Von Flammen verzehrt
den Schweiß von der Stirn und ging einen Schritt weiter, um der Schwere von Marzias Parfum zu entkommen, aber nun blendete ihn die Sonne, als er ihr zusah, wie sie den Brief öffnete. Er bemerkte, wie sie erstarrte.
„Was habt Ihr getan?“, fragte sie und riss das Blatt heraus. Blankes Entsetzen ließ ihre Stimme zittern. „Ihr habt ein Geschäft mit dem Teufel gemacht, Eminenz! Ist Euch das bewusst?“
„Aber … Signora …“
Wütend warf sie ihm den zerknüllten Umschlag vor die Füße. Paschalis war verwirrt. Wie konnte sie wissen, von wem der Brief stammte?
„Wie kommt Ihr an diesen Mann, und was habt Ihr ihm gesagt? Wo zum Teufel ist er jetzt?“
„Nun … also, es war genau genommen so, dass … nun, nicht ich habe ihn gefunden, sondern … Eines Tages, Signora, erhielt ich eine Nachricht, ganz ähnlich wie diese. Er bot mir seine Dienste an, und ich dachte …“
„Ihr dachtet, es wäre eine gute Idee, dem Teufel Tür und Tor zu öffnen?“
Sie kam näher, und unwillkürlich wich der Kardinal vor ihr zurück.
„Ihr habt geglaubt, einem Mann gewachsen zu sein, der selbst Kaiser zu Fall gebracht hat?“
Ihr Zorn war greifbar, und, obwohl der Geistliche größer und schon allein aufgrund seiner Masse viel stärker war, wuchs seine Angst, was sein unangenehmes Schwitzen noch verstärkte.
„Ihr wisst nicht, wozu dieser Mann fähig ist, Kardinal. Und wenn er einen Weg in unsere Mauern gefunden hat, dann verfolgt er auch ein Ziel!“ Sie stieß ihm ihren manikürten Finger in die Brust. „Ein Ziel, das sicher nicht das unsere ist!“
„Woher wollen Sie das wissen, Signora? Er nannte seinen Preis und wurde bezahlt. Warum glauben Sie, dass er mehr will?“
Paschalis verstand überhaupt nicht, weshalb Marzia Colucci sich so erzürnte. Natürlich, er hatte einen unberechenbaren Krieger beauftragt. Einen Söldner ohne Gewissen, falls wahr sein sollte, was er über ihn herausgefunden hatte. Er hatte ihm zwar ein Vermögen bezahlt, aber wenigstens schien er den Hütern gewachsen zu sein. Auch wenn ihm – wie Paschalis leider zugeben musste – am Erfolg seines Auftrags wohl nicht allzu viel gelegen hatte. Denn leider war es den Hütern in Paris erneut gelungen, die Wahrheit in ihren Besitz zu bringen.
Marzia war ihm nun näher, als ihm lieb war, aber er stand schon viel zu nahe am Rand der Klippe, als dass er hätte weiter zurückweichen können, und so vermischte sich ihr Duft mit dem Geruch seiner Angst. Ihr Blick war finster, und ihr Atem strich über seine Wange.
„Ich kenne diesen Mann, Eminenz – besser, als mir lieb ist. Vertraut mir, wenn ich Euch sage, dass uns Eure Dummheit noch mehr kosten kann als nur ein Vermögen in Gold. Behaltet ihn genau im Auge!“
Die Steinchen unter Paschalis‘ Schuhen rutschten über die Klippe, rieselten wie im Sonnenlicht glänzende Diamanten hinab in die Gischt.
„Es wäre doch wirklich schade … wenn … einem von uns …“, sie strich ihm demonstrativ einen Fussel von der Mozzetta, wobei ihr Blick deutlich machte, von wem sie sprach, „… etwas zustieße. Nicht wahr, Eminenz?“
Wer bist du?
Es war ein heißer Tag, der sich, anders als zuletzt in Paris, wirklich nach Sommer anfühlte. Die Sonne brannte auf Juliens Armen, und er war froh um den Schatten der Bäume, die das Ufer des Tibers säumten. Auf der gegenüberliegenden Flussseite lag der Justizpalast und rechts davor das Castel Sant’Angelo, die Engelsburg. Sie strahlte hell in der Mittagssonne, und Julien glaubte fast, den warmen Stein ihrer rötlichen Mauern zu riechen. Mehrere Brücken führten hier über den Fluss. Aber ihr Ziel lag nicht jenseits des träge dahinfließenden Gewässers.
Lamar und Cruz stiegen vor ihnen die Stufen hinab, die in den tiefer als die Uferstraße gelegenen Stadtteil führten. Dort war es kühler und schattig.
Julien atmete erleichtert durch und bemühte sich, vor seinen Männern weiterhin Gelassenheit vorzutäuschen, die er bei Weitem nicht empfand, als er die Frau neben sich ansah. Ihr rotes Haar war zu einem schlichten Zopf auf ihrem Rücken zusammengefasst, und er wünschte, er könnte es daraus befreien und seine Finger darin vergraben. Er war froh, dass die Schönheit Roms Fay etwas von ihren Sorgen um ihre entführte Schwester ablenkte, denn er hasste es, sie traurig zu sehen. Er hasste es, denn dann überkamen ihn wieder diese unwillkommenen zärtlichen Gefühle.
„Wer bist du?“, hatte sie ihn im Flugzeug gefragt, ehe er die
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