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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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daß der auch platt war und...«
    Gage schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Also was ist denn eigentlich passiert?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wieso wissen Sie das nicht?«
    »Wir fuhren gemütlich dahin, und ganz plötzlich bekam ich so gewaltig eins auf den Schädel, daß ich einfach weg war — wie 'ne ausgepustete Kerze. Die Erschütterung von dem Schlag, die merkte ich noch, aber dann wurde mir furchtbar übel, und gleich darauf war alles schwarz um mich. Mir ist, als hätte ich zwei Schläge erhalten, aber das weiß ich nicht genau.«
    »War es Beckley, der Sie schlug?«
    »Der steuerte ja den Wagen. Es muß die Frau gewesen sein, doch das weiß ich nicht. Ich sage Ihnen, es war, als ob die Welt einstürzte — ausgerechnet auf meinen Kopf.«
    »Ja, und dann?« fragte ich.
    »Als ich zur Besinnung kam, war es noch dunkel. Ich lag neben
    diesem Auto lang ausgestreckt. Die rechte Vordertür stand offen. Blut war mir über den Nacken gelaufen, und auf der Schulter hatte ich auch Blut am Jackett. Ich wußte nicht, wo ich war, und —mein Ehrenwort, Mister —auch nicht, wer ich war. Nur eins wußte ich: daß eine blinde Angst mich trieb, so schnell wie möglich von dort zu verschwinden.«
    »Was haben Sie daraufhin getan?«
    »Ich fuhr immerfort weiter und dachte, mein Gedächtnis müsse doch wiederkommen. Es kam aber nicht. Bei einem Restaurant hielt ich an und ließ mir Kaffee geben. Als ich in meine Taschen faßte, war Geld da. Ich bezahlte meinen Kaffee, ging in die Toilette, schloß mich ein und stellte erst mal fest, was eigentlich mit mir los war. Ich hatte eine Brieftasche mit Führerschein auf den Namen Malcolm G. Beckley, ein paar Geschäftskarten von Beckley, noch andere Personalpapiere und Geld. Etwas über hundert Dollar waren in der Brieftasche. Außerdem noch ein Heft mit Reiseschecks, ein ganz neues, für Beträge von zwanzig bis fünfzig Dollar. Noch keiner davon war eingelöst, und es waren Schecks von Malcolm Beckley, das heißt, sie waren auf seinen Namen ausgestellt. Sie kennen gewiß solche Schecks. Man unterschreibt seinen Namen, wenn man sie in Empfang nimmt, und unterschreibt auch wieder auf jedem, den man einlöst.«
    »Was unternahmen Sie nun in dieser Lage?«
    »Na, ich dachte wirklich, ich wäre Malcolm Beckley, und fuhr weiter. Unklar schwebte mir vor, ich müßte nach Los Angeles, doch ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo Los Angeles lag. Wußte ja gar nicht, wo ich mich befand. Überhaupt nichts wußte ich, nur ein Auto fahren, das konnte ich. So fuhr ich weiter, aber mein Gedächtnis wollte nicht wiederkommen.
    Ich wußte, daß mich etwas verfolgte, wovor ich ausriß, etwas, das mich mit Todesangst erfüllte. Immerzu beobachtete ich im Rückspiegel die Straße hinter mir, ohne zu wissen, wonach ich da eigentlich spähte. Dann hatte ich Angst, auf der Fernstraße zu bleiben, und aus Furcht vor dem, was hinter mir kam, bog ich nach rechts auf eine ganz gut aussehende Landstraße ab und geriet dann auf Bergstraßen mit sehr vielen Kurven. Ich fuhr und fuhr, ohne zu wissen, wer ich tatsächlich war, wo ich war oder wohin ich fuhr. Endlich kam ich aus den Bergen heraus, es ging wieder abwärts, und ich gelangte auf die Fernstraße. Wie ich schließlich an einem Richtungsschild sah, war ich auf der Straße nach Reno, wußte aber gar nicht, wo das lag. Wenn mir einer gesagt hätte, es sei eine Vorstadt von Los Angeles, dann hätte ich's geglaubt. Mir waren alle Orte gleichgültig, sie bedeuteten mir nichts.«
    »Sie haben überhaupt nicht angehalten, um sich nach dem Weg zu erkundigen?«
    »Nein. Also... Ich hatte doch so schreckliche Angst, daß etwas mit mir nicht stimmte — eine instinktive Furcht. Deshalb fuhr ich drauflos
    und kam dann nach Reno.
    Es war, als begänne ich das Leben wieder von vorn, aber verschiedenes kannte ich ja. Ich verstand mich auf Würfelspiel und Roulett, konnte Auto fahren und wurde mit dem Kleinkram des täglichen Lebens fertig.«
    »Ja und?«
    »Ich verspielte das ganze Geld, das ich bei mir fand. Eine Zeitlang gewann ich, dann kam eine Pechsträhne, und auf einmal war's alle.«
    »So. Und was machten Sie dann?«
    »Dann kassierte ich einen Reisescheck.«
    »Und? Weiter!«
    »Als ich den Namen Malcolm Beckley hinschrieb, war mir nicht geheuer. Die Feder wollte diesen Namen nicht schreiben. Meine Hand war so steif, und die Unterschrift sah ganz anders aus als die auf dem Scheckbuch, das fiel sogar mir in meinem Zustand

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