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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Benzin in bar und fuhr sofort weiter. Sie können sich einfach nicht vorstellen, wie mir zumute war. Aber sicher haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, daß Sie morgens, nach festem Schlaf, überlegen mußten, wo Sie sich befanden. Sie waren hellwach, wußten auch, daß Sie soeben erwacht waren, aber nicht, wo. Sie konnten sich beim besten Willen nicht darauf besinnen. Durch irgend etwas kommt auf einmal die Erinnerung wieder, wie eine Flut — nun, so ist mir das eben ergangen. Ich wußte, daß ich mein Gedächtnis verloren hatte, und meinte, es müsse jeden Augenblick wiederkommen, aber solange ich mich nicht erinnern konnte, wollte ich eben gar nichts anderes tun und unternehmen als nur fahren. Ich fürchtete mich doch und war ganz nervös, außerdem ja auch verletzt.«
    »Hatten Sie Blut im Gesicht?«
    »Ja, hatte ich. Und an meinem Jackett. Das meiste habe ich abgewischt.«
    »Als Sie an die Tankstelle kamen...?«
    »Nein, vergessen Sie nicht: Zuerst hielt ich doch bei einem Restaurant. Ich bestellte mir da etwas Kaffee, dann schloß ich mich in der Toilette ein, betrachtete mich im Spiegel, machte ein paar Papiertücher naß und bekam das Blut damit weg. Mein Kopf schmerzte sehr — er tut jetzt noch weh.«
    »Wieviel Blut war denn an Ihrem Anzug?«
    Er ging an einen Kleiderständer, nahm sein Jackett vom Haken und zeigte es mir.
    »Was ich konnte, habe ich ausgewaschen«, sagte er, »aber ein paar Flecke können Sie hier noch sehen.«
    »Womit haben Sie's denn ausgewaschen?«
    »Mit kaltem Wasser. Erst eingeweicht und dann, so gut ich konnte, ausgewaschen.«
    »Das ist ja eine tolle Geschichte.«
    Bedrückt blickte er mich an. »Ja, nicht wahr?« stimmte er mir zu.
    »Na schön«, schlug ich vor, »jetzt werden wir mal frühstücken gehen.«
    »Und nachher?«
    »Nachher lasse ich Sie hier, so, wie ich Sie vorgefunden habe, um erst noch einiges nachzuprüfen.«
    »Was denn nachzuprüfen?«
    Ich sah ihn scharf an. »Feststellen möchte ich, wovor Sie so verflixte Angst gehabt haben«, erwiderte ich. »Feststellen, warum Sie instinktiv jenes Gebiet so schnell verlassen mußten, daß Sie sofort ins Auto sprangen und holterdiepolter losfuhren.«
    Er versuchte, meinem Blick standzuhalten, doch es gelang ihm nicht. Seine Augen wichen aus, und er schüttelte sich, als fröre ihn.
    »Gar keine Ahnung?« drängte ich.
    »Keine, über die ich sprechen möchte«, murmelte er.
    »Na schön, dann lassen Sie uns jetzt frühstücken«, entschied ich. »Sie haben Kaffee nötig, und rasieren müssen Sie sich auch. Ich nehme an, Sie wissen, daß Ihnen das, was Sie mir erzählt haben, die Ceschworenen keinesfalls glauben werden.«
    »Weiß ich«, sagte er.
     

6
     
    Ich fuhr zum Flugplatz von Reno, erreichte eine Maschine, die in Sacramento zwischenlandete, und bekam dort eine nach Bakersfield. In Bakersfield mietete ich mir ein Auto und fuhr wieder in die Berge hinauf, wobei ich unterwegs auf alle abzweigenden befahrbaren Wege achtete.
    Die Vermietung für Selbstfahrer berechnete den Preis pro Meile, und jedesmal, wenn nach sechzehn Kilometern der Zeiger auf der Meilenskala um einen Zehnerstrich vorsprang, stellte ich mir Berthas Gesicht beim Anblick meiner Spesenabrechnung vor.
    Ich hatte nicht gewußt, daß es in dieser Gegend so viele ungepflasterte Nebenstraßen gab, die in kleine Täler hinabführten. Nachdem ich über den höchsten Punkt hinweg war, studierte ich jede einzelne, ob es nach der Beschreibung die gesuchte sein konnte.
    Endlich, als ich's schon aufgeben wollte, fand ich die richtige, einen Feldweg, der an einer ganz verwitterten Blockhütte vorbei auf eine ebene Fläche hinunterführte, wo ein Bach durch eine von Fichten gesäumte Schlucht gurgelte.
    Dort lag ein sonderbarer Geruch in der Luft. Ich schritt bachabwärts und entdeckte nichts, doch als ich mich bachaufwärts wandte, wurde der Geruch unangenehm stark.
    Fünf Minuten später hatte ich den Mann gefunden--das heißt vielmehr, was von ihm übrig war. Es war bestimmt kein schöner Anblick.
    Nach einem nur oberflächlichen Rundblick bestieg ich wieder meinen Wagen, fuhr zur Fernstraße und zurück nach Bakersfield, wo ich mich sogleich ins Dienstzimmer des Sheriffs begab.
    Im Augenblick war nur sein Stellvertreter anwesend. Ich zeigte ihm meine Ausweise und sagte: »Ich möchte melden, daß ich eine Leiche gefunden habe.«
    »Wo?«
    Ich beschrieb es ihm.
    Er verlangte genauere Einzelheiten, also zeichnete ich ihm eine Skizze.
    »Wie kamen Sie

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