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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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religiöse Bewegung, die in allen Höhlen ihre Anhänger gefunden hatte, war soeben mit einem einzigen Streich der Häuptlinge zerschlagen worden. Die Überlebenden hatten sich in ihr Hauptquartier geflüchtet, das für Krisenzeiten wie diese ins Bestienrevier verlegt worden war. Hier konnten sie ihre Wunden verbinden, ausruhen und die Möglichkeiten erörtern, die ihnen noch offenstanden. In diesem unkonventionellen Schlupfwinkel waren sie vor Angriffen relativ sicher und konnten ungestört diskutieren und planen.
    Oder war das ein Trugschluß? Unter so vielen Leuten gab es immer ein paar Leichtsinnige. Dieser gleichzeitige Massenaufbruch in eine Richtung konnte in den Höhlen nicht unbemerkt geblieben sein. Und wenn ihnen jemand nachgeschlichen und ihre Zusammenkunft entdeckt hatte, dann saßen sie statt in einem Versteck in einer ausweglosen Falle. Vielleicht war in eben diesem Augenblick bereits ein Heer unterwegs, um die letzten Überreste des ketzerischen Fremdglaubens ein- für allemal auszutilgen.
    Nach kurzem Überlegen lehnte Eric diese Möglichkeit jedoch ab. Da die unmittelbare Gefahr gebannt war und ihre eigenen Fremdgläubigen erstochen oder in die Flucht geschlagen waren, mußte die alte Zwietracht unter den Häuptlingen wieder erwacht sein. Es war anzunehmen, daß in nächster Zukunft der Kontakt zwischen den verschiedenen Stämmen empfindlich gedrosselt wurde, damit jeder in fliegender Eile die Verteidigungspläne abändern konnte, die seine Verbündeten kennengelernt hatten. Die Menschheit zum Beispiel fragte sich im Augenblick sicher zutiefst besorgt, wieviel die Ausländer von der Gesamtstärke der Truppenverbände, der Lage der großen Hauptgrotte und der Zugangskorridore und von den reizvollen Weibern gesehen hatten, die wert waren, geraubt zu werden. Der Haß gegen alles Fremdartige beherrschte wieder die Baue. Bündnisse waren undenkbar, besonders ein so mächtiges und vielseitiges, wie es ein gemeinschaftlicher Feldzug erforderte.
    Somit schienen die Fremdgläubigen hier vor einem Überraschungsangriff dieser Art sicher zu sein. Trotzdem hätten sie Posten aufstellen sollen. Das wäre militärischer gewesen.
    Roy der Läufer war ganz seiner Meinung. »Das war das erste, was ich Arthur dem Organisator gesagt habe. Aber diese schlappen Ausländer haben eben keine Ahnung vom Kriegertum. Er hat nur mit dem Kopf gewackelt und mich gefragt, ob es in anderen Truppen der Menschheit irgendwelche Mittelsmänner und Untergrundbewegungen von Fremdgläubigen gäbe. Uns geht es vielleicht in Kürze ans Leben, und er zerbricht sich den Kopf über Untergrundbewegungen!«
    »Er kann eben auch nicht aus seiner Haut!« sagte Eric mitfühlend. »Er ist ein Organisator. Genau wie du ein Läufer bist und ich ein Auge. Stell dir vor, du würdest deine Beine verlieren oder ich das Augenlicht. Wie wäre uns dann zumute? Und er ist ein Organisator, der seine Organisation verloren hat. So etwas ist ein harter Schlag für einen Mann.«
    »Hm. Möglich. Aber das ist seine Sorge, nicht meine. Ich kann immer noch jedem Mann in den Höhlen davonlaufen. Er hat auch gesagt, er würde deinem Onkel gern ein paar Fragen stellen, falls es ihm gelingen sollte, sich bis hierher durchzuschlagen. Dich soll ich jedenfalls sofort zu ihm führen. Deshalb hat er auch die verprügelten Kerle zu sich gerufen: um einen Gesamtüberblick zu gewinnen, wie er es nennt.«
    Sie zwängten sich durch das Gewühl. Dabei beugte sich der Läufer nieder und flüsterte Eric ins Ohr: »Eines kann ich dir verraten, Eric. Was wir jetzt in dieser Situation brauchen, ist kein Organisator, sondern ein erstklassiger Truppenführer, wie dein Onkel es war. Das war ein Mann!« Der große, magere Krieger schüttelte bekümmert den Kopf. »Und jetzt schwimmt er im Kanal! Kaum zu glauben. – Eric, wie geht es meiner Frau? Ist ihr etwas zugestoßen?«
    »Ich glaube nicht. Die Suppe auslöffeln mußten nur die Frauen Thomas des Fallensprengers.«
    Roy nickte düster. »Meine Frau nicht. Darauf kannst du wetten. Bestimmt ist sie dort gelandet, wo sie schon immer sein wollte – in Franklins Harem.«
    Arthur der Organisator löste sich aus der Gruppe der schwatzenden Ausländer. Herzlich streckte er Eric die Arme entgegen, doch seine Augen blickten kalt.
    »Willkommen, Eric«, sagte er. »Willkommen. Ich habe da ein Gerücht über deinen Onkel vernommen. Ich hoffe aus ganzem Herzen, daß es nicht stimmt.«
    »Er ist tot. Tot und kanalisiert.« Nur mühsam unterdrückte

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