabei war er doch derjenige, der versuchte mit mir zu flirten. Ich besann mich der Serviette in meiner Hand. Das Lachen würde ihm schon noch vergehen, dachte ich und steuerte auf seinen Tisch zu. Dort angekommen baute ich mich vor ihm auf, angestachelt durch sein süffisantes und zugebenermaßen sexy Lächeln. „Ich muss leider ablehnen. Ich stehe nicht auf Männer, die ihre kleine Schwester vorschicken, wenn sie mich ins Bett kriegen wollen. Wie du gestern richtig bemerkt hast, bin ich eher der direkte Typ.“ Abwartend stand ich vor ihm und machte mich auf einen Spruch gefasst. Doch da kam nichts. Er errötete nicht mal, im Gegensatz zu mir. Mein Kopf glühte, weil ich so aufgebracht war. Worüber eigentlich?
„Okay, ist angekommen. Bekomm ich dann jet zt meine Bestellung, Hannah?“
Die Ruhe und Au sgeglichenheit in seiner Stimme, brachte das Blut meiner Halsschlagader ordentlich in Wallung. Innerlich zählte ich von zehn an rückwärts, würgte alle Aggression runter und ging ohne ein weiteres Wort zurück zum Tresen. Die Serviette entsorgte ich für ihn deutlich sichtbar im Mülleimer. Ich ließ mir Zeit mit seiner Bestellung, um wieder runterzukommen. Als ich ihm den Kaffee und das Wasser servierte, schenkte ich ihm ein zuckersüßes Lächeln, das bewusst meine Augenpartie aussparte. Beim Zubereiten der Bruschetta, widerstand ich dem Drang, ihm in den Dip zu spucken.
Während David aß, reagierte ich mich an meinem Skizzenbuch ab. Ich verunstalte Davids Visage in allen erdenklichen Arten. Am besten gefiel mir die, in der er aussah, wie
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