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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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man das macht, und außer mir gibt es noch ein paar Leute, die ...«
    »Aber später verwarf ich auch diesen Gedanken. Bestenfalls stellt ihr ein Seil her, das jeweils einer von zwei Mann benützen könnte und von Stange zu Stange mittragen müßte. Und wie ich die Qualität eures Leders kenne – nein, auch das wäre der sichere Tod.« Er setzte ab und überlegte. »Obwohl er bei weitem nicht der schlimmste wäre.«
    Die drei ließen seine Worte auf sich einwirken und erschauerten. »Weil wir eben von Stämmen sprechen«, sagte der Waffenforscher leise. »Welchem gehörst du an?«
    »Das ist meine Privatangelegenheit. Und jetzt seid so freundlich und geht. Ich – ich fürchte, ich werde einiges zu leiden haben.«
    »Wir gehen schon«, sagte Roy der Läufer wütend. »Mit Vergnügen sogar. Sobald du Manieren gelernt hast, kannst du dich wieder bei uns melden.«
    Er zog ab. Der Waffenforscher kratzte sich den Kopf, dann folgte er dem Läufer nach.
    Eric hockte sich neben den Verwundeten. »Kann ich etwas für dich tun?« fragte er. »Möchtest du Wasser haben?«
    Der Mann fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wasser? Woher willst du hier oben außerhalb der Abspeisung Wasser nehmen? Oh, es war mir entfallen, daß ihr Krieger ja immer Feldflaschen bei euch tragt. Ja, für ein paar Schluck Wasser wäre ich dir sehr dankbar.«
    Eric gürtete seine Feldflasche los und hielt sie dem Verwundeten an die Lippen.
    »Danke«, seufzte der Mann. »Ich habe schmerzstillende Pillen genommen, aber gegen den Durst war ich machtlos. Vielen herzlichen Dank.« Er sah zu Eric auf. »Ich heiße Jonathan Danielson.«
    »Und ich Eric. Eric das Auge.«
    »Hallo, Eric. Du gehörst zu einem Vorderhöhlenvolk, wie?«
    »Ja. Mein Stamm nennt sich Menschheit. Der lange Bursche dort, Roy der Läufer, ist der einzige Überlebende meines Volkes, der noch bei mir ist.«
    »Der einzige Überlebende ...«, wiederholte der Mann wie im Selbstgespräch. »Ich bin der einzige Überlebende. Insgesamt vierzehn Mann waren wir, und alle sind tot. Ein einziger Fußtritt einer Bestie, und alle starben an zerschmetterten Gliedern. Ich hatte Glück. Mich hat der Fuß kaum gestreift. Eingedrückte Rippen und innere Blutungen – ich glaube nicht, daß ein anderer so glimpflich davongekommen ist.«
    Seine Stimme erstarb. Zaghaft fragte Eric: »Das also erwartet uns? Daß die Bestien uns zertrampeln werden?«
    Ungeduldig riß Jonathan Danielson den Kopf zur Seite, stöhnte aber sofort auf, da ihm die Bewegung weh tat. »Oh! Nein, natürlich nicht. Das hat sich bei meiner Gefangennahme zugetragen. Hier wenden die Bestien schon raffiniertere Methoden als Fußtritte an. Du weißt ja, wo du hier bist, oder nicht?«
    »Sprichst du von diesem Käfig?«
    »Nein, von dem Raum, in dem die Käfige stehen. Ein Labor zur Schädlingsbekämpfung.«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«
    Das zerschlagene Gesicht grinste schief zu ihm auf. »Du und ich. Die Menschen im allgemeinen. Wir sind, was die Bestien betrifft, Schädlinge. Wir stehlen ihre Nahrung, wir beunruhigen sie, wir nisten uns in ihren Häusern ein. Sie möchten uns gerne los sein. Und in diesem Labor erforschen sie mit wissenschaftlicher Gründlichkeit, wie sie uns ausrotten könnten. Hier werden die verschiedensten Vertilgungsarten getestet: Sprühmittel, Fallen, vergiftete Köder, was du nur willst. Aber dazu brauchen sie Versuchstiere. Und genau das sind wir hier: Versuchstiere.«
    Nachdenklich schlenderte Eric zur Mitte des Käfigs zurück, wo Roy und Walter sich niedergeschlagen hingesetzt und die Arme um die Knie geschlungen hatten.
    »Die Leute sind müde, Eric«, mahnte der Läufer. »Sie haben einen verdammt anstrengenden Tag hinter sich. Sie möchten gerne schlafen. Aber Arthur ist völlig in seine Gebete versunken und hört und sieht nichts. Er spricht mit niemandem.«
    Eric nickte. Er wölbte die Hände vor den Mund und rief: »Alles mal herhören! Ihr dürft schlafen gehen. Ich erkläre hiermit den Einbruch der Nacht.«
    »Habt ihr gehört!« schrie Roy eifrig, »unser Führer hat die Nacht erklärt. Marsch, alles aufs Ohr legen!«
    Überall im Käfig streckten die Männer sich dankbar auf dem Boden aus. »Danke, Eric. Gute Nacht. Gute Nacht, Eric.«
    Eric legte sich ebenfalls hin und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Es gab noch vieles zu überlegen, und es gelang ihm nicht, rasch einzuschlafen.
     

 
16.
     
    Der Morgen brauchte nicht eigens ausgerufen zu werden. Sie wurden durch das

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