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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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näher.
    „Dein After Shave, es riecht gut“, kam es plötzlich leise über Neals Lippen.
    „Ich weiß“, entgegnete Dirk. Er wagte sich noch weiter vor und hauchte einen Kuss auf Neals Hals. Der sah sofort zur Seite, um der Liebkosung auszuweichen.
    „Hör auf damit, Dirk. Du weißt genau, dass ich mich nicht wehren kann …“
    Ein Schmunzeln huschte über Dirks Gesicht, als hätte er genau diese Reaktion erwartet.
    „Du konntest dich schon früher nicht gegen mich wehren - scheint sich nicht geändert zu haben“, stellte er amüsiert fest.
    „Komm, hör auf“, sagte Neal plötzlich ganz verlegen und sah zu Boden. Doch Dirk beachtete die Worte nicht, sondern kam noch näher und umfasste Neals schlanke Hüften.
    „Kann dir denn Gero überhaupt das geben, was du brauchst?“
    Wie erstarrt sah Neal sein Gegenüber an, riss sich von dessen Umarmung los.
    „Was soll das?“, fragte er entrüstet. „Lass mich!“ Nervös fuhr er sich durch das Haar und sah zur Uhr. „Ich muss los. Francis hat heute einen Arzttermin.“
    Ohne Dirk anzusehen, wandte er sich der Tür zu.
    „Sehen wir uns denn mal wieder?“, wollte Dirk wissen.
    Neal zuckte mit den Schultern. „Kann sein …“
     
    Ungeduldig saß Neal im Wartezimmer. Mit ihm vier Frauen. Immer wieder sah er zur Uhr, doch die Zeit schien im Schneckentempo zu vergehen. Er griff sich eine Zeitschrift, blätterte darin herum, doch seine Unruhe nahm dadurch nur noch mehr zu.
    Er musste sich eingestehen, dass er Angst hatte. Angst, dass die zweite Schwangerschaft nicht so verlaufen würde wie erhofft. Vielleicht machte er sich in diesem Moment auch Vorwürfe, dass er es überhaupt so weit hat kommen lassen. Er hatte sich nie um die Verhütung gekümmert, hatte es stets seiner Schwester überlassen. Im Grunde genommen war es seine Schuld, dass etwas schiefgegangen war. Aber freute er sich nicht auch darüber?
    Er wollte doch immer ein zweites Kind. Verdammt, wo war sein Glücksgefühl hin?
    Er legte die Zeitschrift beiseite, lächelte die Frau gegenüber freundlich an, dann erhob er sich und ging zur Toilette.
    Hinter sich schloss er die Tür. Er hatte keine körperlichen Entzugssymptome, denn die kamen bei Kokainkonsum so gut wie nie vor. Es war sein Geist, der ihm diktierte, das weiße Pulver zu schnupfen und damit die Angst und Selbstzweifel zu zerstören.
    Erschöpft lehnte er sich an die Wand. Er merkte, wie sich sein Körper beruhigte, wie er sich wieder stark und geordnet fühlte.
    Nur seine Beine waren wackelig, als er in den Spiegel sah. Sein Gesicht war blass, seine Wangen hohl wie eh und je, seine Haare vielleicht etwas zu ungekämmt, doch das war egal. Er wusch sich die Hände und verdrängte, dass er erneut nicht stark genug gewesen war, seinen süchtigen Geist zu missachten.
    Als er wieder in das Wartezimmer trat, sahen ihn alle an. Oder bildete er sich das ein? Das Blättern der Zeitschriften war laut, und es dröhnte in seinen Ohren. Ebenso das Geräusch der Tür nahm er intensiver wahr als sonst. Zum Glück kam Francis in diesem Moment herein. Sie lächelte, was ein gutes Zeichen war.
    „Ist alles in Ordnung mit dem Baby?“, fragte Neal sogleich, als sie auf dem Weg nach draußen waren.
    „Es ist nichts auffälliges zu erkennen“, erzählte Francis. Sie blieb stehen und sah zu Boden. Es signalisierte Neal, dass wohl doch nicht alles so lief, wie angenommen.
    „Was ist? Du zögerst so?“, fragte er besorgt. Seine Hände waren klamm, sein Herz pulsierte schnell und stark. Er griff nach ihr und hielt sie fest an den Schultern.
    „Nun“, begann sie zögernd, „unser Kind wächst nicht so gut. Es müsste größer sein.“
    Mit verunsicherten Augen sah sie auf, aber das Leuchten in Neals Augen besänftigte sie sofort.
    „Na und?“, sagte er lächelnd. „Dann musst du eben mehr essen. Und überhaupt, das ist doch nicht schlimm. Kriegen wir eben ein kleines Kind. Wir sind ja auch nicht dick. Wieso sollte unser Kind dick sein? Und an Kleinwuchs denke ich da gar nicht. Wo sollte so was herkommen? Es sind alle gesund in unserer Familie. Warum sollte sich gerade bei uns so eine Erbkrankheit durchsetzen? Nein, nein, nein …“
    Er sah auf, fuhr sich über die Nase, dann über die Haare. Seine Bewegungen waren fahrig und grob, doch er lächelte.
    „Na ja, wenn man das so sieht“, sagte Francis. Sie schien beruhigt, obwohl ihr das hektische Verhalten und der intensive Redeschwall ihres Bruders überhaupt nicht gefiel.
     
    Gero saß alleine vor

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