Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
ist nicht so verlaufen, wie es im Bericht stand.«
» Und das ist der Rauch, den Sie jetzt noch sehen?«
» Ja.«
» Und wenn ich dafür sorge, dass sich dieser Rauch lichtet, halten Sie sich aus der Sache heraus?«
» Irgendetwas wurde in jener Nacht vertuscht.«
» Wenn ich dafür sorge, dass sich der Rauch lichtet, halten Sie sich dann aus der Sache heraus?«, fragte Jones noch einmal.
» Ich denke schon«, sagte ich.
» Okay, dann sprechen wir doch mal über ein paar andere Theorien.« Jones ging weiter. » Der Autounfall vor zehn Jahren. Ihrer Ansicht nach ist das also so abgelaufen, dass…?« Er brach ab und sah mich an. » Na ja, erzählen Sie’s mir. Was wurde da Ihrer Meinung nach vertuscht?«
Ich sagte nichts.
» Der Zusammenstoß hat stattgefunden– so weit haben Sie das wohl akzeptiert. Terese wurde so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht. Ich denke, da sind Sie auch noch dabei. Ab wo stimmt es dann Ihrer Ansicht nach nicht mehr? Sie glauben also– Sie müssen mir helfen, Myron–, dass eine Intrige gesponnen wurde, an der Tereses beste Freundin und mindestens ein oder zwei Polizisten beteiligt waren, die Tereses siebenjährige Tochter aus irgendeinem unerfindlichen Grund von ihrer Mutter getrennt und dann jahrelang versteckt gehalten haben? Und dann?«
Ich sagte immer noch nichts.
» Und für dieses von Ihnen unterstellte Komplott müsste ich in Bezug auf den DNA-Test gelogen haben, was ich, wie Sie selbst durch unabhängige Gutachter überprüfen lassen können, nicht getan habe.«
» Da wurde irgendetwas vertuscht«, sagte ich.
» Ja«, sagte er. » Das wurde es.«
Ich wartete. Wir gingen am Karussell im Park vorbei.
» Der Unfall ist im Großen und Ganzen so abgelaufen, wie man es Ihnen erzählt hat. Ein LKW ist auf der falschen Spur von der A-40 heruntergekommen. Ms. Collins hat das Lenkrad herumgerissen, und, tja, das war’s dann. Die beiden Wagen sind zusammengestoßen. Die Hintergrundgeschichte kennen Sie auch. Sie war zu Hause. Sie erhielt einen Anruf, dass sie ins Studio kommen sollte, damit sie die Nachrichtensendung in der Prime Time sprechen konnte. Sie hatte nicht vorgehabt, an diesem Abend noch das Haus zu verlassen, also ist es wohl in gewisser Weise verständlich.«
» Was?«
» Es gibt so eine griechische Redensart: Der Bucklige sieht den Buckel auf seinem eigenen Rücken nie.«
» Was hat das mit der ganzen Sache zu tun?«
» Vielleicht gar nichts. Bei der Redensart geht es um Makel. Wir sehen leicht die Makel der anderen. Wenn es uns selbst betrifft, sind wir nicht so aufmerksam. Außerdem sind wir absolut nicht gut darin, unsere eigenen Fähigkeiten richtig zu beurteilen, besonders wenn noch eine schöne Karotte vor unserer Nase herumbaumelt.«
» Was Sie jetzt erzählen, ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
» Doch, das tut es. Sie wollen wissen, was da vertuscht wurde– dabei ist es vollkommen offensichtlich. War Terese Collins mit dem Tod ihrer Tochter nicht schon genug gestraft? Ich weiß gar nicht, ob die Beteiligten sich mehr Sorgen über die juristischen Auswirkungen gemacht haben oder über die Schuld, die eine Mutter damit auf sich laden würde. Aber Terese Collins war an diesem Abend betrunken. Hätte sie den Unfall verhindern können, wenn sie nüchtern gewesen wäre? Wer weiß– die Schuld lag eindeutig bei dem Lkw-Fahrer, aber wenn ihre Reaktionszeit etwas kürzer gewesen wäre…?«
Ich versuchte, das zu verarbeiten. » Terese war betrunken?«
» Ja, ihr Bluttest zeigte, dass sie die erlaubte Promillegrenze überschritten hatte.«
» Und das wurde dann vertuscht?«
» Ja.«
Lügen kann man riechen. Die Wahrheit allerdings auch.
» Wer wusste davon?«, fragte ich.
» Ihr Mann. Und Karen Tower. Sie haben es vertuscht, weil sie dachten, die Wahrheit würde sie zerstören.«
Was sie wohl auch so getan hatte, dachte ich. Ein Gewicht legte sich auf meine Brust, als mir noch etwas klar wurde: Terese wusste das wahrscheinlich auch. Irgendwie war sie sich über ihre Schuld im Klaren. Direkt nach so einer Tragödie wäre jede Mutter verzweifelt gewesen, aber inzwischen waren zehn Jahre vergangen, und Terese versuchte immer noch, Wiedergutmachung zu leisten.
Wie hatte sie es formuliert, als sie mich aus Paris anrief? Sie wusste gar nicht genau, ob sie wollte, dass ihre Wunden verheilten.
Sie wusste Bescheid. Vielleicht nur unbewusst, aber sie wusste Bescheid.
Ich blieb stehen.
» Was ist mit Terese passiert?«
» Hat sich der Rauch
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