Von Liebe steht nichts im Vertrag
„Was sollte die Frau denn sonst denken?“, wandte sie ein, froh darüber, dass der Einkauf endlich beendet war. „Natürlich glaubt sie, dass wir ein Paar sind. Nur schwangere Frauen mit ihren Partnern gehen doch in einem solchen Geschäft einkaufen.“
Dominic sagte nichts dazu. Stattdessen startete er den Wagen und drehte die Klimaanlage an.
„In einem Punkt hatte sie allerdings recht.“
Diesmal biss er an. „Und der wäre?“
„Es wird ein hübsches Baby. Carla war wunderschön, Dominic. Es ist so unfair, dass sie nicht mehr lebt und ihr Kind sehen kann.“
Als er keine Antwort gab, wünschte sie, lieber den Mund gehalten zu haben. Vermutlich bereute er schon, dass er sie geküsst hatte. Vielleicht glaubte er, Carla betrogen zu haben, indem er die Frau küsste, die deren Kind austrug? Wünschte er sich, Carla würde neben ihm sitzen? Hätte er lieber sie geküsst?
Natürlich.
Stattdessen hatte er nun eine Frau am Hals, die er im Grunde verachtete. Aber sie würde nur noch wenige Monate bleiben. Dann hätte er Carlas Baby, und sie wäre befreit von all den verrückten Fantasien, die in der Wirklichkeit keinen Platz hatten.
Sie konnte es kaum erwarten.
Er fuhr nicht auf direktem Weg nach Hause, wie sie geglaubt hatte. „Wohin willst du?“, fragte sie, als sie merkte, dass er in die falsche Richtung fuhr.
„Hast du es eilig zurückzukommen?“ Er klang geheimnisvoll. „Ich dachte, ein kleiner Ausflug würde dir guttun, jetzt, wo es nicht mehr regnet.“
Überrascht zuckte sie die Schultern. Sie hatte keinen Grund, wieder heimzufahren, aber sie hatte geglaubt, dass er nach dem Kuss so schnell wie möglich Ruhe haben wollte vor ihr. Aber vermutlich hatte er ihn sowieso schon vergessen. „Ja, sicher.“
Dominic drückte auf einen Knopf. Mit leisem Summen fuhr das Schiebedach herunter, sodass sie nun mit offenem Verdeck Richtung Stadt fuhren.
Funkelnd lag Sydney im Sonnenlicht da, als sie die Harbour Bridge überquerten. Die Luft wirkte frisch vom Regen, und eine Brise vom Meer vertrieb die schwüle Feuchte.
Angie stellte ihm keine weiteren Fragen mehr, sondern genoss die Fahrt.
Er gehörte ihr nicht, ganz und gar nicht, sagte sie sich immer wieder. Nur weil er sie geküsst hatte, konnte sie noch keinen Anspruch auf ihn erheben. Und sie durfte niemals vergessen, dass der Kuss nur auf Mitleid beruhte. Auch dass sie sein Kind in sich trug, hatte keine Bedeutung.
Dennoch war sie diejenige, die neben ihm saß. Noch. Wenn das Kind erst geboren war, würde alles ganz anders sein.
Doch ihr früheres Leben war ihr schon fast fremd geworden. Auch das kleine Haus, von dem sie immer noch nicht wusste, ob sie es behalten könnte, schien wie aus einer anderen Welt. Sie dachte an die staubigen Straßen und die brütende Hitze. Wie sehr würde sie den frischen Geruch des Ozeans vermissen und den glutroten Sonnenuntergang, ehe der Tag zur Nacht wurde.
Aber zurückkehren musste sie. Schließlich hatte sie eine Vereinbarung unterschrieben und geschworen, dass sie gehen werde, sobald das Baby auf der Welt war. Wie es aussah, blieb ihr keine Wahl.
Und eigentlich wollte sie auch nicht bleiben. So, wie sie eigentlich nie ein Baby hatte haben wollen …
Nein, das stimmte nicht ganz. Sie hatte es gewollt – in dem Glauben, Shayne das Kind schenken zu können, das er sich so verzweifelt wünschte. Sie hatte gehofft, dann eine Ehe führen zu können, wie sie ihrer Mutter nicht vergönnt gewesen war.
Für ein paar kurze Wochen hatte sie gedacht, ihr Wunsch sei erfüllt worden. Damals wusste sie nicht, dass ihre Ehe schon gescheitert war.
Als sie dann die Wahrheit erfuhr, war sie seltsamerweise erleichtert gewesen. Denn es war nicht Shaynes Baby, das sie in sich trug. Wenn sie ehrlich war, hatte sie von Shayne nie ein Baby gewollt.
Aber konnte sie auf dieses Kind Anspruch erheben?
Nein. Sie wollte es gar nicht. Und solange sie sich das einreden konnte, war alles gut.
Sie fuhren nun langsam durch die Innenstadt. Es war schon eine Weile her, dass er mit einem seiner Autos rein zum Vergnügen herumgefahren war, dachte Dominic.
Befriedigt bemerkte er die neidischen Blicke der Männer, die aus ihren Geländewagen auf die Frau neben ihm blickten, deren Haar im Wind wehte.
Er konnte verstehen, warum die Männer sie bewundernd ansahen. Sie wirkte ganz anders als bei ihrem ersten Treffen. Inzwischen hatte sie etwas zugenommen und wirkte nicht mehr so hager wie damals. Ihre schlanken Gliedmaßen waren leicht
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