Von Lichtwiese nach Dunkelstadt
heulten Sirenen, und ich wälzte mich etwas im Sand umher. Über mir sah ich Agerian und Elenor. Gio-Gio hob mich auf seine Schulter und trug mich hinaus. Und das Publikum johlte mir lautstark zu.
Viele Scherifas, ein Mordkomplott und 10.000 Voltadollar
Wir saßen in der Lobby an der Bar. Rot-grüne Schemen waberten durch den Raum. Ich hatte große Mühe, nicht vom Hocker zu fallen. Agerian bestellte eine Runde nach der anderen.
„Scherifa“, erklärte er mir nach dem vierten Durchgang. „Das Getränk meines Stamms. Die haben wirklich alles hier!“
„Aus was besteht Scherifa denn?“, fragte ich.
Agerian machte eine ausschweifende Armbewegung. „Ziegenmilch … und andere Zutaten.“ Er war bereits ziemlich betrunken. „Jaruki-Nüsse und … und … wie heißen diese kleinen lilafarbenen Tiere noch? Die mit den Hörnern?“
Ich hob die Schultern. „Keine Ahnung, tut mir leid.“
Trotz seiner Zutaten war Agerians Stammesgetränk so durchsichtig, dass ich nie genau wusste, welches der vielen, kleinen Gläser, die vor uns standen, noch voll war. Wenn Agerian mir zuprostete, schnappte ich mir deshalb immer einfach das erstbeste Glas, was zur Folge hatte, dass ich noch relativ nüchtern war.
„Auf dich, mein Freund!“, rief Agerian. „Auf deinen Sieg!“
Ich führte das Glas an meine Lippen. Auch dieses Mal war es leer.
Elenor saß am Ende der Bar und sah irgendwie bedrückt aus. Sie sprach kaum und die meiste Zeit über starrte sie Löcher in den Lava-Tresen. Wahrscheinlich tat es ihr leid, dass sie mich zu diesem lebensgefährlichen Spiel ermutigt hatte. Vielleicht war sie auch einfach nur müde.
„Du bist ein wahrhafter großer Krieger!“, verkündete Agerian und erhob erneut sein Glas.
Wir tranken. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus und wanderte dann hoch bis zum Haaransatz. Ich hatte ein volles Glas erwischt.
„Eigentlich war das gar nicht mein Verdienst“, entgegnete ich.
Agerian sah mich mit glasigen Augen an. „Wie meinst du das?“
„Ich hab den Einarmigen Banditen nicht besiegt. Das war Strom-Tom.“
„Strom-Tom?!“, fragte Elenor. Sie hatte sich zu uns herumgedreht und schien auf einmal wieder hellwach zu sein.
„Ja, genau, das war ich“, meldete sich Strom-Tom aus meinem Inneren.
„Wir“, korrigierte Strom-Klaus und stieß herzhaft auf. „Wir haben dem Metallding die volle Ladung Strom verpasst!“
„Ist umgefallen wie ein gefällter Baum!“
Beide lallten bereits. Anscheinend vertrugen Strom-Männchen nicht so viel Scherifa.
„Ich höre Stimmen“, sagte Agerian und glotzte erst meinen Bauch und dann das Glas in seiner Hand an.
„Nein“, sagte ich. „Das sind Strom-Tom und Strom-Klaus.“
Ich machte die drei miteinander bekannt.
„Strom-Tom …“, lallte Agerian, kippte einen weiteren Scherifa hinunter und kniff die Augen zusammen, während er sich mit der freien Hand an der Bar festhielt. „Der Strom-Tom, von dem du mir in San Platino erzählt hast?“
Ich nickte. „Genau der.“
„Aber der ist doch tot!“, schaltete sich Elenor ein.
„Nein, nein, ich war nicht tot. Ich war halt … nur nicht mehr da“, entgegnete Strom-Tom und verfiel in ein hysterisches Kichern.
„Aber wo warst du denn??“, fragte ich perplex.
„Das … das ist eine ziemlich lange Geschichte“, sagte Strom-Tom, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
„Ziemlich lang“, bestätigte Strom-Klaus.
„Wir haben Zeit!“, rief Agerian und schwenkte ein leeres Glas hin und her. „Aber wir brauchen was zum Anstoßen!“ Per Handzeichen bestellte er eine weitere Runde.
Die Drinks kamen. Wir stießen an und tranken. Einen Moment lang sah Elenor aus, als wäre sie auf jemanden oder etwas richtig sauer. Dann trieb mir der Scherifa die Tränen in die Augen.
„Also“, begann Strom-Tom mit schwerer Zunge. „Dodo, erinnerst du dich noch an Band 3?“
„An was?“, fragte ich zurück.
„An Band 3“, sagte Strom-Tom noch einmal, wodurch es jedoch auch nicht mehr Sinn ergab. „Als wir in diesem langen Tunnel waren, und die riesige Muräne auf uns zukam“, sagte Strom-Tom.
„Ach so, das. … Ja, klar.“
„Da hast du jede Menge Wasser geschluckt, du alter Nichtschwimmer.“ Strom-Tom kicherte. „Weißt du noch?“
„Ja, das weiß ich noch“, sagte ich.
„Ständig bist du untergegangen. Du hast mehr Zeit unter als über dem Wasser verbracht. Ein Wunder, dass du nicht ertrunken bist, Dodo!“
„Ich bin höchstens zweimal
Weitere Kostenlose Bücher