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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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auf.«
    »Und was passierte dann?«
    »Ich denke mir, daß die Mädels, die da an den Kassen sitzen, schon gewohnt sind, Reiseschecks für ganz nervöse Leute einzulösen. Ich weiß noch, daß sie einem, der am nächsten Kassenschalter stand, einen persönlichen Scheck nicht abnehmen wollten, aber bei den Reiseschecks schienen sie das nicht so genau zu nehmen. Das Mädchen betrachtete den meinen kurz, drehte ihn um, sah mich an und fragte, ob ich einen Ausweis hätte.
    Ich zog meinen Führerschein aus der Tasche, sie nahm ihn, las die Personalbeschreibung, kritzelte hinten auf den Scheck ein paar Notizen und zahlte mir das Geld aus.«
    »Was unternahmen Sie jetzt?«
    »Ich hatte mit einemmal ein verdammt komisches Gefühl, ungefähr so, als wenn ich in der leeren Luft herumgewirbelt würde. Ich ging an einen Roulettisch, wechselte das Geld in Spielmarken und begann, wie verrückt auf Zahlen zu setzen.«
    »Und?«
    »Du meine Güte!« sagte er. »Hatte ich einen Dusel! Ich muß wohl total verrückt gewesen sein. Als ich den ganzen Stapel Chips auf Rot setze, kam Rot. Ich ließ den Gewinn liegen — wieder kam Rot. Ließ noch mal alles liegen, und zum drittenmal gewann Rot. Dann scharrte ich die Chips zusammen, setzte einen ordentlichen Packen auf die 26, und es kam 26! Nun setzte ich wahllos auf verschiedene Nummern, dann einen großen Stapel auf Rot. Rot kam, zum zweitenmal auch wieder, und dann sogar noch zum drittenmal. Jetzt zog ich den ganzen Berg Chips heran, und da kam mir ganz plötzlich die Erinnerung wieder, mit einem Ruck, als hatte jemand einen Vorhang vor meinem Ge sicht weggezogen!«
    »Was passierte danach?«
    »Ich sank ganz bestürzt auf einen Hocker und weiß noch, daß mich jemand fragte, ob mir nicht gut sei. Ein Angestellter kam und bemühte sich um mich. Er schob ein paar junge Burschen beiseite, die mich wahrscheinlich bestehlen wollten. Dann führte er mich an den Kassenschalter und wechselte für mich die Chips in Bargeld um. Ich hatte über achtzehnhundert Dollar! Eins muß ich ja zugunsten dieser Spielsäle sagen: Es geht da ganz reell zu. Dieser Angestellte sagte zu mir: >Ihnen ist offensichtlich schlecht, und wenn Sie meinen Rat annehmen wollen, dann gehen Sie jetzt nach Hause und legen Sie sich ins Bett. Wir werden uns freuen, Sie hier wiederzusehen, wenn Sie sich besser fühlen, und dann werden wir Ihnen für Ihr Geld schon genug bieten. Wenn Sie Glück haben, nehmen Sie uns tüchtig was ab, und wenn Sie Pech haben, behalten wir's. Aber jetzt sehen wir am liebsten, daß Sie sich nach Hause begeben.<«
    »Was taten Sie nun?«
    »Ich stieg in das Auto. Wußte genau, wo ich den Wagen geparkt hatte. Erinnerte mich an die ganze verdammte Geschichte. Alles sah ich wieder ganz klar vor mir, so, wie ich's Ihnen hier erzähle. Ich fuhr zu diesem Autohotel und bin seitdem hiergeblieben. Zum Essen gehe ich in ein Lokal gleich gegenüber. Näher an die Stadt heranzugehen wage ich nicht. Habe Angst, mich vor den Leuten zu zeigen, überhaupt, mich mit jemand in Verbindung zu setzen. Ich weiß ja, daß ich in dem Moment, als ich meine Erinnerung wiederfand, zur Polizei hätte gehen müssen, aber nachdem ich den Reisescheck kassiert hatte — damit hatte ich eben alle Brücken hinter mir abgebrochen. Jetzt sitze ich im Schlamassel.
    Wenn ich über meinen fünfunddreißigsten Geburtstag komme, ohne wegen eines Verbrechens verhaftet zu werden, geht's mir prima. Aber diesem furchtbar hochmütigen Kerl, der mein ganzes Geld noch festhält, dem würde es so richtig Spaß machen, mir den Teppich unter den Füßen wegzuziehen, und wenn ich tatsächlich verhaftet werden sollte, dann tut der das auch, darauf können Sie Gift nehmen.
    Deshalb hatte ich mir vorgenommen, hier so lange wie möglich zu bleiben und mich gar nicht wegzurühren. Der Hotelier denkt, daß ich hier bin, um die für eine Scheidung vorgeschriebenen sechs Wochen abzuwohnen — hier in Reno stellen die Leute sowieso keine neugierigen Fragen, und ich erzähle von mir aus keine Silbe, das können Sie glauben!«
    »In einem Punkt irren Sie sich aber«, unterbrach ich ihn.
    »In welchem?«
    »Das Treuhandvermögen geht Ihnen nicht verloren, wenn Sie vor Ihrem Geburtstag wegen eines Verbrechens verhaftet werden«, erklärte ich ihm, »sondern nur, wenn Sie vorher verurteilt werden.«
    »Na ja, was macht das schon für einen Unterschied!« sagte er.
    »Einen ganz gewaltigen sogar. Wenn Sie jetzt stillhalten«, erklärte ich weiter, »ganz passiv

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