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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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die Augen und erblickte darin jene Ruhe, die Menschen durch schlichte moralische Wahrheiten erlangten. Ich hatte keine Chance. Das war mir vollkommen klar. Er würde nicht vorbeischießen. Und dann, direkt bevor er abdrückte, hörte ich, wie er vor Schmerz aufschrie. Dann sah er nach unten.
    Berleand hatte sich in seine Wade verbissen wie ein wütender Rottweiler.
    Der Anführer hatte die Pistole gesenkt und richtete sie auf Berleands Kopf. Ich bekam noch einen zusätzlichen Adrenalinschub und hechtete mit ausgestreckten Armen Richtung Anführer. Doch bevor ich ihn erreichte, hörte ich den Knall und sah, wie die Pistole zurückschnellte. Als ich ihn schließlich erreichte, zuckte Berleands Körper. Ich nutzte den Schwung des Laufens, umklammerte den Widerling und riss ihn mit. Noch bevor wir auf dem Boden aufschlugen, legte ich ihm meinen Unterarm über die Nase. Beim harten Aufschlag lag mein ganzes Gewicht auf dem Unterarm. Seine Nase explodierte wie eine Wasserbombe. Blut spritzte mir ins Gesicht. Es fühlte sich warm an auf meiner Haut. Er schrie auf, gab sich aber nicht geschlagen. Ich war allerdings klar im Vorteil. Ich verpasste ihm eine Kopfnuss. Er versuchte, mich mit beiden Armen zu umschlingen. Ein fataler Fehler. Ich ließ ihn machen. Als er zudrückte, zog ich schnell die Arme aus seiner Umklammerung. Jetzt war er vollkommen schutzlos. Ich zögerte nicht. Ich dachte an Berleand, daran, wie dieser Mann meinen Freund misshandelt hatte.
    Es war Zeit, dem ein Ende zu setzen.
    Die Finger meiner rechten Hand formten eine Klaue. Ich zielte nicht auf die Augen, die Nase oder ein anderes weiches Ziel, mit dem man ihn außer Gefecht setzen oder verletzen konnte. Unten am Hals, direkt über dem Brustkorb, befindet sich ein Hohlraum, an dem die Luftröhre nicht geschützt ist. Ich stieß zwei Finger und den Daumen mit aller Kraft in die Höhlung und umfasste mit einem klauenartigen Griff seine Kehle. Ich brüllte laut auf, als ich die Luftröhre zu mir heranzog, brüllte wie ein wildes Tier, als ein Mensch von meiner Hand starb.
    Dann nahm ich ihm die Pistole aus der leblosen Hand.
    Die Männer kamen vom Haus zurückgerannt. Bisher hatten sie noch nicht geschossen, weil sie fürchten mussten, ihren Anführer zu treffen. Ich rollte nach rechts auf den Körper meines Freunds zu.
    » Berleand?«
    Aber er war tot. Es war klar zu sehen. Die dämliche Brille mit den übergroßen Gläsern hing schräg auf dem weichen, teigigen Gesicht. Ich wollte einfach aufgeben, ihn in den Arm nehmen und weinen.
    Die Männer kamen näher. Ich blickte auf. Sie konnten mich kaum sehen, ich hingegen hatte ihre Silhouetten perfekt im Blick. Ich legte die Pistole an und drückte ab. Ein Mann ging zu Boden. Ich schwenkte die Waffe nach links und drückte noch einmal ab. Ein zweiter Mann fiel zu Boden. Jetzt fingen sie an zurückzuschießen. Ich rollte zurück zum Anführer und nutzte seine Leiche als Deckung. Wieder legte ich an und drückte ab. Und wieder ging ein Mann zu Boden.
    Sirenen.
    Ich blieb geduckt und rannte so in Richtung Haus. Polizeiwagen rasten heran. Ich hörte einen Hubschrauber, vielleicht auch mehr, direkt über uns. Weitere Schüsse. Das würde ich der Polizei überlassen. Ich wollte unbedingt ins Haus.
    Ich rannte an Taylor vorbei. Tot. Die Tür war noch offen. Ericksons Leiche lag daneben auf der Veranda. Das Messer steckte noch in seiner Brust. Ich sprang über ihn und stürzte ins Foyer.
    Stille.
    Das gefiel mir ganz und gar nicht.
    Ich hatte die Pistole des Anführers noch in der Hand. Ich drückte den Rücken gegen die Wand. Das Haus war völlig heruntergekommen und baufällig. Die Tapeten lösten sich von den Wänden. Das Licht brannte. Aus dem Augenwinkel sah ich jemanden vorbeihuschen, hörte, wie er weiter die Treppe hinunterlief. Es musste also noch einen Keller geben.
    Draußen ertönten Schüsse. Durch ein Megafon sagte jemand, dass sie sich ergeben sollten. Könnte Jones gewesen sein. Eigentlich hätte ich warten müssen. Ich hatte sowieso keine Chance, Carrie hier rauszukriegen. Ich sollte mich ruhig verhalten, die Tür im Auge behalten und niemanden rein- oder rauslassen. Das wäre vernünftig gewesen. Die Sache einfach aussitzen.
    Vielleicht hätte ich das getan. Vielleicht wäre ich einfach da stehen geblieben und nicht in den Keller gegangen, wenn der blonde Junge nicht nach unten gerannt wäre.
    Ich nenne ihn einen Jungen. Das ist nicht fair. Er war ungefähr siebzehn, vielleicht achtzehn, jedenfalls

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