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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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abdrückte, sprang ich noch nach hinten, aber wieder war es zu spät.
    Die Kugel traf mich.
    Ein heißer Schmerz. Ich spürte tatsächlich, wie das heiße Metall sich in meinen Körper bohrte, mir den Atem raubte und mich zu Boden schleuderte. Wieder zielte der Mann auf mich, aber ein anderer Schuss brachte die Luft im Zimmer zum Erzittern, und eine Kugel traf den Mann mit solcher Wucht in den Hals, dass sie fast den Kopf vom Körper abtrennte. Ich blickte hinter die am Boden liegende Leiche, wusste aber schon, was passiert war.
    Win war gekommen.
    Der andere Mann, derjenige, der links von mir gestanden hatte, fuhr blitzschnell herum und sah so gerade noch, wie Win ein zweites Mal abdrückte. Die großkalibrige Kugel traf ihn mitten ins Gesicht, und sein Kopf explodierte. Ich sah nach Terese. Sie bewegte sich nicht. Der Mann vom Fahndungsfoto– der Mann, der sie erschossen hatte– versuchte zu fliehen, stürzte in den Drawing Room. Ich hörte weitere Schüsse. Jemand brüllte, dass wir die Hände hochnehmen und aufhören sollten. Ich beachtete ihn nicht. Irgendwie kroch ich in Richtung Drawing Room. Blut strömte aus meinem Bauch. Die Kugel musste mich irgendwo in der Nähe des Magens getroffen haben.
    Ich zog mich durch die Türöffnung, ohne auch nur einen Augenblick zu überlegen, ob das sicher war. Weiter, dachte ich. Du musst den Kerl erwischen und ihn umbringen. Er stand am Fenster. Ich hatte Schmerzen und vermutlich auch Halluzinationen, streckte aber die Hand aus und packte ihn am Bein. Er versuchte, mich mit Tritten zum Loslassen zu bewegen, hatte aber keine Chance. Ich zerrte ihn zu Boden.
    Wir rangen, doch er konnte meiner Wut nicht standhalten. Ich stieß ihm den Daumen ins Auge und schwächte ihn. Dann legte ich ihm die Hände um den Hals und drückte ihm die Luftröhre zu. Er fing an zu strampeln und um sich zu schlagen. Er traf mich im Gesicht und am Hals. Ich drückte weiter.
    » Keine Bewegung! Sofort loslassen!«
    Ferne Stimmen. Tumult. Ich wusste nicht einmal genau, ob sie echt waren. In meinen Ohren klangen sie eher wie Rauschen und Heulen des Windes. Vielleicht war es auch eine Halluzination. Der Akzent klang amerikanisch. Er kam mir sogar bekannt vor.
    Ich drückte dem Schwein immer noch die Luftröhre zu.
    » Ich habe gesagt, keine Bewegung! Also! Lassen Sie ihn sofort los!«
    Umzingelt. Sechs oder acht Männer, vielleicht sogar noch mehr. Die meisten hatten Pistolen auf mich gerichtet.
    Ich sah dem Killer in die Augen. Etwas wie Spott lag in seinem Blick. Ich spürte, wie der Griff meiner Hände erlahmte. Ich weiß nicht, ob das an dem Befehl lag, ihn loszulassen, oder ob ich durch den Blutverlust schwächer wurde. Meine Hände sanken herab. Der Killer keuchte und hustete, dann versuchte er, die Situation für sich zu nutzen.
    Er hob die Pistole.
    Genau wie ich gehofft hatte.
    Ich hatte meinen kleinen Revolver aus dem Knöchelholster gezogen. Mit der linken Hand packte ich sein Handgelenk.
    Die bekannte amerikanische Stimme: » Nicht!«
    Aber eigentlich war es mir egal, ob sie auf mich schossen. Ich umklammerte die Hand des Mannes, nahm meinen Revolver, presste ihn unter sein Kinn und drückte ab. Etwas Feuchtes, Klebriges klatschte mir ins Gesicht. Dann ließ ich den Revolver los und fiel auf seine Leiche.
    Männer, es fühlte sich an, als ob es sehr viele waren, zerrten mich weg. Jetzt, wo ich getan hatte, was ich tun musste, schwanden meine Kraft und mein Lebenswille. Ich erlaubte ihnen, mich umzudrehen, mir Handschellen anzulegen und auch sonst alles Mögliche, aber die Fesseln waren überflüssig. Der Kampfgeist hatte mich verlassen. Die Männer drehten mich auf den Rücken. Ich wandte den Kopf zur Seite und betrachtete Tereses schlaffen Körper. Ich empfand einen Schmerz, wie ich ihn noch nie zuvor verspürt hatte.
    Ihre Augen waren geschlossen, und bald, sehr bald, waren es die meinen auch.

Zweiter Teil

22
    Durst.
    Sand in der Kehle. Ich krieg die Augen nicht auf. Oder doch?
    Absolute Dunkelheit.
    Ein Motor dröhnt. Etwas steht über mir.
    » Terese…«
    Ich glaube, dass ich den Namen laut ausgesprochen habe, bin mir aber nicht sicher.
    *
    Der nächste Erinnerungsfetzen: Stimmen.
    Sie scheinen weit entfernt zu sein. Ich verstehe kein Wort. Nur Laute, mehr nicht.
    Sie klingen wütend… kommen näher… lauter… jetzt direkt in meinem Ohr.
    Ich kriege die Augen auf. Alles weiß.
    Die Stimme wiederholt immer wieder das Gleiche.
    Laute wie: » Al-sabr wal sayf.«
    Ich verstehe sie

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