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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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aus dem Weg zu gehen.«
    »Also unterscheide ich mich gar nicht so sehr von den anderen«, grübelte ich. »Das macht es ein bisschen angenehmer. Und, was hältst du von meiner Verlobung?«
    »Du hast keine Ahnung, wer du bist und wie du dich normalerweise benimmst – du bist im Wesentlichen nicht die Person, in die dein Verlobter sich mal verliebt hat – und er will dich trotzdem heiraten, das spricht doch Bände. Er ist bereit, erst zu springen, und hofft, dass irgendwann das Netz auftaucht. Das ist Treue. Und klingt für mich nach Liebe.«
    »Wow …« So hatte ich das noch nicht gesehen. Plötzlich bedeutete mir Dirks Heiratsantrag viel mehr. Und auch wenn ich nicht wusste, ob ich ihn früher hatte heiraten wollen, fühlte ich jetzt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    »Das ist meine bescheidene Meinung«, sagte sie. »Ich denke, wenn man einmal die Liebe gefunden hat, sollte man keine Kosten und Mühen scheuen und jedes Opfer bringen.« Sie war die Verkörperung der weisen Bardame. Ohne Zweifel ein Klischee, aber Klischees entstehen, weil etwas Wahres dran ist, und sie war das perfekte Beispiel.
    »Du hast bewundernswerte Ansichten«, sagte ich ihr. »Du musst ein großartiges Leben führen.«
    »Du darfst nicht alles glauben, was ich sage«, erwiderte sie grinsend. »Ich bin schwanger von dem Türsteher.« Sie deutete mit dem Kopf zur Tür.
    Ich schaute in die Richtung, in die sie zeigte, und sah einen dreihundert Pfund schweren Kerl ohne Hals. Sie zuckte die Schultern.
    Um vier Uhr warf sie mich raus. Die Bar sei jetzt geschlossen, ich könne aber jederzeit wiederkommen.
    Es gibt zwei Sorten von Menschen: Frühaufsteher … und alle anderen. Ich wusste nicht, ob ich früher ein Frühaufsteher gewesen war, aber während ich in einem Imbiss saß und die Nachtschwärmer und die Leute von der Nachtschicht hereinkommen sah und dann herumlief, bis die Sonne aufging, wurde mir klar, dass man eine ganze Menge verpassen kann, wenn man den halben Tag verschläft.
    Ich setzte mich auf eine Bank und beobachtete die morgendlichen Jogger, die Bautrupps, die neue Wolkenkratzer errichteten, Leute auf dem Weg zur Arbeit, verschlafene Hundebesitzer beim Gassi gehen. Alle begannen sie einen neuen Tag, ausgeruht und bereit, die Welt zu erobern. In dem Moment wünschte ich, ich könnte mich erinnern, wie ich normalerweise den Tag begonnen hatte – was meine Rituale waren, wie ich mich dabei fühlte, ob es etwas gab, das ich ändern wollte und ob ich eine Lieblingstageszeit hatte. Was hatte mir Spaß gemacht? Was bis auf die Knochen genervt? Wenn ich jemals meine Erinnerung zurückbekäme, würde ich mich dann anders fühlen als früher?
    Als ich nach Hause kam, war es sieben Uhr. Todd wartete dort auf mich. Er hockte an meinem Fenster und war halb eingeschlafen. Er hatte bestimmt die ganze Nacht gegen den Schlaf angekämpft, der Arme.
    »Jordy! Gott sei Dank!«, sagte er, als er vom Stuhl aufsprang und auf mich zurannte. Er stolperte über den Teppich oder seine Sneakers und taumelte. Er war total erschöpft.
    »Du hättest nicht auf mich warten müssen«, sagte ich.
    »Es war das Beste, was ich machen konnte.« Müde sah er mich an.
    »Ehrlich? Geh und sieh zu, dass du eine Runde schläfst. Willst du hier schlafen?«
    »Nein, ich möchte wissen, wo du die ganze Nacht gesteckt hast.«
    Ich erzählte ihm von meiner Nacht. Wie viel ich rumgelaufen war, von sEra in der Bar, und dass ich den Sonnenaufgang beobachtet und mich gefragt hatte, ob das vielleicht der Tag werden würde, an dem meine Erinnerungen zurückkamen. Todd war überhaupt nicht begeistert. Verständlicherweise. Er hatte sich Sorgen gemacht.
    »Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast«, sagte ich.
    »Du hättest anrufen können, Jordy.«
    »Ich konnte nicht mehr klar denken. Mir war das alles so peinlich, und ich wollte nur raus. Ich wusste ja nicht, dass du noch hier bist. Es tut mir leid. Vergibst du mir?« Ich winselte wie ein kleines Hündchen und schniefte ein paar Mal.
    »Du weißt, dass ich das immer tue.«
    »Eigentlich wusste ich das nicht, aber ich hatte so ein Gefühl. Willst du frühstücken oder lieber ein Nickerchen machen?«
    »Ich glaub, ich brauch ein Nickerchen«, sagte er.
    »Ich glaub, ich auch.« Und Todd und ich fielen ohne noch etwas zu sagen auf mein Bett. Ich wurde zuerst wach, so gegen dreizehn Uhr. Todd schlief noch, und ich beobachtete ihn dabei. Ich hatte gerade gemeinsam mit diesem Mann ein Nickerchen

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