Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
Jogger, die Rollerblader, die Radfahrer und die Mütter mit ihren Designer-Kinderwagen.
» Ich weiß, dass es ein sentimentaler Gedanke ist«, sagte er, » aber die Leute skaten, rennen, arbeiten, lieben, lachen, werfen Frisbees und haben nicht die geringste Ahnung davon, wie fragil dieses ganze Leben ist.«
Ich verzog das Gesicht. » Darf ich raten? Aber Sie, Special Agent Jones, sind ein stiller Wächter, der sie beschützt und seine ganze Menschlichkeit dafür opfert, dass diese Bürger nachts sorgenfrei schlafen können. Stimmt es so in etwa?«
Er lächelte. » Das hatte ich wohl verdient.«
» Was ist mit Terese passiert?«
Jones ging weiter.
Ich sagte: » Als wir in London waren, haben Sie mich festgenommen.«
» Ja.«
» Und dann?«
Er zuckte die Achseln. » Die Bereiche sind aufgesplittet. Ich weiß es nicht. Ich habe Sie an eine andere Abteilung übergeben. Meine Arbeit war damit getan.«
» Das ist sehr praktisch für die Moral«, sagte ich.
Er zuckte leicht zusammen, ging aber weiter.
» Was wissen Sie über Mohammad Matar?«, fragte er.
» Nur das, was ich in der Zeitung gelesen habe«, sagte ich. » Wenn ich das richtig verstanden habe, war er ein richtig übler Bursche.«
» Ganz übel. Ein extrem gebildeter, radikaler Extremist, der so übel war, dass andere radikale Extremisten vor Angst ins Bett gemacht haben, wenn sie an ihn dachten. Matar war ein großer Freund der Folter. Er glaubte, die einzige Art, die Ungläubigen zu vernichten, liege darin, unter ihnen zu leben und ihre Kultur von innen heraus zu zerstören. Er hat eine Terrororganisation namens Grüner Tod gegründet. Ihr Motto lautet: › Al-sabr wal sayf sawf yudammir al-kafirun.‹«
Mein ganzer Körper krampfte sich zusammen.
» Al-sabr wal sayf.«
» Was bedeutet das?«, fragte ich.
» Geduld und das Schwert werden die Sünder vernichten.«
Ich schüttelte den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen.
» Mohammad Matar hat fast sein ganzes Leben in der westlichen Welt verbracht. Er ist vor allem in Spanien aufgewachsen, hat aber auch Zeit in Frankreich und England verbracht. Und Dr. Death ist mehr als ein Spitzname– er hat in Georgetown Medizin studiert und seine Fachausbildung hier in New York absolviert. Hat unter diversen falschen Namen zwölf Jahre in den USA gelebt. Und jetzt raten Sie mal, wann er unser Land verlassen hat?«
» Ich bin eigentlich nicht in der Stimmung zu raten.«
» Am zehnten September 2001.«
Wir schwiegen beide einen Moment lang und wandten uns fast unbewusst nach Süden. Nein, wir hätten die Türme von hier aus nicht sehen können, auch wenn sie noch stünden. Aber wir mussten ihnen unseren Respekt erweisen. Immer und hoffentlich für alle Ewigkeit.
» Wollen Sie sagen, dass er auch an dem Anschlag beteiligt war?«
» Ob er beteiligt war? Das ist schwer zu sagen. Aber auf jeden Fall wusste er davon. Seine Abreise war kein Zufall. Wir haben einen Zeugen, der ihn Anfang jenes Monats im Pink Pony gesehen hat. Sagt der Name Ihnen etwas?«
» Ist das nicht der Stripclub, in dem die Terroristen vor dem elften September waren?«
Jones nickte. Eine Schulklasse kreuzte unseren Weg. Die Kinder– sie mussten zehn bis elf Jahre alt sein– trugen alle die gleichen hellgrünen Hemden mit dem aufgestickten Namen ihrer Schule. Ein Erwachsener ging vorneweg, einer hinterher.
» Sie haben einen der wichtigsten Terroristenführer getötet«, sagte Jones. » Können Sie sich vorstellen, was seine Anhänger mit Ihnen machen würden, wenn sie die Wahrheit erführen?«
» Und deshalb haben Sie lieber die Lorbeeren eingeheimst?«
» Deshalb haben wir Ihren Namen da rausgehalten.«
» Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.«
» Ist das Sarkasmus?«
Ich war mir selbst nicht ganz sicher.
» Wenn Sie weiter so in der Welt herumstolpern, wird die Wahrheit ans Tageslicht kommen. Irgendwann treten Sie in ein Wespennest, und plötzlich steht ein Haufen heiliger Krieger bei Ihnen vor der Tür.«
» Gehen Sie doch einfach mal davon aus, dass ich keine Angst vor ihnen habe.«
» Dann sind Sie verrückt.«
» Was ist mit Terese passiert?«
Wir blieben vor einer Parkbank stehen. Er stellte einen Fuß auf die Sitzfläche und legte seinen Aktenkoffer aufs angewinkelte Bein. Er öffnete ihn und wühlte einen Moment lang darin herum. » Am Abend bevor Sie Mohammad Matar getötet haben, ließen Sie die sterblichen Überreste aus Miriam Collins’ Grab ausgraben, um einen DNA-Test durchzuführen.«
» Hoffen Sie
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