Von jetzt auf gleich
zog an dem Band und löste die Schleife. Ich linste in die Box und sah einen babyblauen Strumpfhalter.
»Ich danke dir von ganzem Herzen«, sagte ich und hielt ihn hoch, um ihn den Mädels zu zeigen. »Ist das etwas Neues und etwas Blaues?«
»Nur etwas Blaues«, sagte meine Mutter und gab mir damit den Hinweis, dass das Neue von ihr kommt. Ich zog mein Kleid hoch, um den Strumpfhalter anzuziehen, wobei ich mich fragte, ob es ein richtiges und ein falsches Bein gäbe. Weil mich die ganze Sache verlegen machte, kriegte ich es nicht auf die Reihe.
»Falsches Bein«, erklärte Cat.
»Ich bin Linkshänder, und falls es jemandem auffallen sollte, wir haben größere Probleme, als einen kleinen Patzer in der Hochzeitstradition«, sagte ich.
»Jetzt das hier aufmachen!« Cat klatschte vergnügt in die Hände.
Ich tat, wie mir befohlen, und zog die schönste und edelste Kette mit Perlen und Diamanten heraus, die ich je gesehen hatte. Obwohl … hatte ich sie nicht schon einmal gesehen? Sie kam mir irgendwie vertraut vor, so als würde ich mir ein Foto ansehen – auch wenn ich sie jetzt in meinen Händen hielt. Cat half mir dabei, sie anzulegen, und zog mich dann vor den Spiegel, damit ich sie mir anschauen konnte.
Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen über die Steine und Perlen. »Sie ist wunderschön.«
»Es ist etwas Geliehenes«, sagte Cat. »Und etwas Altes. Sie ist von meiner Mom.«
»Sie sieht zum Reinbeißen aus«, sagte ich, und Cat holte tief Luft.
»Das ist genau dasselbe, das du beim letzten Mal gesagt hast!«, erklärte sie, während sie ein Foto herauszog. »Für eine Sekunde hattest du sie tatsächlich in den Mund gesteckt, und wenn meine Mutter das gesehen hätte, ständen wir beide heute wahrscheinlich nicht hier.« Das Foto zeigte mich im Alter von sieben Jahren, wie ich Todd im Garten heiratete. Ich hatte an diesem Tag auch die Halskette ihrer Mutter getragen. Ich griff nach meinem Hals, um sie zu berühren. Ich wusste, dass Cat mir das Bild im Krankenhaus gezeigt hatte, um meinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, deshalb war ich nicht sicher, ob ich mich jetzt nur daran erinnerte oder tatsächlich an meine Kindheit. Aber ich empfand etwas.
»Jetzt bin ich dran«, sagte meine Mutter. »Etwas Neues.«
Sie gab mir ein in silbernes Papier eingewickeltes Päckchen. Ich packte es vorsichtig aus, wobei ich erfolglos versuchte, die schöne Verpackung nicht kaputt zu reißen, und zog eine schwarze Samtbox heraus. Darin lagen Diamantohrringe.
»Wow«, sagte ich. »Die sind großartig.«
»Das dachte ich auch. Und jede Frau sollte ein Paar haben«, sagte sie mit einer autoritären Stimme.
»Danke«, sagte ich, obwohl ich mich langsam fühlte, als würde ich neben mir stehen. Etwas Seltsames ging in mir vor. Ich spürte eine leichte Kombination aus Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen und Angst. Es kam und ging. Ich wollte sitzen, dann stehen, wieder sitzen, dann meinen Hintern erheben, um mich auf einen Baum zu schwingen, der nicht da war. Hochzeitsbammel. Ich ging zum Spiegel, um meine Ohrstecker einzusetzen, aber das kleine Teil flutschte mir aus den behandschuhten Händen und fiel zu Boden. Als Sam es aufhob und anbot, mir zu helfen, hatte ich einen Moment richtig Schiss, dass sie mir mit dem Pin ins Ohrläppchen stechen würde.
»Jordan, halt still!«, schimpfte sie. »Es ist dein Tag. Ich würde dich selbst dann nicht verletzen, wenn mich jemand dafür bezahlen würde – außerdem hab ich bis jetzt noch nicht mal ein Angebot. Abgesehen davon«, sagte sie und rückte den kleinen Stein zurecht, »über diesen Streich bin ich längst hinaus.«
Dieser Streich? Ich starrte sie an, dann rieb ich meine Ohrläppchen ein paar Mal und drehte meinen Kopf, um sie machen zu lassen.
Meine Mutter, Cat und Danielle verließen den Raum, um letzte Vorbereitungen zu treffen, und ließen Samantha und mich allein.
»So«, sagte Sam und bewegte ihren Kopf ruckartig.
»So …«, erwiderte ich.
»An dieser Stelle sollte ich wahrscheinlich ein paar schwesterliche Dinge sagen, bei denen wir beide rührselig werden.«
»Okay …«, sagte ich und wartete. Dann herrschte peinliches Schweigen. Sam kickte ihren linken Fuß hoch und wippte mit ihm ein paar Mal vor und zurück.
Schließlich räusperte sie sich. »Ja, es ist wirklich schwer etwas zu sagen, das nicht verletzend ist, weißt du?« Sie fummelte nervös an ihrem Kleid herum.
Dann, oh glücklicher Zufall, ein Klopfen an der Tür.
»Herein«, schrien
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