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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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So wollte es der Brauch. Aber das war etwas anderes gewesen. Jetzt hingegen hieß es, daß er und sie ... in Kürze ...
    »Entscheidend ist, daß es um unser Leben geht«, sagte Rachel sanft. »Dein Leben und höchstwahrscheinlich auch meines. Ursprünglich waren drei andere Expeditionsteilnehmer mit mir in diesem Käfig. Ich mußte zusehen, wie einer nach dem anderen geholt wurde und – jeder –, ach, du weißt schon. Wir haben es beide gesehen.«
    »Und ob ich das weiß«, bestätigte Eric wutentbrannt. »Ich habe gesehen, was sie mit uns treiben.«
    »Einmal haben sie auch mich geholt. Ich dachte schon, es sei mein Ende. Aber nachdem sie mich von einem grünen Seil zum anderen weitergereicht hatten – vier oder fünf Bestien steckten ihre Schädel über mir zusammen –, brachten sie mich wieder zurück. Sammy Josephson – er kam als letzter an die Reihe – Sammy also meinte, sie hätten vielleicht erkannt, daß ich eine Frau sei und damit, nun ja, eine Art Rarität im Bestienrevier. Wir haben lange darüber diskutiert, aber dann holten sie Sammy ab. Wie sie ihn zugerichtet haben – ich darf gar nicht daran denken.«
    Sie schüttelte traurig den Kopf. Eric bemerkte erstaunt, daß er ihre Hand drückte. »Und dann brachten sie mir die Wilden, und schließlich dich. Alle hatten langes, offenes Haar, genau wie ich. Bestimmt also wissen die Bestien, daß ich eine Frau bin, und wollen, daß ich mich paare. Tun wir es nicht, werden sie dich aus dem Käfig holen und dich bei einem Versuch töten. Und wahrscheinlich wird ihnen das Warten zu dumm werden, und sie tun das gleiche mit mir. Haben sie dich erst entfernt, darf ich bestenfalls hoffen, daß weiterhin Wilde in meinen Käfig purzeln. Für sie bin ich ein Fressen auf zwei Beinen, genau, wie sie es gerne mögen. Ich habe es satt, zu kämpfen und zu töten. Das ist Männerarbeit. Sei du mein Mann und tu sie für mich.«
    Eric zerrte verlegen an seinem Tornisterriemen, während er ihre Worte überdachte, die mit einer flehentlichen Bitte geendet hatten. Sicher hatte sie recht. Und er hatte ein geradezu unheimliches Glück. Rachel übertraf die kühnsten Träume, die er sich von einer Gefährtin gemacht hatte. Aber darüber durfte er nicht vergessen, daß er der Mann war und ein Krieger obendrein. Eine Paarung war eine ernste Angelegenheit – sie mußte nach alter Tradition erfolgen.
    »Dreh dich um, damit ich dich betrachten kann«, befahl er.
    Rachel gehorchte unterwürfig, wie er es erwartet hatte.
    Sie trat einen Schritt zurück und drehte sich langsam im Kreis. Dabei hob sie ihr Haar hoch, damit er ihre Figur ungehindert sehen konnte. Dadurch reckten sich ihre Brüste vor. Eric bemerkte zwar, daß es bei weitem nicht die größten Brüste waren, die er an einem Mädchen gesehen hatte, aber sie waren recht hübsch. Und wenn auch ihre Hüften und das Becken eine Spur zu schmal waren, stellte doch die Geburt eines einzelnen Kindes – und damit müßte er ja wohl rechnen – bedeutend kleinere Anforderungen als die vielköpfigen Würfe, die ein Gatte für gewöhnlich berücksichtigen mußte.
    Andererseits hatte sie einen ausgesprochen reizenden, wohlgeformten Leib, der, abgesehen von den etwas schmalen Hüften, nichts zu wünschen übrig ließ. Und ihr Gesicht – er drehte sie nochmals um und nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger – ihr Gesicht mit den großen, leuchtenden braunen Augen, der kleinen, kecken Nase und dem weichen, vollen Mund, war ganz entzückend. Ja, Eric mußte zugeben, daß Rachel ein Schatz war, für den es sich lohnte, Blut zu vergießen.
    Natürlich wäre es unsinnig gewesen, ihr das zu sagen. Ein richtiger Mann muß einer Frau gegenüber immer diplomatische Zurückhaltung wahren.
    Er trat zurück und faltete langsam und nachdenklich die Arme über der Brust, um auszudrücken, daß die Begutachtung beendet war.
    Rachel entspannte sich und atmete auf. »Zufrieden?« fragte sie mit dem erforderlichen Maß an Ängstlichkeit. Eric fühlte sich maßlos geschmeichelt. Ihr frivoler Ton hatte ihn schon befürchten lassen, sie könne ein schlechtes Benehmen haben.
    »Ich bin zufrieden«, sagte er und setzte mit den vorgeschriebenen Sätzen der Brautwerbung fort: »Du gefällst mir. Ich will dich zur Gefährtin haben.«
    »Gut. Das freut mich. Jetzt verlange ich das Recht der Aufforderung. Du darfst dich mir sexuell erst nähern, wenn ich es dir erlaube.«
    »Das ist dein gutes Recht«, bestätigte Eric. »Ich werde auf deinen Ruf warten.

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