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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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machte mich bereit, jeden Moment loszulegen.
    Ich wuchtete den Stein mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung vom Haus. Mit einem dumpfen Schlag traf er einen Baum.
    Der Anführer drehte den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Auch die Männer im Wald liefen in die Richtung und schossen dabei. Der Jeep drehte ein kleines Stück, so dass die Scheinwerfer nicht mehr mich, sondern diese Stelle anstrahlten.
    Ich hoffte zumindest, dass das alles geschah.
    Ich wartete nicht ab, um nachzusehen. Kaum hatte der Stein meine Hand verlassen, rannte ich schon zwischen den Bäumen hindurch auf das Haus zu. Ich entfernte mich von Berleands Schmerzensschreien und den Männern, die mich umbringen wollten. Es war inzwischen noch dunkler geworden, man sah fast nichts mehr, aber auch das störte mich nicht. Zweige peitschten mir ins Gesicht, aber das war mir egal. Ich wusste, dass ich nur ein paar Sekunden gewonnen hatte. Zeit war jetzt das Wichtigste, doch es kam mir ewig vor, bis ich nah genug am Haus war.
    Ohne stehen zu bleiben, packte ich einen weiteren Stein.
    Der Anführer: » Ich steche ihm jetzt ein Auge aus.«
    Berleand schrie: » Nein!«, und fing dann an, laut zu kreischen.
    Die Zeit war um.
    Ich bremste nicht, sondern nutzte das Tempo und schleuderte den Stein in Richtung Haus. Ich legte alle Kraft in den Wurf, kugelte mir dabei fast die Schulter aus. In der Dunkelheit sah ich den Stein im hohen Bogen aufs Haus zufliegen. Auf dieser Seite des Hauses war ein schönes Panoramafenster. Mein Blick folgte der Flugbahn des Steins. Ich fürchtete schon, der Wurf wäre zu kurz gewesen.
    Doch das war er nicht.
    Der Stein sauste durchs Fenster, das mit lautem Klirren in tausend Scherben zersprang. Panik brach aus. Genau das hatte ich gehofft. Ich rannte zurück in den Wald, während die bewaffneten Männer aufs Haus zurannten. Ich sah zwei blonde Teenager– einen Jungen und ein Mädchen–, die von innen das Loch begutachteten, wo eben gerade noch Glas gewesen war. Ich fragte mich kurz, ob das Mädchen Carrie war, hatte aber keine Zeit, noch einmal nachzuschauen. Die Männer riefen etwas auf Arabisch. Was als Nächstes passierte, sah ich nicht. Ich lief in einem Bogen, so schnell ich konnte, zurück und nutzte das Chaos, um in den Rücken des Anführers zu kommen.
    Der Jeep hielt an, und der Fahrer stieg aus. Auch er rannte auf das kaputte Fenster zu. Das Haus zu schützen war die wichtigste Aufgabe aller Leute hier. Ich war in ihr Revier eingedrungen. Jetzt waren sie wild verstreut und versuchten, sich wieder zu sammeln. Es herrschte Chaos.
    Ich hatte keine Zeit verschenkt und war im Bogen am Waldrand entlang zu meinem ursprünglichen Versteck zurück und dann weiter gerannt. Der Anführer wandte mir jetzt den Rücken zu und blickte zum Haus hinüber. Ich war ungefähr fünfzig, sechzig Meter von ihm entfernt.
    Wie lange dauerte es noch, bis Hilfe kam?
    Zu lange.
    Der Anführer rief Befehle. Berleand lag vor ihm auf dem Boden. Reglos. Und schlimmer noch, Berleand war ruhig. Er schrie nicht mehr. Er wimmerte auch nicht.
    Ich musste zu ihm.
    Ich wusste nicht, wie ich das schaffen sollte. Sobald ich den Wald verließ, war ich auf offenem Gelände und schon fast absurd ungeschützt. Aber ich hatte keine Wahl.
    Ich stürmte in vollem Tempo auf den Anführer zu.
    Ich war vielleicht gerade drei Schritte gelaufen, als ich hörte, wie jemand einen Warnruf ausstieß. Der Anführer drehte sich um und sah mich. Ich war noch vierzig Meter von ihm entfernt. Meine Beine pumpten schnell, aber alles andere um mich herum verlangsamte sich. Auch der Anführer trug ein grünes Halstuch wie ein Outlaw in einem alten Western. Er hatte einen dichten Bart. Er war größer als die anderen, vielleicht knapp eins neunzig, und ziemlich kräftig gebaut. In einer Hand hielt er ein Messer, in der anderen eine Pistole. Er hob die Pistole und richtete sie auf mich. Ich überlegte, ob ich mich fallen lassen, zur Seite drehen oder dem Schuss irgendwie anders ausweichen sollte, erkannte aber sofort, dass ein kurzes Ausweichen mir hier nichts nützen würde. Vielleicht verfehlte der erste Schuss mich, aber dann war ich vollkommen ungedeckt. Und mit dem zweiten Schuss würde er mich auf jeden Fall treffen. Außerdem war die Wirkung meines Ablenkungsmanövers verpufft. Die anderen Männer kamen zurück. Auch die würden mich unter Beschuss nehmen.
    Ich konnte nur hoffen, dass er hektisch wurde und vorbeischoss.
    Er zielte. Ich sah ihm in

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