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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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heißt“, nuschelte Gio-Gio vielsagend. „Du hast gezahlt, jetzt musst du spielen.“
    Eine Baggerschaufel legte sich zwischen meine Schulterblätter und schob mich in die Arena. Ich stemmte meine Schuhe in den Sand, doch es war zwecklos. Agerian wollte mir zur Hilfe kommen, doch Gio-Gio drückte auch ihn mühelos in die Richtung, die er für richtig hielt. „Nur ein Spieler zur Zeit!“
    „Halt, Moment, jetzt warte doch mal!“, versuchte ich es mit Worten zu regeln. „Jetzt warte doch mal! Ich hab da was falsch verstanden.“
    „Zeig‘s ihm, Dodo!“, jubelte Elenor. „Reiß ihm das Herz raus!“ Sie schwang ihr Bein in die Luft wie eine Cheerleaderin.
    „Jetzt hört mir doch bitte mal zu!“, bettelte ich, doch da glitt die Milchscheibe bereits wieder nach oben und beendete meine Versuche. Ich klopfte noch einige Male gegen das Glas. Es war so dick, dass es nicht einmal ein Geräusch von sich gab. Auf einmal war es mucksmäuschenstill in der Arena. Langsam drehte ich mich um.
    „Meine sehr verehrten Damen und Herren!“, jaulte eine Stimme auf mich herab. „Hallo, liebe Kinder!“
    Das T-Shirt-Publikum antwortete mit erneutem Klatschen und Johlen. Einige Kinder kreischten.
    „Erlauben Sie mir, Ihnen die beiden Kontrahenten des heutigen Abends vorzustellen.“ Papier raschelte. „In der roten Ecke … mit einem Kampfgewicht von 68,3 Kilogramm …“
    Ich fragte mich, woher die jaulende Stimme mein Gewicht kannte. Auf den Rängen lachte jemand.
    „Und einem Kampfrekord von … null Siegen, null Niederlagen und null Unentschieden …“ Der Mann am Mikrofon holte tief Luft, um sie anschließend in einem einzigen, langen Schub hinauszudrücken. „DOOODOOO!“
    Der Applaus war verhalten.
    „In der blauen Ecke …“, fuhr der Stadionsprecher fort. „Mit einem Kampfgewicht von 7,8 Tonnen …“ Anerkennendes Raunen ging durch die Ränge. „Und einem Kampfrekord von 1.438 Siegen, null Niederlagen und null Unentschieden, 1.438 der Siege durch Vierteilung … El manco Bandido!“
    Ich war zu sehr mit der Frage beschäftigt, ob das Wort Vierteilung nicht vielleicht mehr als eine Bedeutung besaß, um zu bemerken, dass der Applaus für meinen Kontrahenten um ein Vielfaches lauter ausfiel.
    „Arena frei zur ersten Runde!“, verkündete der Stadionsprecher.
    Ein Glockenschlag erklang, das eine Auge des Banditen glühte rot auf, die Kettensäge sprang mit einem harten Rattern an, und ich erwachte aus meiner Erstarrung. Sofort schlug mein Herz bis zum Hals. Panisch suchte ich nach einer Fluchtmöglichkeit. Die Tribünen links und rechts waren mindestens drei Meter hoch und bestanden aus glattem Stein. Zudem war ich weder ein guter Springer noch Kletterer. Auf der gegenüberliegenden Seite der Arena gab es ebenfalls ein Stück Wand mit Milchglasscheibe, die zwar wesentlich größer war als die auf meiner Seite, davon abgesehen mir jedoch auch nicht weiterhalf. Nirgendwo gab es einen Ausweg. Ich war gefangen.
    Ein hydraulisches Zischen erklang. Der Bandit stampfte auf mich zu. Die Kettensäge surrte. Die Menge jubelte. Meine Gefangenschaft würde nicht von langer Dauer sein.

Auf Leben und Tod

    Einem inneren Drang folgend, lief ich nach rechts. Der Roboter-Bandit folgte mir mit schnellen Seitwärtshopsern.
    „Uh, er geht rechts herum“, kommentierte der Stadionsprecher. „Das sollte er lieber nicht machen, wenn er an einem Stück bleiben will, denn dort lauert El manco Bandidos Kettensäge!“
    Ich bremste ab und lief in die andere Richtung. Der Roboter-Bandit blieb seinerseits stehen und hopste mir hinterher. Mit jedem Sprung kam er näher.
    „Jetzt versucht er es auch noch links herum!“, rief der Stadionsprecher in heller Aufregung. „Doch dort wartet bereits El manco Bandidos flinke Greifhand auf ihn! Und die ist schon ganz anderen Herausforderern zum Verhängnis geworden!“
    Wie zur Bestätigung sauste die Roboterhand herab. Mit einem beherzten Sprung brachte ich mich in Sicherheit, rappelte mich gleich wieder auf, stürmte blindlings weiter und prallte aus vollem Lauf gegen die Tribünenwand. Ich spürte den staubigen Boden unter mir. Bunte Flecken tanzten vor meinen Augen. Ich versuchte aufzustehen, doch meine Beine gehorchten mir nicht mehr.
    „Hallo!?“, rief ich. „Kann mir bitte jemand helfen? Ich will nicht gevierteilt werden! Omi hat mir gerade erst einen neuen Anzug gekauft!“ Es ging im ekstatischen Jubel des Publikums unter. „Der passt dann doch gar nicht mehr!“, fügte ich

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