Von Flammen verzehrt
Einstieg nahmen sie eine ähnliche Haltung an wie der Maßanzugtyp. Auch äußerlich waren sie ihm ähnlich. Verschlossene Gesichter, bullige Körper und teure Anzüge. Doch der Kardinal wusste, sie waren nur das Beiwerk zu seiner eigentlichen Verabredung.
Und die trat nun aus dem finsteren Innenraum an den Einstieg.
Paschalis spürte den Schweißtropfen, der ihm über die Kopfhaut in den Nacken lief, während er seine Augen über die langen, schlanken Beine nach oben wandern ließ. Elegante Seidenstrümpfe verschwanden unter dem knappen, weißen Rock und ließen kaum Spielraum für Fantasien. Die obersten Knöpfe ihrer schwarzen Bluse standen weit offen und gewährten einen Blick auf ihre vollen Brüste. Ihr schwarzes Haar fiel ihr lang über den Rücken, und nur die Sonnenbrille, die sie sich auf den Kopf geschoben hatte, verhinderte, dass der Wind ihr die Strähnen ins Gesicht blies.
Ihre stark getuschten Wimpern zogen Paschalis‘ Blick auf sich, sodass ihm das herablassende Zusammenkneifen ihrer nur mit Gloss betonten Lippen entging. Der Duft ihres schweren Parfums umhüllte ihn.
Wortlos trat sie an ihn heran, und Paschalis verneigte sich tief.
„Signora Colucci, welche Ehre, Sie zu treffen.“
„Kardinal“, erwiderte sie seinen Gruß kühl und musterte ihn herablassend. Ihre hohen Wangenknochen verliehen ihr ein aristokratisches Äußeres, das allein schon ausgereicht hätte, ihn einzuschüchtern.
„Kommt, lasst uns ein Stück gehen“, forderte sie ihn auf und trat aus dem Schatten des Helikopters. Sie bedeutete ihm mit einer Armbewegung, sich ihr anzuschließen, und, obwohl er es verabscheute, sich der brennenden Hitze auszusetzen, zögerte er nicht.
Sofort brach ihm wieder der Schweiß aus und perlte auf seiner Oberlippe. Der Inhalt des Umschlages in seiner Hand wog schwerer als das reine Gewicht des Briefes, und mit jedem Schritt, den er ihr folgte, fühlte er sich älter und gebrechlicher. Marzia Coluccis Schatten erschien ihm dunkler, als es Schatten eigentlich waren. Wie ihr Haar, das aussah, als wäre es schwärzer als die mondloseste Nacht.
Reiß dich zusammen , ermahnte er sich, seine Unruhe nicht noch weiter durch derart übertriebene Fantasien zu beflügeln.
„Signora Colucci, ich muss gestehen, ich war überrascht, von Ihnen Nachricht zu erhalten. Darf ich fragen, weshalb mir diese Ehre zuteilwird?“
Er musste endlich wissen, warum man ihn ohne weitere Erklärung hierherbestellt hatte, denn, wenn er sich noch länger solche Gedanken machte, drohte ihm vermutlich ein Herzinfarkt. Das Stechen in seiner Brust verursachte ihm seit Langem Schmerzen. Am Ende des Tages, so schwor er sich, würde er sich etwas Erholung gönnen. Aber zuerst musste er dieses ungewöhnliche Treffen hinter sich bringen.
„Nun, ob es eine Ehre ist, wird sich noch herausstellen, Kardinal“, erwiderte Marzia mit strengem Blick. „Man berichtete mir, Ihr hättet einen aktiven Versuch unternommen, die Wahrheit für uns zu gewinnen.“
„Das ist richtig. Unsere Suche stagniert. Der Versuch, durch Signora Zanchetti das Versteck herauszubekommen, ist gescheitert. Und die Hüter haben in all den Jahren keine Fehler begangen. Es war an der Zeit, die Initiative zu ergreifen“, rechtfertigte Paschalis sein Handeln.
Marzia blieb stehen und schüttelte ihr Haar mit einer flüssigen Bewegung zurück auf ihren Rücken. Sie hatten die Steilklippen erreicht, wo der weiße Fels kerzengerade zum türkisgrünen Wasser hin abfiel.
„Wir haben mit Bedacht in all der Zeit Zurückhaltung gezeigt, Eminenz, und sind unter den Augen der Hüter zur mächtigsten Institution der Welt aufgestiegen. Gerade nach der Sache mit dem Mädchen haben wir allen Grund, diese Männer zu fürchten. Aber sie durch unüberlegtes Handeln und ohne die Aussicht auf Erfolg in die Enge zu treiben – ja, ihnen die Pistole auf die Brust zu setzten –, war eine große Dummheit. Wir konnten bereits einmal einen Riss in die glänzende Rüstung der Hüter schlagen. Wir sind nicht tatenlos, Kardinal, nur weil wir im Moment darauf verzichten, uns mit gestreckten Lanzen in den Kampf zu stürzen.“
Paschalis japste nach Luft. Er fasste sich ans Herz und wurde sich dabei des Umschlags bewusst, den er noch immer in den feuchten Händen hielt. Er reichte ihn Marzia in der Hoffnung, dadurch ihre Achtung zu gewinnen.
„Ich war davon überzeugt, Erfolg zu haben, Signora. Es ist mir gelungen, einen würdigen Gegner für dieses Pack zu finden.“
Er tupfte sich
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