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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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dazu das spitze, stinkende Maul – das konnte mühelos drei Männer auf einmal verschlingen!
    Er zwang sich, ganz still zu stehen, obwohl jeder Muskel seines Körpers danach schrie, loszupreschen. Zum erstenmal sah er die rosigen Fühler aus der Nähe. Sie waren unglaublich lang und konnten ihn vermutlich spielend hochheben.
    Aber obwohl die Bestie direkt in seine Richtung starrte, schien sie ihn nicht zu sehen. Sie schob den Schädel zwischen den Stäben durch und streifte dabei an Roy an, der unweit von Eric stocksteif dastand.
    Der Läufer warf die Hände hoch, brüllte und rannte. Sofort zog sich der Schädel zurück. Roy hetzte zum anderen Ende des Gestänges.
    »Jetzt sind wir dran«, sagte Walter der Waffenforscher grimmig. Beide sahen, wie sich ein Seil zwischen die Stangen neben Roy senkte. Es schlängelte sich auf ihn zu, erfaßte ihn – und glitt weiter. Es peilte Eric und Walter an.
    »Wir trennen uns«, befahl der Waffenforscher. »Viel Glück, Kleiner.«
    Mit weiten Sprüngen liefen sie in entgegengesetzten Richtungen davon. Eric duckte sich und rannte im Zickzack zwischen den Stäben durch. Wenn es ihm gelang, die andere Seite zu erreichen, fand sich in der Nähe vielleicht ein anderes Gestänge ...
    Er hörte Walter aufschreien und opferte eine kostbare Minute, um sich umzusehen. Wenige Schritte von dem um sich schlagenden Roy entfernt, hatte das grüne Seil nun auch den Waffenforscher erfaßt. Jetzt schnellte es eilig zu Eric hin und schleifte dabei beide Männer mit.
    Eric richtete sich auf. Verstecken war sinnlos geworden. Hauptsache, er lief so schnell wie möglich.
    Walters und Roys Schreie rückten unheimlich rasch näher. Schneller konnte er nicht laufen. Es ging einfach nicht ...
    Etwas fürchterlich Kaltes berührte flüchtig seine Seite, und die Füße wurden ihm unter dem Leib weggerissen. Er hörte sich aufschreien. Verzweifelt hämmerte er gegen das grüne Seil, das dort, wo es an seiner Hüfte klebte, tiefschwarz geworden war. Es war wie angewachsen. Er konnte es nicht loswerden. Er schrie und schrie.
    Ein Bestienschädel beugte sich nieder, und einer der rosigen Fühler griff nach dem Seilende. Und dann ging's nach oben mit ihnen. Immer höher und höher stiegen sie ins blendende Licht auf. Der Fußboden war längst nicht mehr zu sehen. Höher, noch höher, bis die Bestien sie betrachten konnten, deren Gefangene sie nun waren.
     

 
15.
     
    Was nachher geschah, blieb Eric nur als verschwommener Angsttraum im Gedächtnis. Die Massenhysterie hatte ihn angesteckt, und damit war jedes klare Denken wie ausgelöscht. Es gab nur einzelne, unzusammenhängende Bilder: Das Seil, an dem er klebte, wurde von einem Hals voll rosiger Fühler zum anderen weitergereicht, ein riesiges rotes Auge schob sich heran, der Bestienatem schlug ihm wie eine erstickende Wolke entgegen. Und über allem lagerte das Gebrüll der Menschen, die rund um ihn in Trauben von der Höhe hingen.
    Zusammenhängende Eindrücke gewann er erst von dem Augenblick an, als das Seil, an dem er, Walter und Roy hafteten, von einer Bestie in einen großen, durchsichtigen Kasten getaucht wurde und er plötzlich wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Auch seine beiden Kameraden richteten sich neben ihm auf, und ihr Schreien verwandelte sich in qualvolles Röcheln. Das Seil wurde über ihren Köpfen zurückgezogen. Sein ursprünglich lebhaftes Grün war einem schmutzig grüngrauen Farbton gewichen. Die meisten Expeditionsmitglieder standen bereits rund um Eric, und der Rest kam innerhalb der nächsten Momente an, als Seil um Seil in den durchsichtigen Kasten gesenkt wurde, seine Gefangenen freigab, erschlaffte und zurückgezogen wurde.
    Was war das für ein durchsichtiger Kasten? Eric spähte angestrengt nach unten. Unter dem durchsichtigen Boden lagen viele Schichten einander überschneidender Stäbe. An manchen dieser Schnittpunkte waren Kästen befestigt, die genauso aussahen wie seiner. Einige Kästen enthielten Menschen, andere standen leer.
    Er sah auf und begegnete Walters Blick. »Genau«, sagte der Waffenforscher und verzog das Gesicht. »Die schimmernden Kästen, in denen sich Schatten bewegen. Die Schatten waren Menschen. Und die Kästen sind Käfige.« Er fluchte. »Walter der Waffenforscher nennt man mich. Jetzt haben wir die neue Wunderwaffe! Viel gründlicher, als wir dachten!«
    Die anderen Männer hatten ihm zugehört. Manny der Erzeuger trat mit hoch erhobenem Zeigefinger vor. Sein versonnener Blick war in

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