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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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verdreifachen! Alles, was ihr braucht, ist nur etwas Glück. Und den Glauben an euch selbst!“
    Mac Check ließ seine Rede verklingen und nickte dann der Schrankwand zu, welche mir daraufhin den Stoffbeutel vor die Brust knallte.
    „Vielen Dank“, keuchte ich, schnappte nach Luft und umklammerte den Beutel.
    Mac Check bedachte mich mit einem gütigen Lächeln, schob seinen Jackettärmel zurück und entblößte eine absurd große Uhr, die über und über mit funkelnden Brillanten besetzt war.
    „Euch bleiben noch ziemlich genau drei Stunden, bevor eure Fahrt nach Dunkelstadt weitergeht. Genug Zeit, um euer Glück in einem meiner Spielcasinos zu versuchen. Aber seid pünktlich wieder hier.“ Die funkelnde Uhr verschwand wieder hinter Anzugstoff. „Sonst kriegen wir alle sehr großen Ärger.“
    Ich fragte mich, was das bedeuten sollte, traute mich aber nicht, es laut zu fragen und wollte die Antwort eigentlich auch gar nicht wissen.
    „Das ist übrigens Gio-Gio.“ Mac Check stieß die Schrankwand an. „Einer meiner fähigsten Mitarbeiter.“
    Ich sah hoch und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ein kleiner, halsloser Kopf aus dem Sakko ragte. Gio-Gio grunzte zur Begrüßung etwas Unverständliches. Wahrscheinlich erschwerten seine riesigen aufgedunsenen Lippen das Sprechen – vielleicht hatte er es auch einfach nie gelernt.
    „Bring unsere Gäste ins Golden Sugar“, sagte Mac Check.
    Diesmal fiel Gio-Gios Antwort etwas verständlicher aus. „Wird gemacht, Chef.“
    Ich glaubte, so etwas wie einen italienischen Akzent herauszuhören, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass Gio-Gio wie die überdimensionale Variante eines Mafia-Schlägers aussah.
    „Mitkommen!“, grunzte er in unsere Richtung.
    Er führte uns zwischen der Tribüne und den Absperrbändern hindurch zu einem Parkplatz. Vom jubelnden Empfangskomitee war inzwischen nichts mehr zu sehen. Auch die Blaskapelle war mittlerweile verschwunden.
    „Einsteigen!“, grunzte Gio-Gio und deutete auf einen riesigen, roten, amerikanischen Oldtimer. Der Wagen war offensichtlich an die Bedürfnisse seines Fahrers angepasst worden. Die Fahrgastzelle bot genügend Sitzplätze, um als kleineres Programmkino durchzugehen. Elenor, Agerian und ich machten es uns hinten bequem, damit Gio-Gio die Vorderbank für sich hatte. Trotzdem wurde es knapp.
    Das Auto schwang vor Freude sein rechtes Hinterrad in die Höhe, als Gio-Gio sich hinters Steuer wuchtete. Die Fahrertür schloss sich mit einem Quietschen, der Motor erwachte mit einem Röhren zum Leben, und zu meiner Verwunderung setzte sich das Programmkino auf vier Rädern in Bewegung.

Der einarmige Bandit

    Von außen betrachtet, war das Golden Sugar den Casinos, die ich aus amerikanischen Filmen kannte, nicht unähnlich. Mannsgroße, goldene Leuchtbuchstaben, die sogar in der prallen Mittagssonne noch erstaunliche Leuchtkraft besaßen, besetzten die gesamte Breite der Fassade. Darunter, im Schatten des Vordachs, befand sich der ebenfalls hell erleuchtete Eingang. Im Halbminuten-Takt hielten Limousinen und entluden ihre Gäste, um anschließend von einem der Parkjungen weggefahren zu werden.
    Ein Portier begrüßte jeden von uns mit Handschlag, als wir Gio-Gios Schrankwand-Rücken folgend das Casino durch eine riesige Drehtür betraten.
    Zu unserer aller Erleichterung war das Foyer voll klimatisiert. Dafür schien die Einrichtung direkt aus dem schweißgebadeten Fiebertraum eines wahnsinnigen Innendekorateurs entsprungen zu sein. Schummriges Rot waberte träge wie Lava über Boden, Bar, Tische und Stühle. Etwa auf Brusthöhe mischte es sich mit dem schillernden Grün, welches wie die Nachwehen eines tropischen Regens von der Decke tropfte. Die farblichen Grenzen verschoben sich unablässig, sodass der Raum immerzu in Bewegung zu sein schien. Bereits nach wenigen Schritten war mir schwindelig.
    „Das ist ja der reine Wahnsinn!“, rief Elenor dich hinter mir. „Schau dir nur mal die Farben an!“
    Aus Rücksicht auf meinen Magen und auf das Reinigungspersonal verzichtete ich darauf. Stattdessen schloss ich mit stolpernden Schritten zu Gio-Gio auf und konzentrierte mich auf den Kragen seines Sakkos, der aufgrund seiner Höhe weitestgehend grün blieb.
    „Wahnsinn!“, rief Elenor wieder. Sie dehnte die Silben wie Kaugummi.
    Sofort wurde mir wieder schlecht. Ich kniff die Augen zusammen und kämpfte gegen den Drang an, meinen Mageninhalt auf dem rot glühenden Teppich auszubreiten. Als ich sicher war,

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