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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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Toten an.
    Dann schüttelte er sich, bückte sich und packte den Toten an den Schultern. Rückwärts gehend schleifte er ihn zum Bestienrevier.
    Er hatte eine Aufgabe. Angesichts des Todes hatte jeder Höhlenbewohner eine Pflicht zu erfüllen.
    Schließlich erreichte er die Pforte zum Bestienrevier. Er war dankbar, daß sein Onkel unweit davon gestorben war. Thomas der Fallensprenger hatte gewußt, daß sein Ende kurz bevorstand und sein Neffe nachher verpflichtet war, ihn in den Kanal zu werfen. Um Eric diese Pflicht zu erleichtern, hatte er versucht, den Großteil des Anmarsches aus eigenen Kräften zu bewältigen.
    In der Nähe der Pforte befand sich eine Frischwasserleitung in der Wand. Und wo es ein Wasserrohr gab, hatten die Bestien meist auch ihre Abflußrohre.
    Die Wasserleitung war leicht gefunden. Ein andauerndes leises Gurgeln und Rauschen im Boden wies Eric den Weg. Wo das Geräusch am deutlichsten war, fand er die Falltür, die eine frühere Generation unter viel Schweiß in den Boden geschnitten hatte. Er hob die Falltür auf. Neben der Wasserleitung verlief ein zweites Rohr. Es war so breit, daß mehrere Männer nebeneinander daran Platz gehabt hätten. Auch hier war das harte Material des Bodens fortgescharrt und eine Rohrklappe freigelegt worden.
    Endlich ging die Klappe auf. Unten schoß die dunkle Brühe vorbei, von der ein unglaublicher Gestank aufstieg. In Erics Vorstellung waren Tod und dieser Gestank untrennbar verbunden, da im Rohr nicht nur sämtlicher Unrat der Bestien, sondern auch jener der Menschen fortgespült wurde, den alte Weiber, die für andere Arbeiten zu schwach waren, einmal wöchentlich in den Höhlen einsammelten. Alles, was tot oder nutzlos geworden war und die Höhlen mit Fäulnisgeruch bedrohte, wurde zum nächsten Bestienkanal getragen.
    Eric nahm dem Toten die verwendbare Ausrüstung ab, dann schleifte er ihn zur Öffnung des Höhlenbodens und ließ ihn sorgfältig hinabgleiten. Einen Arm des Toten hielt er fest, bis die Strömung den Körper erfaßt hatte. Soweit er den Text der Bestattungszeremonie auswendig kannte, sprach er ihn und endete mit den Worten: »Daher, o Väter, empfehle ich euch den Leib dieses Angehörigen der Menschheit, Thomas des Fallensprengers, eines Kriegers höchsten Ranges, eines berühmten Truppenführers und Vaters von neun Kindern.«
    Dann ließ er den Arm seines Onkels fahren. Der Abflußstrom riß die Leiche mit sich. Thomas der Fallensprenger war nicht mehr. Eric schloß die Klappe, warf die Falltür zu und trat sie fest.
    Jetzt war er völlig allein. Ein Verfemter, der von seinen Mitmenschen nichts als den langsamen, qualvollen Tod zu erwarten hatte. Er hatte keine Freunde, kein Zuhause, keinen Glauben. Das Geständnis seines Onkels gellte noch in seinem Gedächtnis: »Ich wollte – wollte – Häuptling sein.«
    Die Erkenntnis war bitter genug, daß die Religion, in der man ihn erzogen hatte, nichts weiter als eine Sprosse zum Häuptlingsthron war und die mystische Weibergesellschaft gar keine prophetischen Gaben besaß. Aber obendrein auch noch zu erfahren, daß der wohlüberlegte Widerstand seines Onkels gegen solchen Unsinn nicht dem Idealismus, sondern ganz gemeinem Machthunger entsprang, der sich über Leben und Sicherheit eines jeden vertrauensvollen Anhängers hinwegsetzte – ja, woran konnte man dann denn noch glauben, worauf ein Leben aufbauen?
    Waren seine Eltern etwa weniger leichtgläubig gewesen als das naivste Kind in den Höhlen? Wofür hatten sie sich geopfert? Für einen neuen Aberglauben anstelle des alten, für den geheimen politischen Machtkampf einzelner Personen?
    Ohne ihn. Er wollte unabhängig sein. Er lachte bitter auf. Als Geächteter hatte er gar keine andere Zuflucht als die Unabhängigkeit.
    Er rollte sich an einer Wand ein und döste. Wie es sich für einen Krieger gehörte, blieben seine Sinne wach, um ihn vor einem feindlichen Angriff zu warnen. Sein Geist versank nur teilweise in Bewußtlosigkeit. Er entspannte sich wohl, schlief aber nicht, sondern entwarf unermüdlich Zukunftspläne.
    Als Eric schließlich aufstand, sich streckte und gähnte, stand sein Entschluß fest.
    Mit wenigen Schritten gelangte er zur Pforte ins Bestienrevier. Für einen einzelnen Mann war es schwer, die Platte aus ihrer Verankerung zu heben. Schließlich gelang es ihm doch. Sie sprang heraus, und er legte sie sorgfältig auf den Boden der Höhle.
    Unschlüssig betrachtete er sie und überlegte, wie er sie von innen wieder

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