Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
ich hier nicht näher beschreiben möchte. Das Gehirn – oh Mann, das hat schon genug damit zu tun, sich Termine und anderen unwichtigen Müll zu merken. Also muss es eine Seele geben, die für den Ethikbereich zuständig ist.
„Herr Einstein“, die Haushälterin des Pfaffen wischt sich die Hände an einem Geschirrhandtuch ab und weist einladend ins Innere des Hauses. „Kommen Sie rein, Pfarrer Domscheit wartet auf Sie.“
Ich gehe durch einen Flur, der vollgestellt ist mit Reliquien. Sogar ein riesiges Holzkreuz lehnt an der Wand, wahrscheinlich ein Überbleibsel des letzten Karnevalsumzugs. Dort war der lustige Pfarrer als Jesus aufgekreuzt – oh, ein Wortspiel. Grinsend betrete ich den Wohnraum und lasse mich am Esstisch nieder, wo der Hirte meiner Gemeinde sich gerade ein riesiges Steak einverleibt.
„Ah, Einstein, setz dich“, sagt Domscheit und schnippelt sich eine Scheibe von dem blutigen Fleisch ab.
„Wohl bekomm’s“, erwidere ich höflich und stelle meinen Apparat vor mir auf dem Tisch ab.
„Na, wieder was erfunden?“Der Hirte kaut und sieht mich vergnügt an.
Ich nicke und stöpsele das Kabel des Empfängers in die entsprechende Buchse. Sicher hat der Pfarrer nichts dagegen, wenn ich an seiner Seele einen kleinen Vorführeffekt ohne Vorwarnung starte.
„Wird das ein Interview?“ Domscheit grinst, wobei er eine Zahnreihe offenbart, in der sich ein paar Fleischfasern niedergelassen haben.
Indigniert wende ich den Blick ab und sehe konzentriert auf die Anzeige meines Ultraschallgerätes. Die volle Leistung von 16 MHz ist gleich erreicht. Schnell prüfe ich den Akku und seufze erleichtert. Er wird für etwa fünf Minuten betriebsbereit sein, vielleicht auch länger.
„Es wird ein Zwiegespräch mit Ihrer Seele“, kläre ich den Hirten auf, der sich gerade einen riesigen Fleischbrocken in den Mund schiebt.
„Schwiegeschpräch mid meiner – wasch?“ Das Gesicht des Pfarrers läuft rot an, er röchelt.
Mein Gerät summt, es ist auf voller Leistung. Ich richte den mikrofonähnlichen Empfänger, der gleichzeitig Sender ist, auf die Brust des Hirten und sehe – nichts. Verdammt. Hastig drehe ich an den Schaltern, versuche, den Empfang zu verbessern. Domscheit ächzt, er wird jetzt blass. Immer noch nichts.
„Argh“, stöhnt der Pfarrer.
Er gleitet langsam vom Stuhl, eine Hand an seine Kehle gelegt. Ich fummle weiter an meinem Baby. Dieser Mann MUSS eine Seele haben, aber wo ist sie? Der schwere Körper des Gemeindepfaffen schlägt auf dem Boden auf, die Haushälterin erscheint. Ich richte meinen Sender auf sie. Da! Endlich ein Signal. Klar und deutlich kann ich die weiße Seele der Frau erkennen, bis sie sich auf den Boden kniet und damit aus meinem Frequenzbereich verschwindet. Mist.
Ich richte den Sender auf meine Brust und starre auf den Monitor. Nichts. Bisher habe ich von Selbstversuchen immer abgesehen, da ich noch gut im Gedächtnis habe, was dem Erfinder der Droge LSD passiert ist. Okay, ich bin vielleicht übervorsichtig, trotzdem habe ich Hochachtung vor Schallwellen und will mich dem nicht unnötig aussetzen. Daher habe ich meine Erfindung bisher nur an Tieren erprobt. Das Gerät piept, der Akku scheint gleich leer zu sein.
„Wir brauchen einen Arzt“, höre ich die Haushälterin rufen.
Okay, sie hat recht, aber der Akku ist wichtiger. Ein Maunzen kommt von links, blind richte ich den Sender auf die Katze, die in mein Blickfeld stolziert. Da. Wieder ein Signal. Die Seele der Katze ist strahlend weiß. Interessiert schwenke ich meinen Sender zur Haushälterin, die mich mit entsetzt geweiteten Augen anstarrt. Weiße Seele, aber leichte Graufärbung im Vergleich zur Katzenseele. Hm.
„Rufen Sie einen Arzt…“, krächzt die Frau. „…oder tun sie etwas.“
„Zu spät“, sage ich und stelle mein Gerät aus. „Der Akku ist leer.“
Die Katze schleicht zum Hirten und leckt über seine Wange. Er bewegt sich nicht mehr. Die Haushälterin rennt zum Telefon, meldet stockend einen Notfall und kommt dann zu mir zurück getrottet. Wir stehen stumm da, bis die Sirenen vor dem Haus verklingen und ein paar Männer in Kitteln hereingestürmt kommen.
„Was ist das eigentlich für ein Apparat?“ Neugierig sieht sie den rechteckigen Kasten an, den ich an meine Brust presse, während der reglose Körper des Pfarrers in einen Rettungswagen geschoben wird.
„Eine Art Ultraschallgerät“, sage ich abwesend.
Mein Baby piept, der Akku hat sich anscheinend erholt. Ich reiße
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