Von dir verfuehrt
Kopf zu prügeln. Herr Gott! Was war bloß in mich gefahren? Wie hatte ich Stefan so nah an mich ranlassen und mich ihm so öffnen können, nach allem, was er mir angetan hatte? Ich schloss meine Lider und kämpfte erneut gegen die Tränen an, spürte wie meine Unterlippe bebte. Der Kloß in meinem Hals wuchs und nahm mir die Luft zum Atmen. Mit dem Gesicht zum Fenster versuchte ich den neugierigen Augen meines Gegenübers auszuweichen. Die Dunkelheit nahm mir die Sicht nach draußen, stattdessen blickte ich in mein eigenes Spiegelbild. Gott, wie ich mich verabscheute.
In Köln rief ich mir ein Taxi. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause.
„Scheiß Tag h eute?“, fragte mich der Fahrer.
„Scheiß Woche“, gab ich zurück und brachte ihn damit zum Lachen, während mir noc h immer zum Heulen zu Mute war.
An meinem Café angekommen, schloss ich mit zittrigen Händen die Tür auf. Als könnte ich die Bilder und Erinnerungen aussperren, öffnete ich sie gerade so weit, dass ich mich hindurchzwängen konnte und beeilte mich sie hinter mir abzuschließen. Das Licht ließ ich aus und presste meinen Rücken fest gegen die Tür. Zum ersten Mal seit drei Stunden hatte ich das Gefühl wieder Luft zu bekommen. Mein Atem hallte laut durch mein leeres Café. Minutenlang verharrte ich in dieser Position, starrte ins Leere, versuchte nicht zu denken und zu fühlen, bis das Klingeln des Telefons die Stille durchbrach.
Wie ferngesteuert schlurfte ich zum Tresen und stieß mir im Dunkeln das Knie an einem der Tische. Ich spürte nichts, außer den Schmerz in meiner Brust, der alles überstrahlte. Hinter der Bar hob ich ab ohne ein Wort zu sagen.
„Hannah, bist du das?“
Stefan! Woher hatte er meine Nummer? Mein Herz raste und Tränen schossen mir in die Augen. Ich holte tief Luft und spielte kurz mit den Gedanken aufzulegen. Warum tat ich es nicht einfach, verdammt?
„Hannah? W enn du das bist, dann sag was.“
„Fick di ch“, kam ich seiner Bitte nach.
„Ich … ich wollte nur sicher gehen, dass du gut angekommen bist. Und … mich entschuldigen für … vorhin und … alles andere. Dass du auf diese Weise von Nadine und … mir erfä hrst … war nicht beabsichtigt.“
Schweigen.
„Hannah? Bist du noch dran? Bitte sag doch was.“
Heiße Tränen liefen mir übers Gesicht und ich presste den Hörer fest gegen meine Brust, damit er nicht hörte, wie ich schluchzte. Ich hasse dich du feiges, verlogenes Arschloch. Scher dich zum Teufel! , hätte ich gern gesagt, aber ich schaffte es nicht und legte auf.
Dahin war der Schutz des Cafés, die mühsam errichteten Mauern, lagen in Trümmern vor mir. Erinnerungen und Gefühle, die einfach nicht sein konnten, nicht sein durften kamen zum Vorschein. Wie ein Parasit nistete sich das Bild von Stefan und Nadine in meinen Kopf ein. Warum tat sie mir das an? Von ihm hätte ich nichts anderes erwartet. Aber von ihr? Hatte sie mir seinetwegen so abrupt die Freundschaft gekündigt? War sie damals schon hinter ihm her gewesen? Der Gedanke, dass seine Eltern sie als Frau an seiner Seite akzeptierten und er sie mir vorzog war unerträglich.
Ich hielt noch immer das Telefon in der Hand. Geistesabwesend legte ich es beiseite, eilte zu meiner Handtasche und ertastet mein Handy. Hastig wischte ich mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und wählte Davids Nummer.
Zehn
David
I rritiert stellte ich fest, dass Fernanda noch immer nackt in meinem Bett lag. Sie plante doch hoffentlich nicht, die Nacht hier zu verbringen? Außer beim Sex teilte ich mit keiner Frau meine Matratze, auch nicht mit ihr. „Hast du noch nicht genug?“, fragte ich meine Verärgerung kaschierend und rubbelte mir mit einem Handtuch die Haare trocken.
Statt zu antworten stützte sie sich seitlich auf ihren E llenbogen und lächelte lasziv.
„Sehr verlockend, aber ich muss noch was für die Firma tun“, log ich und hoffte nicht deutlicher werden zu müssen .
„Darling, es ist Sonntagabend. Lass die Arbeit ruhen und komm zurück ins Bett.“ Aufreizend langsam fuhr sie mit ihrer Hand über ihre Brüste und malte mit ihrem Zeigefinger imaginäre Kreise auf ihren flachen Bauch.
Herr Gott! War die Frau schwer von Begriff? „Zieh dir was über, ich will nicht, dass du dich erkältest“, sagte ich und sammelte ihre Kleider auf, die überall verstreut auf dem Boden lagen. Ich hasste Unordnung.
Schmollend hüllte sie ihren entblößten Körper in das Laken, machte aber keine Anstalten
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