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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Eichstrich ran.» Er preßte stöhnend beide Handflächen gegen die Schläfen. «Mein Kopf – Mann o Mann!»
    «Is schon ‘ne schöne Scheiße», sagte Mona.
    «Das nimmste an!»
    «Trink mal, ich muß wieder ins Geschäft.»
    Markulla gähnte. «Das läuft dir nich weg.»
    «Du auch! Zur Arbeit.»
    Er grinste. «Du hast doch schon angerufen, daß ich erst mal zum Arzt mußte.»
    «Trotzdem. Du gehst!»
    «Ich geh wieder ins Bett.» Er suchte unterm Tisch nach seinen Pantoffeln.
    «Das ist dann wieder der Anfang», sagte sie.
    «Hat ja doch alles keinen Zweck.» Er schloß die Augen und stützte den Kopf in beide Hände.
    Sie riß ihm die Arme weg, so daß sein Kopf beinahe auf die Tischplatte geknallt wäre. «Du hast mir doch vorhin was von ‘nem tollen Traum erzählt, den de gehabt hast. Als de auf der Toilette warst.»
    «‘n Traum?» fragte er.
    «Ja, was von ‘ner hohlen Gasse oder so.»
    «Hab ich wohl von Wilhelm Teil geträumt. Haste ‘n Ei für mich mitgekocht?»
    «Ja, da drüben unterm Kissen liegt es.»
    «Gut, danke.» Er holte sich das Ei und setzte sich wieder, langsam und umständlich. «Der Traum, ja…» Er klopfte das Ei. «Du, ich glaub, der war ganz komisch. Ich geh so ‘ne schmale Gasse lang, mehr so ‘n Tunnel. So schmal, daß man die Mauern berühren kann, beide Wände, wenn man die Arme ausstreckt. Ganz eng das Ding und was soll ich dir sagen – zwei Männer verfolgen mich… So Killertypen; jeder ‘n mächtigen Ballermann in der Hand. Der eine vor mir, der andere hinter mir. Ich bleib stehen, und die kommen immer näher. Jeder schreit: Ich leg dich um! Ich versuch, die Mauer hochzuklettern, rutsch aber immer wieder ab. Ich renn nach links, nach vorn, da scheucht mich der eine zurück; ich renn nach rechts, da scheucht mich der andere zurück. Ich seh, wie sich ihre Lippen bewegen: sie zählen schon. 5-4-3-2… Aus, denke ich, Schluß! Ich seh mich schon als Leiche daliegen, völlig durchlöchert. Ich konzentrier mich auf den rechten, und als der abdrückt, werf ich mich auf den Boden. Die Kugel fliegt über mich hinweg. Im selben Augenblick ein zweiter Schuß. Der links von mir hatte auch abgedrückt. Und was soll ich dir sagen: ich steh auf und seh beide tot daliegen. Die hatten sich gegenseitig erschossen.»
    Mona lachte. «Ach, darum haste plötzlich so im Schlaf geschrien.»
    «Ja. Die Angst, Mensch! Ich kann dir sagen…»
    «Is ja noch mal gutgegangen.»
    «Im Traum – ja», sagte Markulla.
    «‘s wird auch hier gutgehen», sagte Mona.
    Markulla wurde immer heiterer. «Ja, wenn sich Zitzner und Raupach auch so gegenseitig abknallen würden wie die bei mir im Traum…»
    «Das wer’n die beiden doch – mußt mal was Wissenschaftliches über Träume lesen», sagte Mona.
    «Wo harn wir denn hier so ‘ne Gasse?» fragte Markulla.
    «Muß ja nicht unbedingt ‘ne Gasse sein», sagte Mona.
    «Und wie willste die dazu bringen, aufeinander zu schießen?»
    «Na, ist doch das gleiche wie im Traum: Die hetzen dich doch schon», sagte Mona.
    Markulla mimte den Pfiffigen. «‘n bißchen anders müßte man’s schon machen.»
    «Laß dir mal was einfallen.»
    «Du, ich trink doch ‘n Bier – das löscht am besten ‘n Durscht.» Er ging zum Kühlschrank, suchte sich eine Flasche Pils heraus, biß den Kronkorken mit den Zähnen herunter und genehmigte sich einen kräftigen Schluck.
    «Na, was is?» Mona ließ nicht locker.
    Markulla setzte sich auf den Kühlschrank. «So schnell geht’s ja nu auch wieder nich… Wir müssen also Zitzner auf Raupach hetzen und Raupach auf Zitzner, wenn ich den Traum mal auf meine Situation hier übertrage.»
    «Ja, müssen wir.»
    «Ach, das is doch alles Unsinn, Kappes!» Markulla trank die Flasche leer.
    «Versuch’s doch erst mal.»
    «Zitzner müßte Raupach erpressen. Aber womit?» Markulla steckte den kleinen Finger in den Flaschenhals und zog ihn dann mit einem schmatzenden Geräusch wieder heraus.
    Mona schmunzelte. «Ich kenn jemand, der hat ‘ne Sauna, und hinter der Sauna ‘n Massagesalon. Und da geht Raupach öfter hin.»
    «Woher weißten das?» fragte Markulla.
    «Wie der Zufall so spielt… Der, der die Sauna und den Massagesalon hat, der steht bei mir mit dreißigtausend in der Kreide. Der wird mir schon ‘n Bildchen liefern.»
    Markulla sah sie an. «Und das Bild soll ich dann Raupach schicken?»
    «Ja, mittem schönen Brief… Schneidet die Buchstaben aus der Zeitung aus und klebst sie zusammen, ‘n paar Schnipsel davon

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