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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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kalt und erstreckte sich scheinbar durch das gesamte Feld.
    „Ich hab das Ende gefunden“, sagte ich und zuckte zusammen. Plötzlich tat mir alles weh. Nachdem die Unfallursache geklärt war, schien mein Körper bereit zu sein, sich mit meinen zahlreichen Prellungen zu beschäftigen.
    „Dann musst du jetzt nur noch an der Wand entlang laufen, bis wir die Tür finden“, sagte Strom-Tom.
    Ich wandte mich nach rechts, glotzte die Spargelreihen hinunter, wandte mich nach links, glotzte die Spargelreihen hinunter, drehte mich abermals um und humpelte los. Dabei versuchte ich, mit der gesunden Hand abwechselnd über Knie und Stirn zu reiben, während ich die linke Hand in meine Achselhöhle presste. Als ich das Ufer des Steinbrücker Teichs erreichte, blieb ich stehen.
    „Und du bist sicher, dass nichts hier echt ist?“
    „Ja, Dodo. Das sind alles nur Hologramme.“
    „Auch der Teich?“
    „Natürlich auch der Teich.“
    „Der sieht nämlich ziemlich tief aus“, gab ich zu bedenken. Genau genommen sah der Teich völlig anders aus, als ich ihn in Erinnerung gehabt hatte. Er war jetzt wesentlich größer und die Wasseroberfläche schien trotz des strahlenden Sonnenscheins beinahe schwarz zu sein. „Und irgendwie unheimlich“, fügte ich hinzu.
    „Du bist doch auch durch die Häuser gelaufen, oder etwa nicht?“
    Es war eine rhetorische Frage.
    „Ja, schon“, entgegnete ich. „Aber das ist ja was ganz anderes. Ich meine, wenn man sich bei einer Hauswand irrt, stößt man sich höchstens die Nase. Aber bei einem See …“
    „Nichts hier drinnen ist echt!“, fuhr Strom-Tom mich an. Er klang jetzt doch reichlich genervt. „Und dieses Nichts beinhaltet auch alle Seen, Teiche und Flüsse!“
    „Okay, okay“, sagte ich schnell, um ihn nicht unnötig aufzuregen. „Ich kann nur halt nicht schwimmen.“
    Ich wartete auf eine Reaktion. Es kam keine.
    „Deshalb dachte ich, dass ich sicherheitshalber lieber noch mal nachfrage“, fuhr ich fort. „Auch deinetwegen. Schließlich sitzen wir gewissermaßen im selben Boot.“ Ich raffte mich zu einem Lachen auf, doch Strom-Tom stimmte nicht mit ein, also ließ ich es gleich wieder bleiben. „Mir kann also rein gar nichts passieren?“, fragte ich stattdessen. „Ich meine, der See kann nicht plötzlich real werden, wenn ich in der Mitte angekommen bin? Das wäre nämlich gar nicht gut.“
    Strom-Tom antwortete nicht sofort. Dafür war seine Antwort umso deutlicher.
    „Wenn du dich nicht sofort in Bewegung setzt, gebe ich dir Stromschläge, bis du dir wünschst, der See wäre echt, damit du dich darin ertränken kannst.“ Er sagte diesen langen Satz in völliger Seelenruhe, was seiner Drohung zusätzliche Glaubwürdigkeit verlieh.
    „Okay …“ Ich schluckte trocken. Dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und schritt über die kleine Uferböschung auf den See hinaus.
    Ich versank nicht in den dunklen Tiefen. Der Boden unter meinen Turnschuhen blieb glatt und fest. Trotzdem klopfte mein Herz aufgeregt gegen meinen Kehlkopf, als ich mich langsam vorwärts schob.
    „Guten Morgen, Chef!“, ertönte plötzlich eine überaus gut gelaunte Stimme.

Projektion S.T., Version 3.2

    Ich drehte mich im Kreis, ohne jedoch den Ursprung der Stimme erkennen zu können. „Wer … wer ist da?“, fragte ich den Kopf in den Nacken gelegt, weil ich der Meinung war, die Stimme sei von oben gekommen.
    „Ich bin Ihre Projektion Steinbrücker Teich, Version 3.2“, verkündete die Stimme mit einer strahlenden Mischung aus Stolz und Euphorie. „Ruhemodus deaktiviert.“
    Die Wasser-Projektion unter meinen Füßen färbte sich hellblau, so dass tief unten der Grund des Teichs sichtbar wurde. Erschrocken machte ich einen Sprung zurück – was natürlich völlig sinnlos war, da ich mich weiterhin in beträchtlicher Entfernung zum Ufer befand.
    „Das ist nicht der Steinbrücker Teich!“, stieß ich hervor.
    „Das ist der Steinbrücker Teich, Version 3.2“, verbesserte mich der Teich mit einem Höchstmaß an Zurückhaltung und Gutmütigkeit. „Wünschen Sie, Fische zu sehen?“
    „Ich will hier sofort runter!“
    „Flunder“, jubelte der Teich, als läge darin die Erfüllung seines Seins. „Ich wiederhole: Sie wünschen Flunder. Eine sehr gute Wahl, wenn mir die Anmerkung gestattet sei.“
    „Was? Nein!“
    „Ich korrigiere: Sie wünschen Stein. Bitte definieren Sie: Stein-Butt oder Stein-Beißer.“
    „Strom-Tom, was zum Teufel ist das?“
    „Hat es doch gesagt“,

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