Von dir verfuehrt
ich werde dich nicht mit ihm teilen.“ Flüchtig streiften seine Lippen meine Sc hläfe, bevor er ging.
Zurück blieben der betörende Duft seines Aftershaves und ein pochender Schmerz, der sich über meine gesamte Bauchdecke zog. Die Muskeln meines Unterleibs verkrampften. Und ich ahnte, dass ich David ein anderes Mal würde klarmachen müssen, dass er keinen Besitzanspruch auf mich hatte. Meine Periode kündigte sich schmerzhaft an, und ich hatte weder ein Tampon , noch Schmerztabletten bei mir. Ohne letzteres würde ich den Abend nicht überleben. Schon jetzt fühlte mein Bauch sich an, als brächte ich jeden Moment ein Kind zur Welt. Schnell holte ich David ein. „Ich fahr nach Hause. Mir geht’s nicht gut.“
„Was ist los ?“
Ich zögerte kurz, sagte ihm dann aber, dass ich Bau chschmerzen hatte und meine Tage bekam.
Er nickte verständnisvoll und stric h mir zärtlich über die Wange. „In zwanzig Minuten hat Oli Geburtstag. Hältst du solange aus?“
Energisch schüttelte ich den Kopf. „ Es ist nicht nötig, dass du mich begleitest. Ich muss jetzt fahren, weil ich meine Tabletten brauche. Könntest du Mia und Vivien holen, damit ich mich verabschieden kann?“
Ich hielt mich an Davids Arm fest und spürte , wie Schweiß aus meinen Poren schoss. Mir wurde heiß und ein wenig übel, während Blut begann in mein Höschen zu sickern. Ich musste schleunigst nach Hause.
„Wart e hier. Ich bin gleich zurück.“
Wie eine Oma an ihren Gehstock, klammerte ich mich an die Kante des Stehtisches und bemühte mich um einen aufrechten Stand. Obwohl David gerade erst fort war, hielt ich ungeduldig Ausschau. Die Schmerzen wurden von Minute zu Minute unerträglicher. Nach einer gefühlten Ewigkeit, blickte ich in Mias besorgte Miene, aber von Vivien war keine Spur.
„Sie ist vorhin gegangen. Warum weiß ich nicht“, erklärte Davids Schwester auf meine Nachfrage hin und zuckte ahnungslos mit den Schultern. Lange befasste ich mich nicht mit Viviens plötzlichem Verschwinden. Alles woran ich denken konnte, waren meine Tabletten , ein Tampon und ein heißes Bad.
Trotz meines Protests reichte David dem Taxifahrer fünfzig Euro und stieg zu mir auf die Rückbank. „Bist du sicher, dass du klarkommst?“
„Das ist nic ht meine erste Periode, David.“
Er versuchte ein Lächeln, das ihm nicht recht gelingen wollt e und blickte mir in die Augen. „Wann sehe ich dich wieder?“
„ Ich weiß nicht genau. Wie wär’s mit nächstem Wochenende? Du wirst dich solange anderweitig behelfen müssen“, scherzte ich.
Davids Blick ruhte unverwandt auf meinem Gesicht. „Vielleicht möchte ich das gar nicht, Hannah“.
„Mach was du willst, a ber steig‘ endlich aus dem verdammten Taxi. Ich sterbe ohne meine Tabletten.“
Seufzend hauchte er mir einen Kuss auf den Mundwinkel. Bevor er ausstieg, sah er mich warnend an. „Wir haben einiges zu klären, wenn es dir wieder besser geht. Denk nicht, d u könntest dich davor drücken.“
Sechzehn
David
I ch schlug die Augen auf und drehte mich auf die Seite. Wie jeden Morgen stellte ich eine Tasse unter den Espressoautomaten, der auf der Kommode rechts von meinem Bett stand. Per Knopfdruck ließ ich den flüssigen Muntermacher in die kleine Porzellantasse laufen und leerte sie in einem Zug. So schlecht, wie ich geschlafen hatte, würde ich mindestens fünf davon trinken müssen, um halbwegs wach zu werden. Hannah brachte mich nicht nur um den Verstand, sondern neuerdings auch um meinen Schlaf. Ich zwang mich, keinen weiteren Gedanken an den gestrigen Abend zu verschwenden und nahm den zweiten Espresso zu mir.
Unter der Dusche holten mich Bilder von Hannah und Alex in eindeutigen Posen wieder ein. War sie wirklich so weit gegangen, mit ihm zu schlafen? In einer der Toiletten im Diamonds? Wenn ich bedachte, wie lange sie mich hatte zappeln lassen, konnte ich mir das kaum vorstellen. Andererseits hatte ich mit eigenen Augen gesehen, wie sie Alex ihre Nummer ins Handy getippt hatte und kurz darauf mit ihm verschwunden war. Das konnte tausend Gründe haben, versuchte ich mich zu beruhigen, spülte mir den Schaum vom Körper und trat aus der Dusche.
Über dem Bericht für Andersons Projektplanung unternahm ich einen weiteren Versuch mich abzulenken. Nach einer Stunde gab ich auf. Schlimmer als der Gedanke, Alex könnte sie befriedigt haben, war es nicht zu wissen, wie weit sie gestern wirklich gegangen waren. Bei dem Versuch Hannah zur Rede zu stellen, hatte
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